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Boeing rechnet mit 737-MAX-Flugverbot bis in den Sommer

Boeing 737 MAX - Erstflug am 29. Januar 2016
Boeing 737 MAX - Erstflug am 29. Januar 2016, © The Boeing Company

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CHICAGO - Wiederzulassung erst "Mitte 2020": Boeing geht davon aus, dass das Flugverbot für den Krisenjet 737 MAX noch bis Mitte des Jahres andauert. Bislang habe der Hersteller erwartet, dass der Problemflieger Monate früher wieder startet. Boeing-Aktien wurden kurzzeitig vom Handel ausgesetzt.

Boeings 737 MAX darf nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten seit Mitte März 2019 rund um den Globus nicht mehr abheben. Als entscheidende Ursache der verheerenden Unglücke gilt eine fehlerhafte Steuerungsautomatik der Boeing-Flugzeuge.

US-Fluggesellschaften hatten sich bereits auf einen Ausfall bis mindestens in den Juni eingestellt, dennoch war die Aufregung an der Börse am Dienstag groß. Anleger reagierten sehr nervös und ließen Boeings Aktien um mehr als fünf Prozent fallen. Angesichts der starken Kursbewegungen wurden die Papiere sogar zeitweise vom Handel ausgesetzt.

Boeing teilte mit, Kunden und Zulieferer über wahrscheinliche weitere Verzögerungen bei der Wiederzulassung der 737 MAX informiert zu haben. Grund sei auch die "rigorosen Prüfung" der Aufsichtsbehörden. Weitere Informationen will Boeing beim Quartalsbericht kommende Woche liefern.

Die FAA gab in einem Statement bekannt, dass Boeings 737 MAX die "höchsten Zertifizierungsstandards" erfüllen müsse, um wieder zugelassen zu werden. Beim Prüfungsprozess kooperiere die Behörde mit anderen internationalen Regulierern. "Wir haben keinen Zeitplan festgelegt, wann diese Arbeiten fertiggestellt werden", so die FAA.

Boeing hatte zuletzt ein neues Software-Problem bei der 737 MAX gefunden, das eine Wiederinbetriebnahme erschweren könnte. "Wir nehmen die notwendigen Updates vor", teilte das Unternehmen am Freitag mit. "Unsere oberste Priorität ist, dass die 737 MAX sicher ist und alle regulatorischen Vorgaben erfüllt sind, bevor sie wieder in den Betrieb geht." Boeing arbeite mit der US-Flugaufsicht FAA zusammen und halte Kunden und Zulieferer auf dem Laufenden.

Für Boeing ist der Ausfall der 737 Max eine enorme Belastung, die hohe Sonderkosten und Imageschäden verursacht hat. Der Flugzeugtyp war bis zu den Abstürzen Boeings bestverkauftes Modell und einer der wichtigsten Gewinnbringer.

Aufgrund der hohen Ungewissheit hinsichtlich der Wiederzulassung wurde die Produktion des Jets jüngst bis auf Weiteres ausgesetzt. Im Dezember hatte Boeing im Zuge des 737-MAX-Debakels Vorstandschef Dennis Muilenburg gefeuert, dessen Krisenmanagement für Kritik gesorgt hatte.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Boeing | 21.01.2020 20:41

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Beitrag vom 22.01.2020 - 11:18 Uhr
Was ist denn bis jetzt über das Steuerproblem bekannt und wer hat sich dazu geäussert?

Von Boeing hört man nur, "MCAS funktioniert nicht so richtig" und es kann beim Flug ohne ausgefahrenen Klappen zu Problemen kommen. AR und Muilenburg wollten wohl damit Boeing vor "nicht gerechtfertigten" Ansprüchen schützen.

Forkner war da schon etwas konkreter - das muss nicht mehr wiederholt werden.

AR und Calhoun haben jetzt die Chance, die Probleme aufzuzeigen.

Vgl  https://boeing.mediaroom.com/2020-01-21-Boeing-Statement-on-737-MAX-Return-to-Service
"Returning the MAX safely to service is our number one priority, and we are confident that will happen. We acknowledge and regret the continued difficulties that the grounding of the 737 MAX has presented to our customers, our regulators, our suppliers, and the flying public."
Haben die Aufsichtsbehörden mit dem Flugverbot Probleme? Usw....
Sieht so eine PR-Offensive - in den USA - aus?

