Flugwegverfolgung
Älter als 7 Tage

EU beschließt Tracking-Pflicht

BRÜSSEL - Anlaßbedingt gab die EU - Commission am Mittwoch neue Vorschriften zur Nachverfolgung des Flugwegs von Verkehrsflugzeugen heraus, speziell für Unfälle über Wasser. Die Verordnung gilt für europäische Flugzeuge mit mehr als 19 Sitzen und soll schrittweise umgesetzt werden. 

Mit neuen Vorschriften für Flugschreiber, Unterwasserortung und Systeme zur Flugwegverfolgung reagiert die Europäische Kommission auf den im Südatlantik verunglückten Air France Flug AF447 und das Verschwinden des Fluges MH370 der Malyasia Airlines im indischen Ozean. Suchprobleme gab es auch nach dem Absturz von Air Asia Flug QZ8501 in der Java See.

Demnach sind Betreiber von Verkehrsflugzeugen künftig verpflichtet zur betrieblichen Kontrolle ihrer Flüge ein Flugwegverfolgungssystem ("Tracking System") einzurichten.

Satelittenantenne
Inmarsat Nemea-Satelitenantenne , © Inmarsat

Neu hergestellte Flugzeuge müssen mit "robusten und automatisierten Mitteln" ausgerüstet sein, mit denen nach einem Unfall der Ort, wo der Flug endete, genau bestimmt werden kann. Damit soll das Verschwinden von Flugzeugen, bei dem die gesamte Kommunikation abrupt abbricht und der Flugweg nicht mehr weiterverfolgt werden kann, verhindert werden.

Die Technologie von Flugschreibern wird verbessert und die Dauer der Aufzeichnung des Cockpit-Stimmenrekorders (Cockpit Voice Recorder, CVR) von bislang 2 Stunden auf 25 Stunden erhöht. Außerdem sollen die Flugschreiber mit Ortungseinrichtungen ausgerüstet werden, um ein rascheres Auffinden zu ermöglichen.

Wie die Kommission mitteilt, sind die Vorschriften über die Flugwegverfolgung und die Ortung von Luftfahrzeugen in Not rein leistungsorientiert und begünstigen keine bestimmten kommerziellen oder technischen Lösungen. Sie bieten die notwendige Flexibilität und lassen Spielraum für verschiedene technische Lösungen, die entweder bereits bestehen oder noch entwickelt werden, z.B. Galileo Search & Rescue.

Die Verordnung betrifft alle Betreiber in der EU, die Flugzeuge über 27 Tonnen und mit einer Kapazität von mehr als 19 Passagieren sowie Frachtflugzeuge über 45,5 Tonnen einsetzen.

Inzwischen bietet der britische Satellitenbetreiber Inmarsat auch einen kostenlosen Trackingservice an. Neunzig Prozent aller Flugzeuge würden bereits über die nötige Technik verfügen, erklärte Inmarsat Anfang Mai 2014 im Vorfeld einer ICAO-Konferenz in Montreal.

So sollen künftig alle 15 Minuten die GPS-Koordinaten, Geschwindigkeit und Flughöhe extern erfasst werden. Bei dem neuen Verfahren werden die Standortdaten automatisch in die Kommunikationsprotokolle zwischen Flugzeug und Satellit integriert und zeitaufwendige wie ungenaue Analysen auf Basis der Signallaufzeiten (Auwertung des Doppler-Effekts) ersetzen. Damit könnte der Standort eines Flugzeuges auch unabhängig von der Verfügbarkeit der Transponder und ACARS-Daten erfasst werden.

Referenzlinks EASA, ICAO
© aero.at | Abb.: Inmarsat | 17.12.2015 20:56

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Beitrag vom 21.12.2015 - 11:08 Uhr
@bob.gedat,
jetzt muß also ein System eingeführt werden, das die Piloten im Fluge nicht mehr manipulieren können. Das ist an sich die entscheidende Neuerung.
Andererseits muß nun am Boden auch jeder Flug aktiver verfolgt werden...
Beitrag vom 21.12.2015 - 10:52 Uhr
Spät aber doch. Die ICAO hätte freilich schon nach dem Air France Disaster reagieren müssen. Da wäre mit der Malyasian einiges anders gelaufen. Ein interaktives Tracking-System hätte (zumindest theoretisch) sieben Stunden Zeit gebracht um zu intervenieren, zu retten wäre MH370 damit wohl aber auch nicht gewesen. Hätte, wäre, ........ immerhin ein Schritt in die richtige Richtung!
Beitrag vom 18.12.2015 - 19:54 Uhr
Die Verordnung ist doch schon mal ein wichtiger Schritt und auch richtiger Schritt in die richtige Richtung.

Das eine MH370 bis heute immer noch nicht einmal annähernd gefunden ist, macht die Notwendigkeit doch klar und deutlich.

So etwas darf einfach nie wieder passieren!

Selbst wenn damals auch nur alle 30 Minuten ein Signal aufgenommen hätte, würde man sicher nicht wie jetzt im dunkeln die Nadel im Heuhaufen suchen.

Dieser Beitrag wurde am 18.12.2015 20:03 Uhr bearbeitet.


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