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Älter als 7 Tage

Mängelrügen der Vereinigung Cockpit stoßen auf Kritik

Memmingen
Allgäu Airport, Vorfeld und Terminal, © Flughafen Memmingen
SCHÖNEFELD - Die Mängelrüge der Pilotenvereinigung Cockpit (VC) für fünf deutsche Flughäfen ist auf harsche Kritik aus dieser Gruppe gestoßen. Einige überlegen sich rechtliche Schritte, darunter der Flughafen Memmingen. "Es kann ja nicht sein, dass jedes Jahr Behauptungen aufgestellt werden zulasten kleiner Flughäfen."

Dies sagte Allgäu-Airport-Geschäftsführer Ralf Schmid am Donnerstag. Die Kritik der Pilotengewerkschaft sei geschäftsschädigend: "Die Fluggäste sind irritiert. Sie denken, der Flughafen sei unsicher, was er aber nicht ist." Der Vereinigung Cockpit gehe es vor allem um Werbung für sich selbst. Deswegen lasse er prüfen, ob "man sich das jedes Jahr gefallen lassen muss", sagte Schmid.

Die VC hatte am Vortag auf der Luftfahrtmesse ILA in Berlin (bis 25. Mai) ihre Sicherheitsbewertung von 30 deutschen Flughäfen vorgestellt. Fünf deutsche Flughäfen wurden wegen Mängeln kritisiert, darunter mit der schlechtesten Bewertung Memmingen im Allgäu. Die Piloten bemängelten bei den kritisierten Flughäfen unter anderem fehlende Lichter in den Pisten und fehlende Rollwege neben den Landebahnen.

Die Sicherheitsvorkehrungen der deutschen Flughäfen entsprechen zwar den internationalen Vorschriften - nicht aber den höheren Ansprüchen der Piloten, die mit dem Vergleich die Sicherheitssituation kontinuierlich verbessern wollen. Insgesamt blieben von den 30 Standorten nur sechs ganz ohne Mängel: Leipzig/Halle, München, Berlin-Schönefeld, Stuttgart, Düsseldorf sowie erstmals Bremen.

Bei allen fünf, die von der VC einen "Mangelstern" erhielten, handelt es sich um Regionalflughäfen, die zu einem Großteil von Billigfliegern genutzt werden. Neben Memmingen sind das Zweibrücken, Lübeck, Weeze (Niederrhein) und Friedrichshafen.

Auch der Flughafen Weeze wies die VC-Kritik zurück. "Der Flughafen erfüllt alle internationalen Standards und ist sicher", erklärte Airport-Chef Ludger van Bebber in einer Mitteilung. In elf Jahren Flugbetrieb habe es nicht einen einzigen sicherheitsrelevanten Vorfall gegeben. Der Flughafen prüfe nun die Einleitung rechtlicher Schritte gegen Cockpit. Das werde sicher noch einige Zeit dauern, sagte ein Sprecher am Donnerstag. Vom Lübecker Flughafen war zu hören, dass die Vereinigung Cockpit seit Jahren die fehlende zweite Start- und Landebahn in Lübeck bemängele.

Der Sprecher des Flughafens Zweibrücken erklärte ebenfalls, es handele sich praktisch um eine Wiederholung von Anschuldigungen früherer Jahre. Wenn die Vorwürfe tatsächlich relevant wären, hätten die Behörden schon längst reagiert. Er habe Zweifel, ob rechtliche Maßnahmen gegen Cockpit von Erfolg gekrönt wären: "Wir haben eine freiheitliche Grundordnung, wo jeder seine Meinung äußern kann."