Was der aktuelle technische Stand der Dinge ist weiß in der Öffentlichkeit derzeit wohl niemand, obwohl im Laufe des letzten Jahres immer wieder Details vor allem an die "Seattle Times" durchgestochen wurden und auch die Anhörungen vor dem US-Kongress sehr informativ waren.

Ich hoffe im Übrigen für Boeing sehr, dass die aktuellen Statements mehr sind als nur PR, obwohl es mir nach Lektüre eines Buches von Calhoun und etwas Recherche zu seiner beruflichen Vita ein bisschen so geht wie in dem Goethe-Zitat: "Die Botschaft hör´ ich wohl,/ allein, mir fehlt der Glaube." Inzwischen, um ehrlich zu sein. Das Nähere dazu habe ich hier in einem anderen Thread gepostet:  https://www.aero.de/forum/antworten/2/Wie-Manager-die-Sicherheitskultur-verkauften/

Dieser Beitrag wurde am 22.01.2020 11:25 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 22.01.2020 - 11:06 Uhr
Was ist denn bis jetzt über das Steuerproblem bekannt und wer hat sich dazu geäussert?

Von Boeing hört man nur, "MCAS funktioniert nicht so richtig" und es kann beim Flug ohne ausgefahrenen Klappen zu Problemen kommen. AR und Muilenburg wollten wohl damit Boeing vor "nicht gerechtfertigten" Ansprüchen schützen.

Forkner war da schon etwas konkreter - das muss nicht mehr wiederholt werden.

AR und Calhoun haben jetzt die Chance, die Probleme aufzuzeigen.

Vgl  https://boeing.mediaroom.com/2020-01-21-Boeing-Statement-on-737-MAX-Return-to-Service
"Returning the MAX safely to service is our number one priority, and we are confident that will happen. We acknowledge and regret the continued difficulties that the grounding of the 737 MAX has presented to our customers, our regulators, our suppliers, and the flying public."
Haben die Aufsichtsbehörden mit dem Flugverbot Probleme? Usw....
Sieht so eine PR-Offensive - in den USA - aus?

Dieser Beitrag wurde am 22.01.2020 11:07 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 22.01.2020 - 11:02 Uhr
M. E. nach wird das auch im Juni nicht mehr stattfinden. Anfangs war ich ja der Meinung, dass Boeing sich nur eine "Nachlässigkeit" zu Schulden hat kommen lassen.

Eine Nachlässigkeit? Die zu 2 Abstürzen und 346 Toten führte...habe sie sich überhaupt mit der sache beschäftigt?
Wenn ihr Chef das liesst, sind sie ihren Job los;)
Ich empfehle die Boeing Brille abzusetzen.
>
Ich hatte die Brille zwar nie auf, aber danke für den Tipp. Wie geschrieben, Anfangs war ich noch der Meinung, dass hier eine "Nachlässigkeit" vorliegen könnte. Da kannten wir alle nicht im Ansatz das, was heute an Betrügereien bekannt ist. Ich gehe heute von schwerem Betrug mit vielfacher Todesfolge aus.

Mittlerweile sind mir zu viel Missstände über die Qualität und Architektur der MAX, das getriebene Engineering und die Zulassungsbedingungen bekannt geworden um an eine schnelle und günstige Aufhebung des Flugverbots zu glauben.

Wirklich? Es ist viel bekannt geworden, doch auch vieles was einfach von Beginn an solide hätte ausgelegt werden müssen.
Richtig.


Ich sehe für Boeing nur noch eine Neuzertifizierung samt umfänglicher Nach- oder Umrüstung als den einzig möglichen Weg, um die 800 bereits produzierten Flugzeuge glaubwürdig und gewinnbringend wieder in die Luft zu bekommen.

Jetzt fallen sie ins andere extrem. Neuzertifizierung? Damit wäre die Max erledigt, Zertifizierung ist aufwendig und dauert. Gewinnbringend ist keine Messgröße aktuell, es geht v.a. um die Company selbst.

Das wissen wir nicht. Wir wissen noch nicht einmal, ob Boeing schon alles weiß oder wissen will ;)
Wir kennen keine Lösung, wir kennen auch nicht mögliche Einschränkungen was die Bordrechner betrifft.
Eines erscheint mir aber als gegeben: Ein kleines Software Update oder ein pures Abschalten von MCAS sind ganz offensichtlich nicht ausreichend, sonst wäre die Kiste schon wieder in der Luft.

