ATR 42-600S
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Hier kommt der Schnellstarter von ATR

ATR 42-600S
ATR 42-600S, © ATR

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TOULOUSE - ATR 42-600S nennt der italienisch-französische Regionalflugzeugbauer sein neuestes Erzeugnis. Das S im Namen ist wichtig, denn es steht für "Short Take-off and Landing" - kurz: STOL. Nun hob der Stellstarter von ATR in Toulouse erstmals ab. Doch noch ist das Flugzeug nicht ganz fertig.

Zwei Stunden und 15 Minuten war die neue Kurzstart-Zweimot bei ihrem ersten Flug am 11. Mai in der Luft. Bis auf 17.000 Fuß (2.133 Meter) kletterten die Piloten mit ihr herauf, absolvierten währenddessen einige grundlegende Checks.

Dann kehrten sie mit der ATR 42-600S zum Startflughafen Francazal südwestlich von Toulouse zurück. Wie viele Meter Runway sie beim Jungfernflug für Start und Landung in Anspruch nahmen, ist nicht überliefert.

Später, im Linieneinsatz, soll die ATR 42-600S aber mit nur 800 Metern Startstrecke zurechtkommen - mit maximal 40 Passagieren an Bord. Zum Vergleich: Die Standardvariante der ATR 42-600 braucht zum Abheben mindestens 1.050 Meter, kann dafür aber bis zu 50 Fluggäste aufnehmen.

Mehr Power für den Startlauf

Um den STOL-Regionalflieger innerhalb der genannten 800 Meter in die Luft zu bekommen, erlaubt ein Software-Upgrade den beiden PW127M-Turboprops von Pratt & Whitney Canada beim Startlauf eine erhöhte Leistung von jeweils bis zu 2.750 PS, gegenüber den je 2.400 PS der Basisvariante.

Für mehr Auftrieb erfolgt der Take-off standardmäßig mit Klappen in 25-Grad-Position. Für die verkürzte Landestrecke sorgen dagegen automatische Bremsen, die direkt beim Aufsetzen volle Bremsleistung liefern. Zusätzliche Störklappen an den Tragflächen tragen ebenfalls ihren Teil zur schnellen Verzögerung bei.

All diese Features weist der Prototyp F-WWLY, der einst eine "normale" ATR 42-600 war, schon auf. Was dagegen aktuell noch fehlt, ist das größere Seitenruder, das im Langsamflug optimales Handling garantieren soll. In der zweiten Jahreshälfte will ATR das Ruder nachrüsten, um anschließend in die zweite Phase der Flugtests einzutreten - an die sich unmittelbar die Zertifizierungsphase anschließen soll.

Eine neue Musterzulassung für das Flugzeug muss nicht beantragt werden - die bereits fest bestellten Exemplare sollen laut ATR zwischen 2023 und 2024 an ihre neuen Betreiber gehen.

Insel- und Gebirgsflugplätze

Mit der neuen STOL-Version zielt ATR insbesondere auf den Flugverkehr zwischen kleinen Insel- oder Gebirgsflugplätzen mit kurzen Landebahnen, die mit Flugzeugen oberhalb der Twin Otter-Klasse oft nur unzureichend bedient werden können. Laut ATR gebe es auf der ganzen Welt rund 500 Airports mit Runways zwischen 800 und 1.000 Metern Länge, für die die ATR 42-600S wie geschaffen sei.

Zu den ersten Käufern der ATR 42-600S gehört zum Beispiel Air Tahiti. Die Airline aus Französisch-Polynesien hatte bereits im Juni 2019 auf dem Pariser Aérosalon in Le Bourget zwei Maschinen bestellt, als das Programm noch gar nicht offiziell gestartet war. Weiterer Launch Customer ist die irische Leasinggesellschaft Elix Aviation, die zehn ATR 42-600 geordert hat - ebenfalls in Le Bourget.

ATR-CEO Stefano Bortoli sprach damals von einem "Vetrauensbeweis" seitens der Kunden, der einen Programmstart der ATR 42-600S umso wahrscheinlicher werden lasse. Dies sei "eine großartige Nachricht für alle Orte, die in Zukunft von einer besseren Anbindung profitieren werden", so Bortoli damals. Im Oktober 2019 ging das Projekt ATR 42-600S dann offiziell an den Start. Damals gab es 20 Festbestellungen.
© dpa-AFX | Abb.: ATR | 12.05.2022 14:26


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