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Airbus will die Scheidung

Qatar Airways Airbus A350-1000
Qatar Airways Airbus A350-1000, © Airbus

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LONDON - Airbus will Qatar Airways keine einzige A321neo liefern. Der Hersteller hat einen Auftrag über 50 A321neo im Lichte des Konflikts um A350-Lackschäden storniert - und verweist die Airline vor Gericht auf Leasinglösungen und die Konkurrenz. Qatar Airways will sich damit nicht abfinden.

Der Termin gab einen Vorgeschmack auf das, was da noch kommt: Qatar Airways und Airbus trafen vergangene Woche in London vor Gericht aufeinander. Um die milliardenschwere A350-Schadensersatzklage von Qatar Airways ging es nur am Rande - hierzu soll am 26. April verhandelt werden.

Zunächst stritten Anwälte um den von Airbus im Januar stornierten A321neo-Auftrag von Qatar. Wie bei den meisten Scheidungen geht es neben Geld auch um Befindlichkeiten.

"Es wäre eine unpassende Verfügung, verfeindete Parteien zur weiteren Zusammenarbeit und Airbus unter Druck des Gerichts zur Produktion von Flugzeugen über die nächsten zehn Jahre zu zwingen", sagte Airbus-Anwältin Sonia Tonaley laut "Bloomberg " in der Anhörung. Die Geschäftsbeziehung? Laut Tonaley "zerrüttet".

Mittels einer "Cross-Default-Klausel" in den A350-Verträgen will Airbus einen Schlussstrich unter die breitere Geschäftsbeziehung mit Qatar Airways ziehen: Nachdem Qatar Airways zwei A350-1000-Termine platzen gelassen hatte, stieg Airbus aus dem Auftrag über 50 A321neo aus.

Die A321neo sollten eigentlich ab 2023 an Qatar Airways ausgeliefert werden. Der Schritt sorgte in der Airlineszene für Irritationen und hat offenbar auch Qatar Airways kalt erwischt. Die Airline erwirkte eine Einstweilige Verfügung, die Airbus eine Neuvergabe der Lieferslots vorerst verbietet.

Parallel hat Qatar Airways mit einer Absichtserklärung über 25 737 MAX plus 25 Optionen eine Weiche zu Boeing gestellt. Auf die A321neo will die Airline aber eigentlich nicht verzichten.

Immerhin hat Qatar Airways laut Gerichtsunterlagen 330 Millionen US-Dollar für die Flugzeuge angezahlt und einige Arbeit in das Produkt investiert. Für die A321neo hatte Qatar Airways laut "Reuters" einige Neuerungen wie eine Pedalbedienung an Sitzen und an die A380 angelehnte Waschräume geplant.

Airbus will aus dem Deal unbedingt raus - und hat für Qatar Airways bereits den Leasingmarkt sondiert. Flottenfinanzierer halten laut Airbus noch 48 A321neo mit Lieferterminen 2023 zurück. Airbus würde Qatar Airways im Zweifel lieber Schadensersatz für Leasingaufschläge leisten als selbst Flugzeuge zu liefern, deutete Tonaley in der Verhandlung an.

Richter will zeitnah entscheiden

Der Hersteller macht Qatar Airways sogar die 737 MAX schmackhaft. Die Boeing biete eine "vergleichbare, wenn nicht sogar größere Reichweite" als die A321neo, sagte Tonaley laut "Bloomberg".

Eine Entscheidung des Gerichts über den A321neo-Deal könnte dem Bericht der Nachrichtenagentur zufolge bereits am 26. April fallen. Der Richter deutete zudem an, das Verfahren um die von Qatar Airways beanstandete Lackablösung an den A350 zu beschleunigen, da dieser Fall auch für andere Betreiber von Bedeutung sei.

UV-Strahlung setzt Blitzschutz zu

Qatar Airways hat inzwischen 23 A350 gegroundet. Die Airline lehnt eine von der EASA akzeptierte Reparaturlösung bisher ebenso kategorisch ab wie neue Auslieferungen.

Im Vorfeld der Verhandlung wies das Anwaltsteam von Qatar Airways stattdessen auf Folgeschäden hin. An einigen Flugzeugen ist der Blitzschutz ungeschützt UV-Strahlung und Wetter ausgesetzt und nicht mehr intakt, warnte Qatar Airways vor einer latenten Gefahrenquelle im Bereich der Tanks.
© aero.de | Abb.: Qatar Airways | 13.04.2022 15:30

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Beitrag vom 14.04.2022 - 10:50 Uhr
Qatar Airways gilt weltweit als der schwierigste Kunde. Kein anderes Unternehmen prüft und reagiert so rigoros wie Qatar. Die Prüfungen sind berechtigt, das Benehmen danach aber nicht. Soll sich Boeing mit dem Kunden rum schlagen. Und auch die werden schnell lernen das Qatar den Bogen überspannt.
Dann wird auch Qatar endlich lernen wie man sich in der Luftfahrtbranche ordentlich und fair verhält.
Alle Flugzeuge, hier nun von Airbus, sind abgenommen durch unterschiedliche Zertifizierungsstellen. Sie werden nach den strengen Regeln der Zulassungsbehörden gefertigt und auch durch den Kunden abgenommen. Hier nun so einen Aufriss zu machen ist fast schon frech, zumal ja selbst die EASA sagt, dass hier keine Beeinträchtigung der Sicherheit vorliegt beim 350. Und Airbus sogar dem Kunden entgegen kommen wollte.
Es ist ein Geschacher um Geld. Ob sich das langfristig für Qatar auszahlt ist mehr als fraglich. Ich fliege die Gesellschaft nun aus Prinzip nicht nehr.
Beitrag vom 13.04.2022 - 15:58 Uhr
Das ist massiv Rückgrat gezeigt!

Natürlich hat die Kundenzufriedenheit oberste Priorität, aber drangsalieren und an der Nase herumführen muß man sich deswegen nicht lassen.


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