Ausblick 2016
Älter als 7 Tage

Boeing und Airbus spüren Gegenwind

Korean Air Cargo Boeing 777-200F
Korean Air Cargo Boeing 777-200F, © Ingo Lang

Verwandte Themen

SEATTLE - Aktien von Boeing waren in den vergangenen Tagen an der Wall Street oft ausgeprägt schwach. Die abgelaufene Woche beendete der Titel des Flugzeugherstellers als schwächster Wert im Dow Jones mit einem Kursminus von 4,1 Prozent - dem höchsten Verlust seit dem 14. Oktober.

Analysten warnten vor der Kombination niedriger Ölpreise und steigender Zinsen, was Gewinne schmälert und den Titel in Zukunft unattraktiver machen könnte.

Bisher setzten Investoren darauf, dass sich steigende Stückzahlen in den Serien 787 und 737, befeuert von hohen Treibstoffpreisen, für Boeing auszahlen. Jetzt werden die Anleger vorsichtiger. Ein ähnliches Bild droht bei Airbus, auch hier gaben die Aktien zuletzt nach.

Obwohl zumindest Airbus 2015 erneut mit einem vierstelligen Auftragseingang beenden wird, ziehen für die großen Flugzeughersteller erkennbar dunklere Wolken auf.

Auch Sorgen um die einbrechenden Preise am Gebrauchtmarkt für Flugzeuge spielen dabei eine Rolle. Ausgelöst wurde der Boeing-Kursrutsch am Donnerstag offenbar von einem Tweet, der von der US-Fluggesellschaft Delta Air Lines stammt. Darin wurde offengelegt, dass Delta eine Absichtserklärung zum Kauf einer zehn Jahre alten Boeing 777 zum Preis von 7,7 Millionen Dollar unterzeichnet hat.

Mit einem derartig niedrigen Preis wurden neue Sorgen um den Wertverfall am Markt für gebrauchte Großraumflugzeuge ausgelöst. Ein Überangebot drückt hier derzeit die Preise erheblich.

Der Delta-Vorstandsvorsitzende Richard Anderson kann als großer Befürworter gebrauchter Flugzeuge gelten, wenn der Preis stimmt. Im Oktober war in der Branche eine Diskussion über den Restwert zehnjähriger Boeing 777-200 entbrannt, als Anderson sagte, ihm sei ein solches Exemplar für zehn Millionen Dollar angeboten worden.

Bis dahin hatten Analysten den Marktwert auf etwa 40 Millionen Dollar taxiert. Später enthüllte Anderson, dass das Angebot von Boeing stammt.

"Es war falsch, als ich sagte, dass gebrauchte B777 für zehn Mio. Dollar auf dem Markt sind", hieß es im Tweet aus dem Hause Delta, "denn tatsächlich sind es nur 7,7 Mio. Dollar. Wir haben den Kaufvertrag gerade unterzeichnet". Der Verkäufer wurde nicht genannt und auf Nachfrage wurde nicht unmittelbar geantwortet.

Allerdings ging der Boeing-Aktienkurs unmittelbar in einen steilen Sinkflug über und beendete den Handel um 1,7 Prozent leichter. Im Verlauf war die Aktie noch wegen eines Großauftrags aus Asien für zehn Mrd. Dollar noch um bis zu 1,1 Prozent gestiegen. Boeing-Sprecher Doug Alder wollte sich auf Nachfrage ausdrücklich nicht zum Thema äußern.

Fabrikneue Boeing 777-200ER waren vor zehn Jahren zu einem Neupreis von 170 Millionen Dollar zu haben. Derzeit kostet ein neues Exemplar vor den branchenüblichen Rabatten laut Boeing- Preisliste 277,3 Millionen Dollar. Nach wie vor handelt es sich um eines der gefragtesten Modelle auf dem Markt für Großraum- Langstreckenflugzeuge mit zwei Mittelgängen.

Auf dem Gebrauchtmarkt werden die größeren Versionen der im Branchenjargon "Triple Seven" genannten Flugzeuge höher gehandelt, aber Analyst David Perry von JPMorgan Chase & Co. nennt einen Mindestpreis von etwa 35 Millionen Dollar für ältere 777-200ER mit gebrauchten Triebwerken von Hersteller Rolls Royce.

Auch hat sich die Zahl eingemotteter Boeing 777-200ER im November auf 34 Exemplare nahezu versechsfacht. Laut Deutsche-Bank-Analyst Douglas Runte ist das ein weiteres Symptom eines schwachen Marktes, hieß es in seiner aktuellen Studie. Der europäische B777-Konkurrent Airbus A330-200 werde derzeit in noch größerer Zahl gelagert - es waren 46 Flugzeuge im gleichen Monat und die Zahl hat sich laut Runte verdreifacht.

Überdies, stellte Analyst Runte fest, wächst derzeit die Zahl der Leasingrückläufer, die angeboten werden. Der Druck auf den Markt bei Großraumflugzeugen werde daher wohl kurz- bis mittelfristig zunächst anhalten. "Vielleicht ist der Markt zwar nicht ganz so katastrophal schwach, wie Delta uns das nahelegen möchte", schrieb Runte in seiner Studie, "aber der Markt für gebrauchte Langstreckenflieger ist natürlich angeschlagen".
© Bloomberg News, aero.de | Abb.: Ingo Lang | 22.12.2015 08:57

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Beitrag vom 24.12.2015 - 18:10 Uhr
Der Verfall wäre "nur" von 170 Mio auf 7,7 Mio, was immer noch immens ist.
Genauso wie der Listenpreisanstieg in 10 Jahren von 170 Mio auf 277 Mio.
Allerdings wäre ich bei den veröffentlichen Zahlen immer vorsichtig ob sie auch so zutreffen.
Beitrag vom 22.12.2015 - 14:35 Uhr
also der Verfall von 277,3 auf 7.7 Millionen Dollar in gerade mal 10 Jahren ist schon bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass diese Flugzeuge auch noch perfekt gewartet werden (mussten).


Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 05/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden