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Air Baltic, die als erste europäische Fluggesellschaft bereits am 17. März ihren Flugbetrieb komplett eingestellt hatte, bietet seit dem 18. Mai wieder Flüge auf einem zunächst stark eingeschränkten Streckennetz an, darunter zu allen fünf deutschen Zielen.
Zwischendurch verkleinerte sich die lettische Fluggesellschaft radikal um 40 Prozent, sowohl beim Personal als auch bei der Flotte. Während man hofft, mittelfristig die Zahl von derzeit nur noch 1.050 (statt vorher 1.700) Mitarbeitern wieder aufzustocken, hat sich die Flotte dauerhaft verändert:
Air Baltic hat sich endgültig und drei Jahre früher als geplant von ihren zuletzt zwölf Dash 8-Q400-Turboprops verabschiedet, auch die vier verbliebenen Boeing 737-300 schieden sofort aus und nicht erst Ende dieses Jahres wie geplant.
Insgesamt betrieb Air Baltic vor der Krise 22 A220-300, deren Erstbetreiber sie Ende 2016 wurde. Der Neustart erfolgte mit nur vier Flugzeugen, bis Mitte Juli waren 19 wieder im Einsatz, bis September sollen alle 22 wieder fliegen.
"Wir sind die einzige Airline der Welt, die exklusiv die A220 betreibt", sagte Firmenchef Martin Gauss in einem exklusiven Interview mit aero.de in Riga. Gleichzeitig beschert ihm das die jüngste Flotte der Welt mit einem Durchschnittsalter von gerade mal 1,9 Jahren. "Und der Wert wird noch sinken, weil wir ja noch weitere Flugzeuge bekommen."
Bis zum Jahresende wird Air Baltic wie vorgesehen drei weitere Flugzeuge abnehmen und damit eine Flottenstärke von 25 A220 erreichen. "Im Laufe des kommenden Jahres wachsen wir dann auf 32 Flugzeuge", so Gauss.
Air Baltic profitiert von einer Kapitalerhöhung von 250 Millionen Euro durch den Mehrheitseigner, der lettischen Regierung, die jüngst durch die EU abgesegnet wurde.
"Nach der Krise zeigt sich, dass ein 145sitziges Flugzeug genau das richtige ist, weil sehr viele Strecken keine größere Nachfrage haben", erklärte der Air Baltic-CEO, "der Fokus nur auf die A220 macht uns das Leben viel einfacher."
Vor allem die Tatsache, dass die A220 flexibel auf sehr kurzen Strecken wie im lettischen Inland, aber auch auf langen Routen bis nach Abu Dhabi einsetzbar sei, mache sie so geeignet. Der Gesellschaft wird mit der homogenen Flotte Komplexität genommen, die Kunden bekommen ein einheitliches, modernes Bordprodukt.
"Wir haben das richtige Flugzeug, und genug davon im Moment", so Gauss. Bis 2023 sollen wie geplant alle 50 fest bestellten A220 übernommen werden, sie sind für das Einsatzgebiet Baltikum vorgesehen.
Darüber hinaus bestehen 30 weitere Optionen zu bereits langfristig verhandelten, mutmaßlich günstigen Preisen. Sie sollen für weitere mögliche Aktivitäten in anderen nordischen Ländern zum Einsatz kommen.
Mit einem Vorlauf von 24 Monaten muss die Gesellschaft diese bestellen, will sie Optionen nutzen, zu einem bestimmten, nicht bekannten Zeitpunkt verfallen diese Bestellrechte. "Wenn wir nahtlos weiter wachsen brauchen wir schon 2024 die ersten Flugzeuge daraus. Dann liefe bereits unser geplanter Börsengang, und wenn die Geschichte funktioniert, würde man dann schon eine größere Order platzieren", erklärte Gauss.
Starke Buchungslage
Er ist überzeugt, dass Airbus in der neuen Lage "mittelfristig mehr A220 verkaufen wird, weil die A220 von der Wirtschaftlichkeit her einfach besser ist."
Das Bordprodukt wurde nur minimal verändert, in Business Class sowie auf Vorbestellung gegen Aufpreis in Economy werden weiter warme Mahlzeiten serviert.
Das Geschäft laufe vielversprechend an, er sei "happy", sagt Martin Gauss, derzeit eine seltene Aussage in der Branche. "Für das, was wir an Kapazitäten anbieten, ist die Buchungssituation sehr stark", so Gauss.
Im Juni lag die Auslastung bei 39 Prozent, in der zweiten Juli-Woche erreichte die Anzahl der Neubuchungen schon die Hälfte der Vorjahreswoche, obwohl die derzeit gebotene Kapazität noch unter 50 Prozent liegt. In der ersten Juli-Woche absolvierte Air Baltic 369 Linienflüge, gegenüber 1.346 in der Vorjahreswoche.
© aero.de, Andreas Spaeth | Abb.: Andreas Spaeth, Airbus | 18.07.2020 08:00
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