- Eine Rücknahme der 400 bisher ausgelieferten und die Verschrottung aller 800 produzierten MAX wird Boeing ohne Chapter 11 nicht bewältigen, zumal ein Nachfolger weder in Sicht, geschweige denn entwickelt ist.

Genau, alle brandneuen Flieger wandern auf den Schrott....wissen sie was sie da schreiben, haben sie sich wenigstens etwas mit der Sache beschäftigt?

Ja, ich weiß, wovon ich schreibe. Mir ist klar, dass das horrende Kosten verursachen wird. Das kann für Boeing eine existenzielle Bedrohung darstellen. Deswegen mein Eingangspost...

- Eine Neuauflage der NG Serie ist zwar technisch möglich, der Kundenkreis dürte aber eher überschaubar bleiben. Wer kauft schon die "zweitbeste" Lösung, es sei denn, die Preisnachlässe wären signifikant.

Die Max ist eine Neuauflage der NG, was soll darüber hinaus passieren?
Boeing muss und wird die Max sicher zugelassen bekommen, es gibt keine andere Lösung.
Ansonsten ist Boeing einfach am Ende, wenn man im SA Markt nichts mehr zu melden hat.

Die MAX ist die Weiterentwicklung der NG. Eine Neuauflage wäre, die NG wieder in Produktion zu nehmen um überhaupt einen Narrowbody verkaufen zu können (siehe zweitbeste Lösung).
Ob Boeing die MAX nochmal zugelassen bekommt wird sich zeigen. Wir wissen zu wenige Details, wir kennen keinen Zwischenstand der Rezertifizierung.
Über den für Boeing entstehenden Schaden bei einer Nichtzulassung brauchen wir nicht zu streiten.

Eine Neukonstruktion wird 6-7 Jahre dauern, die Airbus alleine verkauft, und das NG Upgrage ist die Max. Da kann man mit heutiger Technologie etc. nicht mehr rausholen.
Es ist die Max oder nix, anders geht es nicht für Boeing.

Das mag sein, für Boeing und die Zulassungsbehörden steht bei der 737 aber jetzt MAXimale sicherheit auf dem Programm. Das Wohl Boeings ist auf der Prioritätenliste der FAA etwas nach hinten gerutscht.


So oder so: Boeing hat einen langen und schmerzhaften Weg vor sich.

Ich hoffe, daß Airbus aus dem Boeing-Drama proaktiv lernt und nicht die Boeing Fehler wiederholt.

Prio 1: Baue ein gutes, sicheres und zuverlässiges Flugzeug.
Prio 2: Achte auf deinen Mitarbieterstamm, halte qualifizierte Leute und sorge dafür, das sie ihr Bestes geben wollen - und auch können.
Prio 3: Sorge bei deinen Führungskräften für einen Ausgleich zwischen Wirtschaftlichkeit und technischem Anspruch.

Der Shareholder Value sollte bei Beherzigung dieser einfachen Grundsätze von alleine gegeben sein.


Danke für Ihre ausführliche Antwort, ich kann mich dem nur anschließen. Ich muss gestehen, ich ärgere mich im Nachhinein über mich: Ich habe Boeing mit seiner Philosophie, den Piloten etwas zuzutrauen, Airbus mit seiner Fly-by-Wire-Technologie immer vorgezogen, auch wenn ich hier in Hamburg Airbus sozusagen vor der Haustür habe; bei den Widebodies war Boeing Airbus immer voraus und bei den Frachtflugzeugen hat Airbus bis heute nichts wirklich Nennenswertes zustande gebracht und kann nicht einmal mit Antonow mithalten. Nach dem Lion-Air-Absturz habe ich Boeing das mit dem problemlosen Software-Update, das bereits in Arbeit sei und in Kürze installiert werde, deshalb so in aller Naivität abgekauft und mich lediglich etwas über die vermeintliche Schludrigkeit gewundert, das MCAS offenbar nicht im Handbuch zu erwähnen. Ich habe auch immer noch den alten Slogan im Ohr: "If it´s not Boeing, I ain´t going." Das war noch 2018. Aber man macht halt seine Lebenserfahrungen - auch wenn es Lebenserfahrungen sind, auf die man sehr gerne verzichten würde.


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