Streiks abgefedert
Älter als 7 Tage

Lufthansa will mit neuer Struktur Gewinn antreiben

Deutsche Lufthansa
Lufthansa, © Deutsche Lufthansa AG

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FRANKFURT - Mit einem umfassenden Umbau ihrer Führungsstrukturen setzt die Lufthansa erneut den Rotstift an. Bis zum Jahr 2019 sollen die jährlichen Kosten um eine halbe Milliarde Euro sinken, wie Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Mittwoch nach der Sitzung des Aufsichtsrats ankündigte.

Dazu sollen unterhalb des Konzernvorstands rund 150 der weltweit mehr als 1000 Führungskräfte gehen.

Die Pilotenstreiks seit Jahresbeginn hat der Konzern bisher verkraftet - die Belastungen seit Januar habe das Unternehmen wieder hereingeholt, sagte Spohr und bestätigte seine Gewinnprognose für 2015.

Die Lufthansa-Aktie reagierte positiv auf die Nachrichten. Am späten Nachmittag lag das Papier mit 0,59 Prozent im Plus bei 12,01 Euro und war damit siebtstärkster Wert im Dax. Zuvor war der Kurs zeitweise in die Verlustzone gesackt.

Garnadt übernimmt Eurowings-Ressort

Als bedeutendstes Gremium fällt dem Umbau der Bereichsvorstand der Kerngesellschaft Lufthansa zum Opfer. Stichtag ist der 1. Januar 2016. Dann soll die neue Aufgabenverteilung im Vorstand greifen und die weitere Neuordnung anlaufen. Weil die Maßnahmen erst einmal Geld kosten, erwartet Spohr die ersten positiven Effekte beim Gewinn von etwa 300 Millionen Euro allerdings erst 2017. Die halbe Milliarde soll erst 2019 erreicht werden.

Als neuer Chef der erfolgreichen Tochter Swiss wurde der Lufthansa-Manager Thomas Klühr benannt, der bislang das Drehkreuz München geführt hat. Sein Vorgänger Harry Hohmeister verantwortet im Vorstand künftig die Drehkreuze sowie die Premium-Airlines des Konzerns mit Lufthansa, Swiss und Austrian. Karl Ulrich Garnadt zeichnet im Führungsgremium für die neue Billigschiene Eurowings und verschiedene kleinere, bestehende und neue Servicegesellschaften verantwortlich. Die großen Servicetöchter Lufthansa Cargo, Technik und LSG Sky Chefs sollen hingegen eigenständig wirtschaften.

Den erhofften Ergebnisbeitrag will Spohr vor allem durch eine besser abgestimmte Flugplanung und eine stärkere Bündelung von Aufgaben erzielen. So soll das Flugangebot von Lufthansa, Swiss und Austrian stärker zentral koordiniert werden. Im Gegenzug soll die Schweizer Tochter das Umsatzmanagement auch für ihre Schwester-Airlines übernehmen, Austrian leitet künftig das Produktmanagement. Am Lufthansa-Drehkreuz Frankfurt wird der weltweite Vertrieb gesteuert, das Marketing wird in München angesiedelt.

Gewinnziel steht – auch mit Streikkosten

Für das laufende Jahr peilt die Konzernspitze weiterhin einen bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern von über 1,5 Milliarden Euro an. "Wir sind optimistisch, dass wir die Streikkosten der ersten drei Quartale kompensieren können", sagte Spohr mit Blick auf die zu Ende gehende Sommersaison. Seit Januar summierten sich die Belastungen durch die Ausstände der Piloten auf etwa 150 Millionen Euro. Bisher hatte die Lufthansa die Streikkosten beim Gewinnziel herausgerechnet.

In der letzten Woche des dritten Quartals werde in Sachen Streik "wohl nichts passieren", sagte Spohr, wollte aber keine Einschätzung für das vierte Quartal abgeben. Belastungen durch mögliche weitere Ausstände der Piloten im Rest des Jahres seien in der Gewinnprognose noch nicht berücksichtigt.

Spohr äußerte sich vorsichtig zu den an diesem Donnerstag wieder anstehenden Tarifverhandlungen mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit. "Der Ausgang ist offen." Die VC bekräftigte ihre Forderung nach Verbesserungen bei den Übergangsrenten für die rund 5400 Piloten innerhalb des Konzerntarifvertrags. Sprecher Markus Wahl wies aber Vorwürfe zurück, man habe nach dem abgebrochenen 13. Streik noch draufgesattelt. Belastungen durch mögliche weitere Ausstände der Piloten im Rest des Jahres sind in der Gewinnprognose nicht berücksichtigt.
© dpa-AFX | 16.09.2015 17:12

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Beitrag vom 25.09.2015 - 16:45 Uhr
Jeder weiteren Erhöhung der Belastung steht eine Absenkung des Sicherheitsniveaus unmittelbar gegenüber.

vielleicht interessant, ob wirklich jede Erhöhung der Belastung zu einer Absenkung des Sicherheitsniveaus führt:
'Langstreckenkapitäne erleiden durch den Flugbetrieb einen massiven Verlust an manuellen Flugfertigkeiten, welche jedoch kurz nach der Flugausbildung wie bei den Ersten Offizieren noch auf sehr hohem Niveau liegen. Die Versuchsergebnisse lassen die Schlussfolgerung zu, dass Langstreckenpiloten die fehlende Übung derzeit nicht über das Simulatortraining kompensieren können.'
 Die SaMSys-Flugsimulatorstudie - Ergonomie aktuell, Ausgabe 013 (Sommer 2012)
Beitrag vom 24.09.2015 - 17:11 Uhr
Also Dutytime. Danke.
Beitrag vom 24.09.2015 - 14:54 Uhr
als was sollen denn "Einsatzstunden" verstanden werden? Dutytime, Flightdutytime oder Blocktime?


Stunden, in denen Passagiere transportiert werden, inkl. Vor- und Nacharbeit und auch Simulatorstunden.


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