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Älter als 7 Tage

Ufo: Können Streik bei Germanwings kurzfristig ausdehnen

Neue Germanwings
Germanwings, © Günter Wicker, FBB

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FRANKFURT - Der verhärtete Tarifkonflikt zwischen Lufthansa und der Flugbegleitergewerkschaft Ufo hat die Reisepläne Tausender Passagiere durchkreuzt. Wegen des Streiks der Ufo fielen bis Montagmittag rund 60 Flüge der Lufthansa-Gesellschaft Germanwings aus.

Der dreitägige Ausstand soll nach bisherigem Stand bis zum Neujahrstag, 24.00 Uhr, dauern. Die Gewerkschaft Ufo drohte aber bereits mit neuen Arbeitsniederlegungen, sollte dies nötig sein.

Die Auseinandersetzung könnte noch länger dauern, erklärte Ufo-Vize Daniel Flohr. "Wir können das kurzfristig verlängern", sagte er im ZDF-"Morgenmagazin". Sollte die Gewerkschaft am Ende der drei Tage glauben, "dass es mehr davon braucht", werde sie zu weiteren Streiks aufrufen. Die Lufthansa-Billigtochter Eurowings, für die Germanwings Flüge abwickelt, reagierte mit Unverständnis und verwies darauf, dass der Großteil des Flugbetriebs regulär erfolgen könne.

Insgesamt sollen an den drei Streiktagen 180 Flüge ausfallen. Die Airline betonte, dass die meisten Eurowings-Flieger - mehr als 1.000 von 1.200 geplanten - in dem Zeitraum abheben. Viele Passagiere seien auf andere Verbindungen umgebucht worden oder nutzten die Bahn. "AviationNetOnline" sprach indes von größeren Streikfolgen: Bis Montagmittag seien 70 Verbindungen abgesagt worden und weitere als verspätet deklariert, so dass die Zahlen noch steigen dürften.

Von Flugabsagen betroffen war am ersten Streiktag besonders der Flughafen Köln/Bonn, wie aus einer Übersicht auf der Internetseite von Eurowings hervorging. Stornierungen gab es am Montag zudem in Berlin (Tegel), Düsseldorf, München und weiteren Städten. Am größten deutschen Airport Frankfurt am Main wurden hingegen keine Flüge abgesagt. Im Frankfurter Winterflugplan seien keine Verbindungen von Germanwings vorgesehen, sagte ein Sprecher der Betreibergesellschaft Fraport.

Gecancelt wurden auch manche internationale Verbindungen, etwa nach Wien und Zürich. Die Auswirkungen der Streiks vor Ort waren überschaubar. Selbst am Airport Köln/Bonn war die Lage ruhig, lange Schlangen am Service-Schalter gab es nicht. Erfahrungsgemäß informierten sich die meisten Passagiere vorab und kämen gar nicht erst zum Flughafen, sagte eine Flughafensprecherin.

Germanwings ist mit rund 30 Flugzeugen und etwa 1.400 Mitarbeitern für Eurowings unterwegs, davon 800 in der Kabine. Die Gesellschaft soll mit dem Eurowings-Flugbetrieb verschmolzen werden. Nur 30 der rund 140 Eurowings-Flugzeuge sind für Germanwings im Einsatz. Das Management gebe den Mitarbeitern keine klare Perspektive für die Zukunft des Flugbetriebs, hatte Ufo-Vize Daniel Flohr kritisiert.

Lufthansa und Ufo liegen seit längerem im Clinch. Dabei geht es nicht nur um Tariffragen, sondern auch um die Anerkennung der Ufo als Gewerkschaft. In dem Konflikt hat es einen Warnstreik bei vier Lufthansa-Töchtern sowie einen zweitägigen Streik bei der Kerngesellschaft Lufthansa gegeben. Hier waren im November rund 1.500 Flüge mit rund 200.000 betroffenen Passagieren ausgefallen.

Offizieller Grund für den aktuellen Streik sind Regelungen zur Teilzeit. Ufo fordert einen eigenen Tarifvertrag Teilzeit für die Germanwings. Den größten Anteil des Kabinenpersonals machen Frauen aus, die mitunter aus familiären Gründen von Voll- in Teilzeit wechseln wollen. Diesen Wünschen schob Germanwings in einigen Fällen einen Riegel vor, was zu Unmut auf der Arbeitnehmerseite führte.

Eurowings bietet die Gültigkeit von Regelungen der Lufthansa für die Tochter. "Der Teilzeitvertrag der Lufthansa ist nachweislich der beste, den es in der Industrie gibt", sagte ein Eurowings-Sprecher. Dass die Gewerkschaft ihn ablehnt, zeige, dass es nicht mehr um sachliche Themen gehe, "sondern um andere Themen, auch um persönliche Themen."

