Ryanair legt bei 737 MAX nach
Älter als 7 Tage

Kühl kalkulierter Kauf in der Krise

Michael O`Leary
Michael O`Leary, © A4E

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SEATTLE - Mit 75 zusätzlichen Boeing 737 MAX untermauert Michael O'Leary sein Vertrauen in eine schnelle Erholung des Flugmarkts. Das Krisen-Kalkül des Ryanair-Chefs ist schon einmal aufgegangen - Ryanair könnte an dem Auftrag Milliarden verdienen und gestärkt aus dem Corona-Tief kommen.

Seattle, 03. Dezember 2020: Boeing hat die Ryanair-Chefetage im Privatjet einfliegen lassen - vor Ort zeichnet Michael O'Leary den Deal über 75 weitere 737 MAX ab. Von Krisenstimmung keine Spur.

"Wir hoffen auf mindestens 50 Auslieferungen dieser Flugzeuge 2021", sagte O'Leary nach der Unterschrift. Ryanair werde mit den ersten 737 MAX-8200 zwar zunächst "einige unserer älteren 737 NG" ersetzen - bis 2025 soll die Gesamtflotte aber auf 600 Flugzeuge wachsen.

Dafür wird O'Leary ein weiteres Mal zum Vertragsfüller greifen. Ryanair verhandele mit Boeing weiter über die 737 MAX 10, sagte der Manager. O'Leary ist überzeugt, dass sich die Flugnachfrage ab 2021 "mit Verfügbarkeiten von Impfstoffen" rasch stabilisiert - und die Krise eíne Gelegenheit für Flugzeug-Schnäppchen ist.

Seattle, 24. Januar 2002: die Luftfahrt befindet sich nach dem 11. September noch in kollektiver Schockstarre - an neue Flugzeuge denkt kaum eine Airline als O'Leary 150 737 NG für den Lieferzeitraum 2002 bis 2010 bestellt. Kurz nach Auslieferung wird Ryanair die Flugzeuge an Leasingfirmen weiterreichen und zurückmieten.

Im Dezember 2003 vermeldet die Airline ein Sale and Leaseback mit der RBS über zehn 737-800 zum Stückpreis von 51,8 Millionen US-Dollar. Ryanair selbst - so heißt es später - hat Boeing die Flugzeuge 2002 für weniger als 30 Millionen US-Dollar pro Stück abgeluchst. Ihre Leasingraten hatte die Airline in jedem Fall wieder drin.

Auch die 737 MAX-8200 dürfte Ryanair zum Krisentarif erhalten. Während die Airline nur von einem "moderaten Nachlass" spricht, gehen Insider von einem tatsächlichen Stückpreis knapp über 40 Millionen US-Dollar aus. In der Preisliste führt Boeing die 737 MAX 8 mit rund dem Dreifachen.
© aero.de | Abb.: Boeing | 04.12.2020 11:01

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Beitrag vom 09.12.2020 - 08:25 Uhr
Alliterationen wie "beim" Privatsender...
Beitrag vom 06.12.2020 - 09:32 Uhr
@contrail55: Der Leasinggeber erhält auch von Ryanair monatliche Leasingraten. Deshalb ist der Kauf der Flugzeuge von Ryanair mit einer Sicherheit und einem Preisnachlass von 20% verbunden für die ersten 8 Jahre, weil er keinen Abnehmer finden muss. Danach kann der Leasinggeber das Flugzeug weiter am Markt positionieren, wo dann weiter die Leasingraten eingespielt werden.
Letztendlich ist das für den Leasinggeber eine Risikominderung verbunden mit einem Rabatt und Vermeidung einer Wartezeit.
Beitrag vom 05.12.2020 - 17:14 Uhr
@contrail55: Das ist relativ einfach erklärt: Man ordert in der Krise Flugzeuge mit entsprechenden Nachlass. Als Beispiel nehmen wir mal an, Ryanair zahlt pro MAX 40Mio€. Diese werden bei Auslieferung direkt an den Leasinggeber weiter gegeben. Da die wirtschaftliche Lage nun besser ist, sind auch nur begrenzt Nachlässe bei Boeing möglich. Daher bekommt der Leasinggeber die Flugzeuge für 100Mio € von Ryanair. Das ist immer noch 20 Mio € unter dem Listenpreis, man muss nicht um Auslieferungs-Slots kämpfen und man hat auch schon einen Abnehmer (Ryanair selber) für die ersten 8 Jahre sicher. In dieser Zeit zahlt Ryanair ihre Leasingraten Jahr für Jahr und geben die Flugzeuge an den Leasinggeber zurück, der dann das Flugzeug weiter im Markt positionieren kann. Ryanair verdient dabei am ersten Tag bereits 60Mio € und zahlt "nur" eine ca. 82%ige Leasingrate gegenüber dem Listenpreis. Das ist eine Win-Win-Situation, vorrausgesetzt, die Lage verbessert sich und die Auslieferungs-Slots werden wieder knapp.
Hat schon einmal funktioniert...

Danke für den Hinweis, auch @FritzM
Hört sich an wie ein Hütchenspielertrick, zumindest von den Summen her. Ich habe dazu einen Artikel des Spiegel gefunden
 https://www.spiegel.de/wirtschaft/airline-nebenverdienst-wie-ryanair-zum-flugzeug-dealer-wurde-a-347777.html
Warum sollte ein Leasinggeber ein Flugzeug für 80% Liste kaufen, wenn es nach Ablauf der 10 Jahre nur noch die Hälfte wert ist. Diesen Wertverlust sowie die Kapitalkosten würde der Leasingnehmer bezahlen müssen, mit entsprechend hohen Raten und dementspreched würde der Profit pro Flugzeug sinken, den man ja auch noch versteuern müsste.
Die Differenzen im Preis erscheinen mir hier zu hoch, aber das Prinzip habe ich verstanden.


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