Mehr Flugzeuge als Nachfrage
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Bei Boeing stauen sich die Dreamliner

Boeing 787-Produktion
Boeing 787-Produktion, © Boeing

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WASHINGTON - Boeing geht der Platz aus: um die 50 nagelneue Dreamliner stehen abholbereit in Washington und South Carolina - Tendenz steigend. Das Langstreckenflugzeug, das Boeing in der 737 MAX-Krise über Wasser halten sollte, erweist sich in der Covid 19-Krise als nutzlos.

Die fertigen Dreamliner stehen auf einer abgesperrten Start- und Landebahn des Flughafens, der nördlich von Seattle an das Boeing-Rumpfwerk grenzt. In North Charleston sind die 787 um das Auslieferungszentrum und einen Lackierhangar herum verstaut. Laut dem Blogger Uresh Sheth, der die Rollouts der 787 so akribisch wie möglich verfolgt, sind es um die 50.

Der Flugzeugbauer hat sogar damit begonnen, Flugzeuge zur Lagerung auf ein Wüstengelände in Victorville, Kalifornien, zu schicken.

Boeings Hoffnungsträger in der 737 MAX-Krise: als Großraumflugzeug erfüllt er nicht die Anforderungen eines Marktes, der von internationalen Reisebeschränkungen und einem damit einhergehenden Reisenachfrage-Einbruch von bis zu 90 Prozent geprägt ist.

Damit spitzt sich die Lage für den Flugzeugbauer und seine Zulieferer weiter zu. Erst 2019 hat er die Produktion auf vierzehn 787 pro Monat hochgekurbelt - ein Rekord für ein Großraumflugzeug in einem Markt, der bereits damals mehr als gesättigt war.

"Das war einer der wenigen Hebel, die sie ansetzen konnten, um mehr Geld in die Kasse zu spülen während einer Krise, die sich heute wie ein kleiner Husten anhört", sagt der Analyst Richard Aboulafia.

"Aus gutem Grund wurde noch nie ein Großraumflugzeug in einer Rate von 14 Stück pro Monat gebaut. Dieser Skandal wurde durch den beispiellosen Zusammenbruch der Luftfahrt, den Covid-19 ausgelöst hat, in den Hintergrund gedrängt", deutet er den Schritt als Fehlentscheidung.

Großraumflugzeuge weniger gefragt denn je

Die Nachfrage nach Großraumflugzeugen wie dem Boeing 787 Dreamliner, der 777, dem Airbus A350 und dem A330 leidet besonders in der Corona-Krise, in der Airlines darum kämpfen, Flugzeuge in der Größenordnung eines A220 mit Passagieren zu füllen.

Zusätzlich zur akuten Finanznot schrecken die dort hohen Infektionszahlen mit dem Coronavirus Airline-Manager derzeit davon ab, Piloten in die USA zu schicken, um neue Flugzeuge zu holen.

Insgesamt haben Kunden im ersten Halbjahr nur sechsunddreißig 787 bei Boeing abgeholt, drei davon im Mai und Juni. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 78 Flugzeuge. Boeing hat die Produktionsrate bereits auf zehn pro Monat gesenkt.

Boeings 787-Bestand und die aufgeschobenen Produktionskosten dürften in den kommenden zwei Wochen in den Fokus rücken, da Schlüsselkunden wie American Airlines und United ihre Quartalszahlen veröffentlichen. Auch Boeing wird dies am 19. Juli tun.

"Ich bin mir sicher, dass (Boeing, Red.) sich von diesem Abschwung erholen wird", sagte Blogger Sheth. "Aber an diesem Punkt müssen sie die Produktion wahrscheinlich noch weiter zurückfahren, weil sie diesen Weg nicht weiter fortsetzen können."
© Bloomberg, aero.de | Abb.: Boeing | 20.07.2020 10:56

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Beitrag vom 23.07.2020 - 16:43 Uhr
Ja das stimmt
Es wird 2 - 3 Jahre dauern, bis wir wieder ein Flugtraffic erleben wie vor der Krise. Da kann Corona schon lange vorbei sein, braucht man Geld für lange und grosse Reisen und viele brauchen auch mehrere Jahre um auf eine Reise in die USA oder Australien zu sparen. Dann werden viele Unternehmen Investitonen verzögern. Innereuropäisch wird sicherlich auch weniger dienstlich geflogen und das für immer.
Nach den Jahren können die Airlines endlich wieder mit voller Auslastung fliegen und Gewinne machen und theoretisch expandieren oder Fluggerät ersetzen ABER leider ist alles Cache aufgebraucht und man muss mit den Gewinnen erst mal die Schulden aus der Corona Krise abzahlen. Daher vermute ich dass es 5-10 Jahre dauern wird, bis die Airlines wieder im grossen Stil anfangen neues Gerät einzufloten. Wer jetzt zuerst los legen kann, hat ein Vorsprung.
Beitrag vom 23.07.2020 - 15:19 Uhr
>>
Wenn man Boeings Fehler und das Auftreten analysiert, dann ist Norwegiean mit der Aussage "Boeing hat gelogen bis sich die Balken biegen" nicht so verkehrt.
Dafür halten sich die Stornos bisher wirklich in Grenzen, zumal jetzt eigentlich jede Airline, z.b. Air Canada, zu Airbus gehen könnte um A320neo zu bestellen. Damit könnten die ihren Fehler von A320 auf B737Max zu wechseln ausbügeln, denn jetzt wären SLots verfügbar.
Macht aber scheinbar keiner.
Boeing hat jetzt irgendwie 500 Stornos bekommen, das ist bei 4500 orders erstaunlich wenig.

