Lufthansa / Air Berlin
Älter als 7 Tage

Ruckel-Flug in den Winter

FRANKFURT - Von Samstag an fehlen dem deutschen Flugsystem täglich 60.000 Sitze. Die Einstellung des Flugbetriebs von Air Berlin reißt eine Lücke, die Lufthansa erst nach überstandener Prüfung der Kartellbehörden durch die Übernahme von Air-Berlin-Jets langsam schließen kann. Der Sichtflug beginnt.

Die noch unter Kartellvorbehalt stehende Integration der Air Berlin in die Eurowings werde im kommenden Jahr Sonderkosten von rund 50 Millionen Euro verursachen, berichtete Lufthansa-Finanzvorstand Ulrik Svensson am Mittwoch.

Darin sind etwa Schulungen für das Personal und die Umlackierung der Flugzeuge enthalten. Positive Ergebnisbeiträge erwartet Lufthansa ab 2019. Lufthansa will die Eurowings-Flotte um 81 Maschinen aus den Beständen der Air Berlin erweitern.

Für Eurowings sind bereits 30 Air-Berlin-Jets unterwegs, die der Konzern samt Personal von der Rivalin gemietet hatte. Spätestens im Januar 2018, so hofft Konzernlenker Carsten Spohr, kann sich die Lufthansa den Großteil der Air-Berlin-Flotte einverleiben.

Lufthansa integriert Air Berlin in Eurowings
Lufthansa integriert Air Berlin in Eurowings, © Eurowings

Zunächst bleiben ab Samstag wegen eines Vollzugsverbots der EU aber bis zu 90 der 140 Air-Berlin-Flieger am Boden oder kehren zu Leasingfirmen zurück, sagte Spohr. NIKI und LGW fliegen weiter, in Walter bildet Lufthansa künftig die bisherigen Wet-Lease-Arrangements mit Air Berlin ab.

Lufthansa zieht an ihren Drehkreuzen Großraumgerät für Flüge nach Berlin zusammen. Dennoch werde es im Flugplan der nächsten Monate "ruckeln", sagte Spohr. Normalisierung? Frühestens zum Sommer 2018. Normalbetrieb? Wohl erst im Winterflugplan 2018/2019 möglich.

Spohr rechnet mit wettbewerbsrechtlichen Auflagen durch die EU-Kommission, die das Geschäft überprüft. Man wäre im "vernünftigen Maße" dazu bereit, bestimmte Start- und Landerechte abzugeben.

Er rechne damit, dass der Lufthansa-Marktanteil an Flügen von und nach Deutschland um rund 7 Punkte auf 41 Prozent steigen werde. Das sei ein Wert, den andere nationale Fluggesellschaften in ihren Heimatmärkten längst innehätten.

Flügelmann Easyjet zögert

Ein Gegengewicht zu Eurowings in Düsseldorf und Berlin sollte Easyjet bilden. Doch der britische Günstigflieger und Wunschpartner von Lufthansa zögert mit der Unterschrift - Verhandlungen über 25 A320 von Air Berlin stocken. Offenbar forderte Easyjet im Vorfeld umfängliche Zusagen der EU-Kommission und des Flughafenkoordinators zur Absicherung ihrer Investition ein.

Eurowings Europe Airbus A320-214
Eurowings Europe Airbus A320-214, © Michael Lassbacher

Die Entscheidung über die Übernahme liegt bei EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. "Auf einigen Strecken gibt es jetzt einen sehr hohen Marktanteil oder sogar ein Monopol", bewertete Vestager die Zeit nach Air Berlin gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Dass Lufthansa beim Markteinstieg von Ryanair in Frankfurt ziemlich dünnhäutig auf die neue Konkurrenz reagierte und dem Flughafenbetreiber Fraport mit einer Reduzierung des eigenen Angebots drohte, wird Lufthansa zumindest keine Pluspunkte in Brüssel bringen.

Air Berlin hatte Mitte August Insolvenz angemeldet. Lufthansa will die Air-Berlin-Töchter Niki und LGW sowie weitere 24 Jets übernehmen.

Die meisten Flugzeuge - die allesamt Leasinggesellschaften gehören - will die Lufthansa von den Eigentümern kaufen und insgesamt 1,5 Milliarden Euro investieren. Der Kaufpreis von 210 Millionen Euro für die Air-Berlin-Teile ist in dieser Summe enthalten.

