Alexandre de Juniac
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Hemd intakt, Mission nur zur Hälfte erfüllt

PARIS - Alexandre de Juniac zieht es zur Linienluftfahrt-Organisation IATA. Wirklich übel nehmen möchte man dem Chef von Air France-KLM den Wechsel an die Spitze der Airline-Lobby nicht. Sein Versprechen, Air France-KLM wieder auf Kurs zu bringen, löste de Juniac allerdings nur zur Hälfte ein.

Seit der Manager 2011 als Chef bei Air France antrat und 2013 die gesamte Gruppe übernahm, gelang es de Juniac, die verwilderten Kostenstrukturen in den Griff zu kriegen.

Alexandre de Juniac
Alexandre de Juniac, © Air France-KLM

Voraussetzungen und Umfeld waren dafür alles andere als günstig: das Flugpersonal legte schon mal für zwei Wochen am Stück die Arbeit nieder, Einzelne Mitarbeiter rissen Managern aus Frust über die bei Air France tatsächlich alternativlosen Einsparungen gar das Hemd vom Leib.

Unter de Juniac verlagerte Air France mehr Kurzstrecken zur günstigen Transavia, wo die Passagierzahlen seit 2011 um 70 Prozent stiegen. Die Nettoverschuldung des Konzerns baute de Juniac um 1,1 Milliarden Euro auf tragbarere 4,8 Milliarden Euro ab.

Im Februar meldete Air France-KLM für 2015 mit 118 Millionen Euro den ersten Gewinn seit 2010. Damit war de Juniacs Auftrag eigentlich aber nicht erledigt. Bloomberg Gadfly merkt zu Recht an, dass der Großteil des Gewinns auf 450 Millionen Euro geringere Ausgaben für Treibstoff zurückzuführen ist.

Solche Einsparungen sind in der Branche meist nur von begrenzter Dauer, da viele Airlines bei billigem Sprit ihr Flugangebot ausbauen und dann die Ticketpreise fallen. Eine operative Marge von 3,0 Prozent bei Air France ist zudem ein dünnes Kissen für schlechtere Zeiten und liegt Welten hinter Branchenführer Ryanair, dem aus jedem Euro Umsatz 18 Cent Gewinn bleiben.

Etwa 60 Prozent der Ausgaben jenseits der Tankrechnung entfallen bei Air France-KLM auf das Personal, ergänzte Analystin Ruxandra Haradau-Doser. Hier habe der Konzern auch mit de Juniac kaum Fortschritte erzielt.

Pläne für einen schnelleren Ausbau von Transavia außerhalb Frankreichs stellte de Juniac auf Druck der Gewerkschaften zurück. Auch eine Einigung über das Kostenprogramm Perform 2020 steht weiterhin aus. Zwar tritt de Juniac seinen IATA-Posten frühestens am 01. August an, viele Baustellen wird der Manager aber seinem noch zu bestimmenden Nachfolger vererben.

© Bloomberg News, aero.de | Abb.: Air France-KLM | 07.04.2016 09:04


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