Flugsicherheit
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Wie das NTSB Turbulenzen entschärfen will

Bruce Landsberg
Bruce Landsberg, © NTSB

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WASHINGTON - Schwere Flugunfälle sind selten, Turbulenzen nicht. Wenn Luftwirbel auf ein Flugzeug treffen, besteht Verletzungsgefahr. Die US-Flugunfallstelle NTSB hat Daten gesammelt - und will das Risiko zumindest eindämmen. Besonders eine Berufsgruppe könnte davon profitieren.

New Orleans, 24. Juni 2021: American Airlines Flug 2401 gleitet auf FL310 über dem Golf. Von einem Moment auf den nächsten gerät der Airbus A321 in heftige Turbulenzen. Die Piloten drehen nach New Orleans ab - in der Kabine sind neun Menschen verletzt, eine Flugbegleiterin ernsthaft.

Nur einen Tag später wird eine Boeing 737-700 von Southwest Airlines über Utah von schweren Turbulenzen durchgerüttelt. Die Bilanz hier: drei Mitglieder der Kabinencrew und ein Passagier bedürfen nach der Landung ärztlicher Versorgung in einem Krankenhaus.

Selbst "moderate Turbulenzen" können schnell "zu gebrochenen Gliedmaßen und Verletzungen der Wirbelsäule führen", sagte NTSB-Interimschef Bruce Landsberg. "Mehr als ein Drittel aller Unfälle nach Part 121 sind auf Turbulenzen zurückzuführen und führen oft zu schweren Verletzungen."

Das NTSB zog in einer aktuellen Studie zu dem Thema Unfallmeldungen zwischen 2009 und 2018 heran - und gewann neue Erkenntnisse.

"Die meisten Verletzungen - 60 Prozent - ereigneten sich unterhalb von 20.000 Fuß in der Nähe von Gewitterzellen", sagte Landsberg. Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter waren mit 80 Prozent die mit Abstand am häufigsten verletzte Personengruppe.

"Turbulenzbedingte Verletzungen traten zumeist im hinteren Teil der Kabine auf", geht aus der Studie weiter hervor. In einer weiteren Stichprobe zwischen 2017 und 2020 waren Turbulenzen laut der Nachrichtenagentur "Bloomberg" sogar die Ursache für rund zwei Drittel - 28 von 43 - aller im US-Airlineverkehr gemeldeten schweren Verletzungen.

Neue Warnsysteme

Für das NTSB sind die Erkenntnisse zugleich Ansatzpunkte zur Risikominimierung. Das NTSB will mit der US-Luftfahrtaufsicht FAA über neue und besser miteinander vernetzte Echtzeit-Warnsystem sprechen.

"Meldungen der Piloten über aktuelle Turbulenzbedingungen sind sowohl für andere Piloten als auch für Meteorologen eine enorme Hilfestellung bei Vorhersage und Vermeidung gefährlicher Turbulenzen", sagte Landsberg. Die Warnungen aus dem Cockpit würden bisher jedoch zumeist nur in der eigenen Airline genutzt.

Die US-Flugbegleitergewerkschaft "Association Flight Attendants - CWA" nimmt die Studie zum Anlass für eine konkrete Forderung: auch Flugbegleiter sollten bei Turbulenzgefahr länger den Gurt anlegen müssen.
© aero.de | Abb.: Southwest Airlines | 11.08.2021 09:48


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