Vom Flughafen Friedrichshafen hatte es bereits am Vortag geheißen, das Ergebnis der Gewerkschaft sei nicht nachvollziehbar. "Der Flughafen erfüllt vollumfänglich die gesetzlichen Bestimmungen und die Bestimmungen der Verordnung der International Civil Aviation Organization (ICAO)", teilte der Airport mit. Zudem sei die VC nicht auf die Gegebenheiten vor Ort eingegangen und habe alle Flughäfen nach einem Einheitsschema bewertet.
© dpa-AFX | 23.05.2014 07:35

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Beitrag vom 25.05.2014 - 22:33 Uhr
Das Nervige ist, daß ab dem Anflug die Piste für das anfliegenden Flugzeug reserviert werden muß.
Für ein Flugzeug auf dem Vorfeld bedeutet dies, dass der Turm (bzw. Vorfeld oder Rollkontrolle) erst dann die Anlaßfreigabe geben sollte, wenn gewährleistet ist, daß das Flugzeug dann auch auf die Piste rollen kann. Ob sich der Pilot immer darauf verlassen kann?
Bei geringem Verkehrsaufkommen sicher kein Problem. Aber mit sowenig Verkehr wäre ein Flughafen nicht überlebensfähig.

Das größte Potenzial zur Vermeidung von Rollfehlern liegt an sich im Flugzeug. Mit geeigneten moving maps zum Flughafen (und Flugzeug!) ließen sich die meisten Fehler vermeiden! Es gibt TCAS II aber keinen "Rollautopiloten"!
Beitrag vom 25.05.2014 - 13:20 Uhr
Auf welchen Provinzflugplätzen ist denn back track angesagt?

In Lübeck, Memmingen und Zweibrücken. Auch nachzulesen in der Liste der VC Cockpit.

Es ist halt nicht so angenehm und man muß ordentlich aufpassen, daß man nicht zu weit rollt. Bei Dunkelheit ist das gar nicht so einfach - man will doch nicht im Schritttempo rollen und es kostet zusätzlichen Sprit!

Kostet es nicht ähnlich viel Sprit, wenn ich denselben Weg parallel auf einem Rollweg zurücklege? Wir reden hier ja nicht über weitläufige Anlagen, sondern über kleine Plätze mit ohnehin kurzen Rollstrecken.

Ich habe aber immer noch nicht verstanden, was am Backtracking so gefährlich ist, dass es in jedem Einzelfall einen Mangelstern rechtfertigt. In den Ausführungen der VC steht bei den Sternkriterien: "Es gibt Kriterien, die uns so sicherheitsrelevant erscheinen, dass sie zwingend zu einem Mangelstern führen, da sie als besonders unfallträchtig zu erachten sind." Also: 12 Mangelpunkte für fehlende Rollwege zu jedem Bahnkopf. Hingegen: Nur 3 Mangelpunkte für fehlende Haltebalken und ebenfalls nur 3 Mangelpunkte für fehlende Runway Guard Lights. Passt das, wenn man offenbar Runway Incursions verhindern will?

Wenn die VC auf die Gefahr von Runway Incursions hinweist, ist dies völlig richtig. Diese Gefahr entsteht aber vor allem dort, wo es ein System von Bahnen und Rollwegen gibt und die Orientierung erschwert ist, da eindeutige Markierungen fehlen. Diese fehlenden Markierungen führen aber - für mich unverständlich! - zu keinem Mangelstern. Auf Plätzen mit nur einer Bahn und Backtracking mangels Rollwegen ist die räumliche Situation hingegen meist eindeutig, so dass dort die Gefahr von Runway Incursions viel geringer ist (zumal da auch nicht viel los ist...).
Beitrag vom 23.05.2014 - 22:45 Uhr
Auf welchen Provinzflugplätzen ist denn back track angesagt?
(Natürlich gibt es genügend internationale Flugplätze mit mehr Verkehr und back track!)
Es ist halt nicht so angenehm und man muß ordentlich aufpassen, daß man nicht zu weit rollt. Bei Dunkelheit ist das gar nicht so einfach - man will doch nicht im Schritttempo rollen und es kostet zusätzlichen Sprit!
In der Theorie ist das mit dem Ausweichen ganz einfach... in der Praxis kann das so aussehen, daß der Flug zunächst verschoben wird, dann doch vergeblich ausgeführt wird und man - der Pax - ist wieder im Ausgangsort (in einem Hotel) oder irgendwo anders und das Spiel beginnt von vorn. Statt den Flug gleich zu streichen, dürfen die Piloten die Kartoffen aus dem Feuer holen...GNSS-basiert Anflugverfahren könnten zumindest teilweise CAT I ersetzen (höhere Minima).


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