Zwischenfall im Allgäu
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Ryanair: Rückenwind für hohe Sinkrate verantwortlich

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Ryanair Boeing 737-800, © Ingo Lang, edition airside

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MEMMINGEN - Starker Wind war nach Angaben von Ryanair der Grund für den schweren Zwischenfall im Allgäu. Nach Angaben der Airline war die Maschine gerade im Landeanflug auf den Flughafen Memmingen, als die Piloten "plötzlich unerwartet hohen Rückenwind" verzeichneten. "Die Besatzung entschied sich für ein Durchstarten des Jets, was völlig den Richtlinien von Ryanair entspricht", erklärte Unternehmenssprecher Stephen McNamara am Montag in Dublin.

Erst nachdem das Durchstarten der Maschine eingeleitet war, hätten sich die automatisch gesteuerten Warnsysteme aktiviert. "Die Crew beendete den Vorgang und landete kurze Zeit später völlig normal."

Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) stuft den Zwischenfall vom 23. September als "schwere Störung" ein.


Laut BFU-Bericht verlor das Flugzeug innerhalb von nur 20 Sekunden 839 Fuß Höhe und rollte von 25 Grad Schräglage rechts auf 35 Grad Schräglage links. Die geringste Flughöhe betrug 450 Fuß über Boden bevor die Boeing wieder stieg.

Im Queranflug habe eine Rückenwindkomponente von 20 bis 30 Knoten vorgelegen, sagte der Kapitän des Flugs gegenbüber der BFU aus. Das Fahrwerk sei ausgefahren gewesen, die Luftbremsen seinen gesetzt und die Landeklappen in Stellung 5 gewesen.

Laut Bericht entschied sich die Crew aufgrund von kürzeren Rollwegen während des Fluges für die Landung auf einer anderen Piste und beantragte Sichtflug. Das Flugzeug war mit einer Verspätung von knapp einer halben Stunden in Manchester gestartet. "Es klingt so, als hätten sich die Kollegen zu sehr unter Zeitdruck setzen lassen", sagte Jörg Handwerg, der Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Allgäu Airport Memmingen | 10.12.2012 14:07

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Beitrag vom 11.12.2012 - 12:50 Uhr
Also abseits der Ursachenforschung liest sich der Bericht der BFU für mich wie eine typische Beschreibung eines Visual Approaches, der nicht stabilisiert wurde, und die Korrekturmanöver in der Hektik dann zu den frappierenden Unterschreitungen des gewünschten Flugwegs geführt haben. Rückenwind hat wohl tatsächlich eine Beteiligung gehabt, nämlich dass anfänglich zu langsam gesunken wurde bzw. ohnehin mit Höhenüberschuss versucht wurde einen kurzen Anflug zu realisieren, was dann bemerkt wurde und umso deutlicher Höhe abgebaut wurde. Ansonsten kann ich mir eine Sinkrate von über 3000 ft/min in 1342ft AGL nicht erklären, man war weit davon entfernt, irgendwas stabilisiert zu haben, aber die Entscheidung zum Go-Around kommt wie immer eher spät - allerdings ist das firmenübergreifend und als human factor zu sehen.

Man muss in dieser Causa wirklich zwischen 2 Dingen unterscheiden - das was passiert ist bzw. was die Crew versäumt hat: hier gibt es Dinge, die jeder im Cockpit zumindest teilweise schonmal selber miterlebt hat, da ist es ansich gleichgültig, welcher Arbeitgeber außen aufgemalt ist - auch in Reihen großer deutscher Airlines gab es schon mehr als einmal gleichwertiges - die Frage ist halt nur, wie man intern damit umgeht, es ernst nimmt und Schlussfolgerungen zieht, Training und/oder Verfahrensweisen/Arbeitsanweisungen anpasst. Die andere Sache ist der PR-seitige Umgang seitens der Iren mit diesem Vorfall. Der Eindruck der Verschleierung hinterlässt ein zweifelhaftes Bild. Auch wenn die Abweichungen durchaus heftig ausgefallen sind, haben die Kollegen am Ende das richtige getan, und haben den Anflug abgebrochen, in meinen Augen hätte man dies primär sachlich betonen sollen, jede Aufregung und Drohhaltung schürt nur das Interesse von leider oft höchstens halbinformierten Medienvertretern.

Man kann nur hoffen, dass man bei Ryanair intern nonpunitiv und konstruktiv damit umgehen wird, alles andere wird die Bedingungen zur Entstehung solcher Vorfälle nicht beseitigen.
Beitrag vom 11.12.2012 - 11:40 Uhr
Schreibfehler: "die Luftbremsen seinen gesetzt"
Beitrag vom 11.12.2012 - 03:21 Uhr
«Die Besatzung entschied sich für ein Durchstarten des Jets, was völlig den Richtlinien von Ryanair entspricht», erklärte Unternehmenssprecher Stephen McNamara am Montag in Dublin.

ich vermute dass sich der Herr darauf bezog dass ein Durchstarten in solch einer kritischen Fluglage zu den Richtlinien zählt....ja ach ne! Durch den massiven Druck der auf die Piloten ausgeübt wird entstehen solche kritischen Fluglagen doch erst. Leider ist der CDR immer der Dumme, denn er ist für den Flug verantwortlich.


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