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Erster Offizier entführt Boeing 767 nach Genf

Ethiopian Airlines Boeing 767-300ER
Ethiopian Airlines Boeing 767-300ER, © Aero Icarus, CCBYSA

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GENF - Ein Kopilot der Ethiopian Airlines hat am frühen Montagmorgen seine eigene Passagiermaschine mit mehr als 200 Menschen in die Schweiz entführt. Eskortiert von Luftwaffen-Kampfjets landete die Boeing 767 gegen 06.00 Uhr auf dem Flughafen von Genf, wo der Entführer sich widerstandlos festnehmen ließ.

Der 31-jährige Äthiopier gab an, er sei in seiner Heimat gefährdet und wolle in der Schweiz einen Asylantrag stellen.

Der Entführer nutzte eine kurze Abwesenheit seines Chefpiloten, wie der Genfer Polizeisprecher Eric Grandjean bei einer Pressekonferenz erklärte. "Als der Captain zur Toilette ging, hat er sich im Cockpit eingeschlossen." Zum dem Zeitpunkt befand sich die Maschine, die kurz nach Mitternacht (Ortszeit) in Addis Abeba gestartet war, noch mit Kurs auf Rom über Italien.

Nachdem die äthiopische Maschine den Kurs wechselte, ließ die italienische Luftwaffe nach eigenen Angaben zwei Eurofighter-Kampfjets aufsteigen. Über den Alpen hätten dann französische Kampfjets die Begleitung des Passagierflugzeugs nach Genf übernommen, hieß es in einer Mitteilung.

Der dortige Flughafen wurde umgehend gesperrt. Zahlreiche Flüge von und nach Genf mussten gestrichen werden.

Vor der Landung in Genf musste die Boeing 767 ET-AMF mehrere Warteschleifen drehen.
Nach Medienberichten wurde dabei der Treibstoff knapp.

Kurz nach der Landung seilte sich der Kopilot aus dem Cockpitfenster ab und stellte sich einem Großaufgebot von Polizisten. Er müsse nun mit einer Anklage wegen Entführung und Gefährdung der Luftfahrtsicherheit rechnen, erklärte die Genfer Staatsanwaltschaft. Im Falle einer Verurteilung drohen dem Äthiopier in der Schweiz bis zu 20 Jahre Haft.

Ob der Mann tatsächlich in seiner Heimat Repressalien ausgesetzt war, blieb zunächst unklar. Nach Angaben der Organisation Human Rights Watch (HRW) hat sich die Menschenrechtslage in Äthiopien verschlechtert. Regimegegner seien willkürlichen Verhaftungen und Folter ausgesetzt, hieß es im Oktober 2013 in einem HRW-Bericht.
© dpa | Abb.: Aero Icarus, CCBYSA | 17.02.2014 07:42

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Beitrag vom 27.02.2014 - 21:29 Uhr
Nein der ausgeschlossene Kapitän hatte keine Chance. Ein entsperren der Ckpt-Tür ist nur vom Ckpt aus möglich. Es gibt Kabinen seitig die Möglichkeit über eine Code-Eingabe den Wunsch zum Zugang anzufragen. Der Code ist der gesamten Crew bekannt. Wird vor jedem Flightcycle geändert und ist auch nur der Crew bekannt.
Dieser wird während des Fluges vom Kabinenpersonal genutzt um das Ckpt zu versorgen. Nach der Eingabe wird dem Pilot die Zugangsanfrage auf einem dazugehörigen Panel visuell und auch akustisch aufgezeigt. Das öffnen der Verriegelung geschieht jedoch erst, wenn der Pilot das am Panel bestätigt. Zusätzlich kann der Pilot das System per Schalter komplett blockieren, falls der Code mal in falsche Hände kommt.
Zu dem befinden sich je nach Ausstattung vor dem Ckpt diverse Überwachungskameras, die auf einem Display das Geschehen vor dem Ckpt darstellen.

Der sogenannte Squawk-Code kann nur vom Ckpt aus am dazugehörigen Kommunikationspanel eingegeben oder verändert werden.

Ich kenne aber den offiziellen Bericht der Behörde nicht, ob der Notfallcode 7500 (hijacking: seven-five - man with a knife) abgegeben wurde.

Die wahrscheinlich einfachste Methode von der Kabine aus den Notfall auszurufen ist, einen transportablen ELT (Emergency Transmitter Locator) zu nehmen und diesen per Kippschalter oder per Feuchtigkeit auf der Toilette zu aktivieren.
Dieser ist immer vorne im ersten Gepäckfach zu finden. Da, wo die hübsche Stewardess/Steward rein greifen, um die leider zu oft belächelte Sicherheitsunterweisung vorzuführen.
Hinten unter der Decke zwischen den letzten Türen befindet sich noch der fest installierte ELT. Auch den kann man per Kippschalter aktiv setzen.
Sicher würde in beiden Fällen per Funk der Pilot zunächst angefragt werden, ob es sich wirklich um ein "Mayday" handelt. Geht man aber geschickt vor und aktiviert die ELT´s zeitversetzt, gibt es Großalarm im gesamten Empfangsbereich.

Ok, ich gebe zu, mein Name ist MacGyver :D
Beitrag vom 27.02.2014 - 14:19 Uhr
Meines Erachtens sind zwei Punkte offen geblieben in allen Berichten: hat der ausgesperrte Kapitän die Chance gehabt, vor der Landung in Genf-wie auch immer -in das Cockpit zurückzukehren?
War es der entführende Copilot selbst, der den Squak 7500 am Transponder aktiviert hatte?
Beste Grüße:

D. Janssen
Beitrag vom 25.02.2014 - 15:43 Uhr
@mpilot,

der Vorfall zeigt vielmehr, daß es immer Einschränkungen zu einer Lösung gibt.
Es gibt keine absolute Sicherheit!

Ausnahmen erhöhen nur das wenn auch äußerst geinge Risiko einer Entführung.

Man kann auch trefflich darüber diskutieren, was alles passieren kann, falls ein oder mehrere Flugbegleiter/Piloten ausrasten...


Dieser Beitrag wurde am 25.02.2014 17:11 Uhr bearbeitet.


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