Richtig weh würde Boeing tun, wenn Flydubai oder Lion Air ihre 250ger Orders stornieren würden, oder Southwest, oder Vietjet.
Mich wundert das dahin gehend noch nichts passiert ist.

Offizielle Stornierungen sind das eine. Das ist bisher überschaubar. Keiner weiß aber über welche Stückzahlen sich die Airlines auf Grund der Max-Probleme sich ein späteres Stornierungsrecht gesichert haben. Das hat für Airlines den Vorteil sich je nach Entwicklung der nächsten Jahre frei entscheiden zu können und man Boeing damit hilft das Gesicht zu wahren.

Dazu kommen noch alle Fälle wo schlicht und ergreifend die Krise
die finanziellen Reserven der Airlines aufgezehrt haben. Wer keine Staatliche Hilfe bekommt kann das eigentlich kaum überstehen und wird folglich auch nie mehr mehr abnehmen. Selbst LH wird die Abnahmetermine deutlich verzögern.

Sehe die Situation viel düsterer als hier in den Beiträgen anklingt. Neuorder oder Umstellungen sind derzeit nirgendwo akut. Dafür ist die Entwicklung der Pandemie weltweit zu ungewiß und die Entscheidungungen über Reisebeschränkung werden nach Gutsherrenart getroffen. Werde derzeit z. B. keine Kreuzfahrt mehr buchen wenn ich weder am Starthafen einreisen noch am Zielhafen aussteigen kann. So wie mir das im April passiert ist.
Beitrag vom 23.07.2020 - 14:21 Uhr
FlyDubai sagt, nach einem Jahr Vergleich Max/738 liegen die Kosten der Max 15%! unter der 738. Das schließt einen Wechsel aus ökonomischen Gründen aus.

Warum?
Der wechsel auf A320neo oder A220 ist doch jetzt möglich.
Klar sind Wechsel möglich (wobei die A220 eine andere Größe ist und damit nicht vergleichbar), aber ich sagte ja auch ökonomisch. Strategisch mag das anders sein, siehe United die umstellen auf Airbus da sie die XLR in die Flotte aufnehmen. Da entstehen Synergien.
Die Flotten muss doch keiner nehmen, die Max sind nicht viele.
Man flottet die NG aus und ersetzt sie durch Neos, wie das bereits einige Airlines auf der Welt machen.
Helfen Sie mir auf die Sprünge, bitte?
Die Situation vor Corona war:
Sie bekommen keine Neos weil keine Slots verfügbar.

Die Situation jetzt ist: Slots sind verfügbar. Ein Wechsel wäre also gerade möglich, mit dem Problem das Cash knapp ist und aktuell wohl keiner flieger will.
Eben, Sie sagen es. Hatte ich oben genau so aufgeführt.
Da aber Mittelstrecke schon nächstes Jahr wieder erwartet wird, besteht die Chance jetzt Neos zu kaufen und die Max zu stornieren.
Warum sollte man? Nächstes Jahr sind doch Beide verfügbar.
Lion AIr hat ja auch eine grosse Neo order.
Ja, die Group für ihre Expansionspläne in Asien. Die ersetzen nicht, die werden beide Muster haben in unterschiedlichen Ländern. Strategische Entscheidung.
Den Daten glaube ich nicht. Wenn die B739 ER 15% besser als der A321neo ist, dann läuft was verkehrt.
Haben Sie andere Daten? Sie verteidigen Ihre Argumente, da müssten Sie doch eine Quelle haben? Im Text steht die Aussage von Alaska, die haben Beide Muster in der Flotte und können vergleichen. Es geht um die Operating Cost, das ist mehr als Fuel.
Hier können Sie noch ein bischen vergleichen
 https://www.planestats.com/bhsn_2014dec

Dieser Beitrag wurde am 23.07.2020 14:36 Uhr bearbeitet.


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