Eurowings hat schwarze Zahlen im Blick

Eurowings steuert derweil bereits auf schwarze Zahlen zu. Die Gesellschaft soll schon im laufenden Jahr einen operativen Gewinn erwirtschaften. Dieser war eigentlich erst für 2018 geplant, hatte sich aber schon im Sommer abgezeichnet. Im kommenden Jahr soll die Eurowings mit rund 210 Flugzeugen und 10 000 Mitarbeitern rund 40 Millionen Passagiere transportieren.

Sie würde damit hinter Ryanair und Easyjet zur drittgrößten Billig-Airline in Europa.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Lufthansa | 26.10.2017 09:49

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Beitrag vom 27.10.2017 - 02:47 Uhr
Warum da Lufthansa nicht von austrian ,swiss, brüssels alle Flieger einsetzt was zur verfügung stehen,im winter sind ja einige flugzeuge nicht ausgelastet,normal werden da ja alle größen wartungsarbeiten gemacht c checks und so weiter die muß man dann besser koordinieren ,um mehr flieger inder luft zu halten ,und man könnte auch gerät im wetlease von ferienfliegern einsetzen so wie smartwings oder auch kleineres gerät von adria und größes für starkfrequentierte strecken von tui oder condor ,hifly anmieten,da ist die lufthansa zu unflexibel um auf solche fälle schnell zu reagieren,man lässt sie unter den nahmen von LGW fliegen und setzt sich praktisch auf die slots von airberlin,aber dazu reicht anscheinend das hirn im Management nicht aus ,ist ja egal ob da eine saab 2000von adria auf den
Slot sitz oder eine boeing 767von condor,und dann wenn man fliegendes personal hat für die zugekauften flieger,langsam die wetlease Flieger ablöst,kostet ein wenig geld aber die kunden werden zufrieden gestellt.
Beitrag vom 26.10.2017 - 14:29 Uhr
Klar, ich reise auch gelegentlich mit der Bahn. Und meistens entspannt und pünktlich. Aber bei widrigen Wetterverhältnissen ist es mit allen Verkehrsmitteln gleichermaßen problematisch. Ich bin schon oft im Winter über deutsche Autobahnen geflogen und habe mir gedacht: Alles richtig gemacht. Je nach Wettersituation ist mal die Bahn, mal das Flugzeug im Vorteil. Und je nach Entfernung zum HBF oder Flughafen kann die Bahnfahrt durchaus vorteilig sein, kommt aber auf den Einzelfall an. Gute Reise dann morgen.
Beitrag vom 26.10.2017 - 14:13 Uhr
Hmmm, verspätungsanfälliger Flieger bei widrigem Wetter. Sicher kennt das jeder der im Winter gelegentlich den Flieger nehmen muss, dass es Verspätungen gibt weil erst noch Schnee geräumt werden muss, Flugzeuge enteist werden und Umlaufverspätungen einen Rattenschwanz hinter sich her ziehen. Dann auf die Bahn oder auf die Autobahn umzusteigen lasse ich trotzdem besser. Erst vor zwei Wochen hat man in Norddeutschland erleben dürfen wie entspannt Reisen mit der Bahn sein kann. Man bleibt einfach zu Hause und wartet ein paar Tage bis die Strecken wieder geräumt sind. Ich bin in dieser Zeit wie gewohnt zum Flughafen gefahren.

Ja so hat jeder seine Erfahrung. Kurz vor Weihnachten 2010 ging wetterbedingt (Schnee und Eis) in Deutschland garnichts, in Europa so gut wie nichts und nur Fernflüge wenn auch verspätet. Diese Gefahr besteht im Winter grundsätlich immer. Unsere Bahnfahrt von München nach Frankfurt ging pünktlich und war dank Platzreservierung sogar sehr entspannt. Am Fernbahnhof vor den DB Schaltern Endlosschlangen von Leuten die Flugtickets gegen Bahntickets tauschen wollten.

Deshalb geht es für uns morgen wieder mit der Bahn. Wenn man die lange Anfahrt an den MUC-Flughafen gegen die kürzere Zeit zum Hauptbahnhof rechnet und dann die notwendigen Zeitpolster für Verspätungen,Pannen und Sicherheitskontrollen usw. mit einrechnet ist ein Anschlußflug statt etwas über 3 Std. Bahnfahrt nicht unbedingt empfehlenswert.


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