Die Airline hält den Anlass für den Streit für unverhältnismäßig. 2019 seien "nahezu alle" Teilzeit-Wünsche der 800 Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen erfüllt worden, nur 11 Anträge seien "aus operationellen Gründen" nicht gewährt worden, so das Unternehmen.

Die Ufo wiederum pocht auf die grundsätzliche Klärung von Teilzeit-Regelungen im Sinne der Belegschaft. Sie lehnt es ab, den Lufthansa-Teilzeit-Tarifvertrag den Mitarbeitern "aufs Auge" zu drücken, da dieser wesentliche Schwächen habe - so seien einige darin enthaltene Teilzeit-Modelle nur befristet, argumentiert die Ufo.

In dem Tarifstreit für die Kabinenbeschäftigten hatten sich Ufo und die Airline einen heftigen Streit über die Tariffähigkeit der Gewerkschaft geliefert. Jüngst hatten die Parteien versucht, mit Hilfe der prominenten Schlichter Matthias Platzeck und Frank-Jürgen Weise zumindest einen Fahrplan für anstehende Schlichtungsgespräche zu vereinbaren. Die Ufo sieht das nun als gescheitert an. Anfang Januar gibt es aber einen weiteren Gesprächstermin.

Ufo könnte bei vier weiteren Flugbetrieben der Lufthansa zum Streik aufrufen oder für neue Tarifforderungen auch bei der Kerngesellschaft. Mögliche Neue Streiks will Ufo nach dem 2. Januar verkünden.
© dpa | Abb.: Lufthansa | 30.12.2019 05:17

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Beitrag vom 30.12.2019 - 13:05 Uhr
Zitat von der UFO-HP  https://ufo-online.aero/de/themen/germanwings/item/1423-update-zum-gwi-streik-treffen-in-koeln-um-10-00.html:
"Es wird keine zentrale Demonstration geben. Allerdings treffen wir uns in Köln um 10:00 Uhr zwischen Ausgang Medical Lounge (Dr. Knitter) und Crew Sicherheit, damit die Presse ein paar gute Eindrücke von uns bekommt. Wer also kurz Zeit hat (wird nicht lange dauern), auch für Fragen, kann gerne vorbeikommen."

Ähnlich schon beim langen (13 Tage?) Kabinenstreik bei LH vor einigen Jahren. Da gab es täglich eine -in Relation zu den Betroffenen- kleine Demo vor dem BG2 in FRA. Spannend zu beobachten war, dass diejenigen, die vom Dienst kamen, zumeist lieber direkt nach Hause gingen statt noch einen Moment zu streiken ;)
Beitrag vom 30.12.2019 - 09:39 Uhr
Zitat von der UFO-HP  https://ufo-online.aero/de/themen/germanwings/item/1423-update-zum-gwi-streik-treffen-in-koeln-um-10-00.html:
"Es wird keine zentrale Demonstration geben. Allerdings treffen wir uns in Köln um 10:00 Uhr zwischen Ausgang Medical Lounge (Dr. Knitter) und Crew Sicherheit, damit die Presse ein paar gute Eindrücke von uns bekommt. Wer also kurz Zeit hat (wird nicht lange dauern), auch für Fragen, kann gerne vorbeikommen."
Bei Streiks von anderen Gewerkschaften, z.B. ver.di o.ä. gibt es Streiklokale. Nur wer sich hier in die Streiklisten einträgt, erhält als Mitglied Streikgeld. Auch die Formulierung "Wer also kurz Zeit hat" offenbart, dass es mit der Gewerkschaft nicht so weit her ist. Streikende haben Zeit, denn sie würden sonst arbeiten. Beim Streik von richtigen Gewerkschaften wird Druck gemacht, dass möglichst viele Streikende zu Kundgebungen erscheinen. Aber so kann man sich ja einen schönen Tag machen. Sorry, es geht UFO nur um Publicity und möglichst viel Krawall ("damit die Presse ein paar gute Eindrücke von uns bekommt"). Kein Wunder, dass die LH GF die Seriosität der UFO als Gewerkschaft in Frage stellt.
Beitrag vom 30.12.2019 - 08:38 Uhr
So langsam (oder schnell) ist das zum Ko..., was die UFO - hier H Flohr - von sich gibt, "Wir können das kurzfristig verlängern". Das ist an Arroganz nicht mehr zu überbieten. Wie soll ich als heutiger Kunde von LH so disponieren...?
Macht doch Euren Arbeitgeber kaputt, und dann ab zum "Stempeln", denn "Angelernte" saind nicht so sehr gefragt am Arbeitsmarkt.
Wie sagte schon mal H SPohr (sinngemäß): besser die LH fliegt vorübergehend nicht, als irgendwann gar nicht mehr.


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