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Piloten: "Keine Denkverbote" bei neuem Krisentreffen

TUIfly Boeing 737-800
TUIfly Boeing 737-800, © NUE

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HANNOVER - Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) appelliert an das Management von Tuifly, doch noch einmal offen über andere Sparmöglichkeiten als die drohenden Kündigungen zu verhandeln. Beide Seiten hätten sich gegenseitig auferlegt, "ohne Denkverbote in die Mediation" zu gehen, sagte VC-Tarifpolitik-Chef Marcel Gröls.

Es sei aber noch nicht klar, ob das Reizthema bald entschärft werden könne. Tuifly-Chef Oliver Lackmann hatte Ende Januar betont, dass die Geschäftsführung nicht über ihr letztes Angebot aus dem Herbst hinausgehen könne.

Wegen der Forderung der Piloten nach einem Kündigungsschutz über 2021 hinaus waren die Verhandlungen ausgesetzt worden, eine Kurzarbeitsregelung für das Cockpit-Personal lief Ende November aus.

Tuifly hält bisher nicht nur eine Umverteilung des Arbeitsvolumens, sondern auch Kündigungen für nötig - nur so sei der mittelfristige, strukturelle Umbau der Fluggesellschaften im Konzern möglich.

Die Zukunftsangst sei groß, heißt es auch aus Kreisen der Piloten. Manche Mitglieder anderer Berufsgruppen und Betriebsratschef Frank Jakobi hatten dagegen zuletzt verlangt, das Cockpit-Personal müsse selbst größere Beiträge zum Sparkurs leisten: Andere Beschäftigte verzichteten weiter freiwillig auf erhebliche Teile ihres Gehalts.

Die VC argumentiert, es müsse ein faires Angebot ohne Androhung von Entlassungen denkbar sein. "Dass Tuifly eine grundsätzliche Restrukturierung durchlaufen soll, ist uns bewusst", sagte Gröls. "Natürlich ist es unser Anspruch, diesen Wandel zu begleiten. Unser erklärtes Ziel ist es aber auch, dass das Unternehmen dabei möglichst auf Kündigungen verzichten sollte."

Der wieder aufgenommene Gesprächsfaden stimme die Gewerkschaft zuversichtlich, man setze jetzt hohe Erwartungen in die Vermittlung. "Es ist wichtig, dass beide Seiten noch einmal prüfen, was möglich ist. Die Sachverhalte müssen so aufgearbeitet werden, dass man wieder zueinander kommt."

Gröls erklärte, die Piloten seien weiter zu einem "Krisenbeitrag" im Gegenzug zu Jobsicherheit bereit. Bisherige Kompromissvorschläge des Managements enthielten allerdings nach wie vor eine Kündigungsoption - selbst wenn etwa die Zahl der 39 deutschen Maschinen nur auf 22 statt 17 abgebaut werde.

Hingegen meinte er: "Wenn Tui sagen würde, dass niemand ausscheiden muss, bei Bedarf aber ein ausgleichender Betrag für Kollegen angeboten würde, die freiwillig ausscheiden wollen - dann könnte ich mir vorstellen, dass die Kosten gesenkt werden können, ohne betriebsbedingte Kündigungen aussprechen zu müssen."

Tuifly hatte erklärt, dass die nötige Reduzierung der Kapazitäten keine andere Lösung zulasse. "Mir ist wichtig, zu betonen, dass wir in diese Gespräche zwar ergebnisoffen hineingehen", schrieb Lackmann an die Mitarbeiter, "aber das Angebot aus dem Herbst vergangenen Jahres bereits das Maximum des wirtschaftlich Machbaren darstellte und sich seitdem die Rahmenbedingungen weiter verschlechtert haben."

Unverständnis für Äußerungen von Betriebsrat Jacobi

Konzernchef Fritz Joussen will angesichts des Geschäftseinbruchs in der Corona-Krise weltweit rund 8.000 Stellen streichen. Dies soll vorwiegend im Ausland geschehen. Aber auch bei Tuifly, in Reisebüros oder in der Verwaltung sind empfindliche Kürzungen vorgesehen.

Betriebsrat Jakobi hatte die Piloten im Interview der dpa ermahnt, sich solidarischer zu zeigen: "So gut wie alle Beschäftigten machen Kurzarbeit - aber eine Gruppe leistet im Augenblick keinen Beitrag."

Gröls äußerte Verständnis, dass Piloten enttäuscht darauf reagierten. "Die Einlassungen von Herrn Jakobi haben uns mehr als überrascht. Zum einen, weil sich der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates für alle Personale verantwortlich fühlen sollte, auch für die von Kündigung bedrohten Piloten. Zum anderen, weil er es besser wissen müsste: Wir haben bis November einen Krisenbeitrag geleistet und leisten natürlich auch aller Voraussicht nach in Zukunft unseren Beitrag."

Mitten in den Verhandlungen zum Joberhalt habe man jedoch nicht "Gestaltungsmittel ohne Gegenleistung über den Tisch reichen" können. Dass die VC anstelle der Tui-internen Personalvertretung das Thema an sich ziehe, liege daran, dass man so "mehr Gestaltungsmöglichkeiten als auf der betrieblichen Ebene" habe.

Parallel läuft ein sogenanntes Einigungsstellen-Verfahren nach dem Betriebsverfassungsgesetz, um einen Sozialplan und Interessenausgleich zu erreichen.
© dpa-AFX | Abb.: Tuifly | 04.02.2021 05:41

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Beitrag vom 04.02.2021 - 20:35 Uhr
"Mir ist wichtig, zu betonen, dass wir in diese Gespräche zwar ergebnisoffen
hineingehen", schrieb Lackmann an die Mitarbeiter, "aber das Angebot aus dem
Herbst vergangenen Jahres bereits das Maximum des wirtschaftlich Machbaren
darstellte und sich seitdem die Rahmenbedingungen weiter verschlechtert haben."

Das widerspricht sich irgendwie. Wozu trifft man sich dann überhaupt? Kennt der Mann die Bedeutung des Wortes "ergebnisoffen"?

Das ist aber genauso widersprüchlich wie "ohne Denkverbote" Kündigungen ausschließen zu wollen.
Ist halt beides "public Diplomacy" - und keine öffentlich geführte zielführende Diskussion...
Beitrag vom 04.02.2021 - 20:14 Uhr
Das widerspricht sich irgendwie. Wozu trifft man sich dann überhaupt? Kennt der Mann die Bedeutung des Wortes "ergebnisoffen"?
"Ergebnisoffen" kennt doch zwei Richtungen. Kann also auch bedeuten dass nicht die einen, sondern die anderen etwas weiter zurückfahren.
Beitrag vom 04.02.2021 - 20:09 Uhr
"Mir ist wichtig, zu betonen, dass wir in diese Gespräche zwar ergebnisoffen
hineingehen", schrieb Lackmann an die Mitarbeiter, "aber das Angebot aus dem
Herbst vergangenen Jahres bereits das Maximum des wirtschaftlich Machbaren
darstellte und sich seitdem die Rahmenbedingungen weiter verschlechtert haben."

Das widerspricht sich irgendwie. Wozu trifft man sich dann überhaupt? Kennt der Mann die Bedeutung des Wortes "ergebnisoffen"?


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