Strafzahlung für Boeing
Älter als 7 Tage

Mitarbeiter zur Freigabe gemobbt

Boeing 787-Produktion
Boeing 787-Produktion, © Boeing

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CHICAGO - Boeing-Manager haben Mitarbeiter unter Druck gesetzt, Freigabeprozesse zu beschleunigen: zu diesem Schluss kommen die US-amerikanische Flugsicherheitsbehörde FAA und andere. Der Flugzeugbauer soll deswegen nun eine Strafe in Millionenhöhe bezahlen.

Die Vorwürfe gehen bis ins Jahr 2017 in die Fertigungshalle des Boeing-Dreamliners 787 in South Carolina zurück. Hintergrund ist das sogenannte Organization Designation Authorization-Programm (ODA), in dessen Rahmen Boeing-Mitarbeiter für die FAA als Sicherheitsinspekteure agierten und bei der Zertifizierung neuer Flugzeuge und Teile mitarbeiteten.

Boeing habe zum einen Mitarbeiter in diesem System mitwirken lassen, die nicht für das ODA-Programm qualifiziert waren - so der Vorwurf der FAA und anderer, internationaler Flugsicherheitsbehörden, die den Zertifizierungsprozess der 737 MAX untersucht haben.

Zum anderen hätten Manager ODA-Mitarbeiter "unangemessen unter Druck gesetzt oder sie beeinflusst". Diese Praxis habe zwischen 2017 und 2019 teilweise das Format des Mobbings und der Nötigung erreicht.

Für einen Vorfall am 26. Februar 2019 schlägt die FAA eine extra Strafe wegen des "unangemessenen Drucks" vor, den Boeing-Mitarbeiter auf ODA-Mitarbeiter ausübten, die versuchten, eine 787-9 zu inspizieren.

Der bisherige Vorschlag der FAA für die Höhe der Strafzahlung liegt bei 1,25 Millionen US-Dollar. "Die von der FAA vorgeschlagene Strafe ist eine klare und starke Erinnerung an unsere Pflichten als Teil des ODA-Systems", heißt es kleinmütig aus der Boeing-Zentrale. "Unangemessener Druck jeder Art passt nicht zu unseren Werten und wird nicht geduldet."

Eigenen Angaben zufolge hat das Unternehmen die Vorfälle gemeldet und der FAA offengelegt - das Unternehmen hat demnach "Korrekturmaßnahmen" ergriffen und kooperiert bei den Untersuchungen mit der Behörde.

Das ODA-Programm ist nach den Abstürzen zweier Boeing 737 MAX massiv in die Kritik geraten. Auch an der Zulassung dieses Flugzeuges waren ODA-Mitarbeiter beteiligt. Mitglieder eines internationalen Untersuchungsausschusses, der die Zertifizierung der 737 MAX rekonstruiert fanden ebenfalls Beweise für "unangemessenen Druck".

Die Nachrichtenagentur "Reuters" zitiert aus einer im Jahr 2016 von einem Gremium des Kongresses veröffentlichten Boeing-Umfrage. Diese ergab, dass fast 40 Prozent der 523 Mitarbeiter, die mit Arbeiten zur Sicherheitszertifizierung befasst sind, "möglicherweise unangemessenen Druck" von Managern wahrnehmen.
© aero.de, Bloomberg | Abb.: Boeing | 06.08.2020 12:19

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Beitrag vom 06.08.2020 - 14:09 Uhr
Da fehlen doch keine Nullen.
Das ist ein US Unternehmen die werden nur mit 1 Promille dessen bestraft wie nicht US Firmen.

Dieser Beitrag wurde am 06.08.2020 14:09 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 06.08.2020 - 13:01 Uhr
der Vorschlag der FAA für die Höhe der Strafzahlung liegt bei 1,25 Millionen US-Dollar.

Zum Einen: Fehlen da nicht ein paar Nullen? 1,25 Mio ist für ein derartiges Vergehen, das bewusst Menschenleben in Gefahr bringt ja praktisch geschenkt.
Zum Anderen: Warum lese ich in diesme Bericht nicht, dass das ODA Verfahren mit sofortiger Wirklung terminiert ist und Zertifizierungen wieder vollständig von der FAA übernommen werden?

Man kann Fehler machen, OK. Aber die eigenen Mitarbeiter zu zwingen, Zertifizierungen entgegen den Regeln auszusprechen, disqualifiziert Boeing vollständig für die Übernahme einer derartigen Verantwortung.


Dieser Beitrag wurde am 06.08.2020 13:03 Uhr bearbeitet.


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