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Crews stellen sich gegen das Ein-Piloten-Cockpit

Ein-Piloten-Cockpit
Ein-Piloten-Cockpit, © Airbus

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BRÜSSEL -  Airbus und andere Hersteller arbeiten an Cockpits, die wegen ihres hohen Grades an Automatisierung mit nur einem Piloten besetzt werden sollen. Der Lesart der Konstrukteure zufolge wird das Fliegen auf diese Weise sicherer. Piloten und Kabinenbesatzung widersprechen vehement.

"Das Prinzip unserer Arbeit an Single-Pilot-Cockpits beruht darauf, dass Menschen die strategischen Entscheidungen treffen werden", zitiert "Euractiv" einen Airbus-Sprecher. "Autonome Systeme sind zur Unterstützung da und ermöglichen es dem Piloten, sich weniger auf die Bedienung des Flugzeuges, aber mehr auf das Missionsmanagement zu konzentrieren."

Während die Technik für einen solchen Betrieb in Entwicklung ist, laufen die Gespräche mit der europäischen Flugsicherheitsbehörde EASA. Dabei geht es um zwei Varianten des Ein-Piloten-Fluges: in der einen könnte einer von zwei Piloten - etwa auf Langstreckenflügen - das Cockpit allein im Blick behalten, während der andere sich ausruht. In der anderen wäre ein Pilot während jeder Flugphase allein im Cockpit.

Aber was passiert, wenn ein Pilot aus irgendeinem Grund die Kontrolle verliert? "Die EASA fordert als Zertifizierungsbehörde die europäische Industrie dazu auf, dass die Sicherheit der zivilen Luftfahrt ständig sichergestellt ist", sagte eine Sprecherin der Behörde - und erkannte zugleich an, dass neue Konzepte in Bezug auf technische und menschliche Fortschritte ausgelotet werden müssten.

"Die wichtigste Frage ist, ob Fliegen mit weniger Piloten an Bord sicher sein kann", zitiert "Euractiv" den Präsidenten der European Cockpit Association, Otjan de Bruijn. "Bisher haben weder die Zertifizierungsbehörden noch die Hersteller gezeigt, dass das die Sicherheit verbessern könnte."

Ihm zufolge fällt in jedem der größeren Luftfahrtmärkte im Schnitt einmal pro Monat einer der Piloten aus - das müsste nicht immer spektkuläre Ursachen haben wie 1990, als bei einem British Airways-Flug ein Cockpit-Fenster brach und das Kabinenpersonal 20 Minuten lang den einen Piloten davor rettete, hinauszustürzen, während der andere das Flugzeug landete.

"Von den Kosten getrieben"

"In Zukunft wird kein zweiter Pilot an Bord sein, um die Situation zu retten", sagte de Bruijn. "Die Hersteller wollen einen zweiten Piloten durch jemanden ersetzen, der vom Boden aus mitsteuert - der nicht das gleiche Maß an Sicherheit bieten wird wie ein menschlicher Pilot an Bord." Die Bemühungen in die Richtung des Ein-Piloten-Cockpits sind seiner Ansicht nach rein kommerziellen Interessen geschuldet.

Die Präsidentin der European Cabin Crew Association, Annette Groeneveld, stimmt zu: "Airlines versuchen seit Jahren, die Crews zu verkleinern und mehr Sitze in den Flugzeugen unterzubringen. Diese Entwicklungen werden von den Kosten angetrieben."
© aero.de | Abb.: Sebastian Steinke | 16.09.2021 07:01

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Beitrag vom 16.09.2021 - 16:10 Uhr
Solange die Kommuniaktion analog läuft, kann man das auf jeden Fall vergessen.
Und aucch darüberhinaus gibt es doch einige Situationen wo die Verteilung der Belastung auf zwei Leute mehr als nur wünschenswert ist.

Bin zwar nicht Pilot sondern IT'ler aber wir bauen jedes kritische System doppelt ein.
Beitrag vom 16.09.2021 - 09:20 Uhr
Na immerhin konnten Ingenieure und Techniker den Anwender schon vom geschlossenen Cockpit überzeugen.

Das ist doch schon mal was.

Auch wenn man den Gegner heute nicht mehr "riechen" kann ...


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