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Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht unterzeichnete am Donnerstag am Rande eines NATO-Treffens in Brüssel mit Kolleginnen und Kollegen eine Erklärung zu der sogenannten European Sky Shield Initiative.
Diese soll helfen, bestehende Lücken im derzeitigen Schutzschirm für Europa zu schließen. Defizite gibt dort beispielsweise im Bereich ballistischer Raketen, die auf ihrer Flugbahn große Höhen erreichen, aber auch bei der Abwehr von Drohnen und Marschflugkörpern.
Hintergrund der deutschen Initiative ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Er hat die Sicherheitslage in Europa nach Einschätzung der Nato fundamental verändert und macht deswegen zusätzliche Anstrengungen bei der Luftverteidigung notwendig. Bislang war die Raketenabwehr in Europa vor allem auf mögliche Bedrohungen aus dem Iran ausgerichtet.
Beteiligt sind an dem Projekt nach Angaben von Lambrecht bislang neben Deutschland noch 14 andere Staaten. Zur Unterzeichnungszeremonie am Donnerstagmorgen kamen Vertreter aus Großbritannien, der Slowakei, Norwegen, Lettland, Ungarn, Bulgarien, Belgien, Tschechien, Finnland, Litauen, den Niederlande, Rumänien und Slowenien. Zudem will nach Angaben von Diplomaten auch Estland mitmachen.
Die Pläne für die neue Initiative hatte Ende August Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigt. Er sprach dabei von einem "Sicherheitsgewinn für ganz Europa" und argumentierte, eine europäische Luftverteidigung sei kostengünstiger und leistungsfähiger, als wenn jeder seine eigene, teure und hochkomplexe Luftverteidigung aufbaue.
Möglichst große Abdeckung
Über die European Skyshield Initiative sollen nun unter anderem gemeinsam neue Waffensysteme eingekauft werden, die dann zusammen möglichst günstig eine großes Gebiet abdecken.
Deutschland verfügt noch über zwölf Abschussanlagen - was aber bei weitem nicht für den Schutz des gesamten Landes reicht. Bei der Abwehr ballistischer Raketen, die auf ihrer Flugbahn große Höhen erreichen, wird der Bundeswehr sogar eine "Fähigkeitslücke" bescheinigt.
Als nun wahrscheinliche Option gilt bei der Bundeswehr unter anderem die Anschaffung des israelischen Systems Arrow 3. Dieses bildet die höchste Stufe von Israels mehrstufiger Raketenabwehr und kann angreifende Waffensysteme bis über 100 Kilometer Höhe außerhalb der Atmosphäre im beginnenden Weltraum zerstören.
Damit vergrößert sich auch die am Boden geschützte Fläche und Sprengköpfe werden weit vom Ziel zerstört. Zudem ist der Kauf weiterer Patriot- und Iris-T-Systeme im Gespräch.
© dpa-AFX | Abb.: IAI | 16.10.2022 07:55
Kommentare (3) Zur Startseite
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Ausländisches Produkt als Träger für Atomwaffen beschafft.
Die Erkenntnis war übrigens die dass die Politik in vielen Ländern der Welt trotz offensichtlicher Warnzeichen sehr gut daran ist gravierende Probleme so lange zu verschleiern und verstecken bis es zu spät ist.
Ich bin zwar nicht firm darin, welches Flugzeug hier gemeint ist. Aber ist es nicht die Erkenntnis der letzten 2,5 Jahre, dass man eigentlich keine Szenarien mehr ausschließen sollte?
[also mindestens die Intention ist sinnvoll]
Lieber in europäische Raumfahrt und andere Hochtechnologie welche wohl eines Tages auch komerziellen Nutzen hat als in ausländische Rüstungsgüter investieren.
Vorallem ist so ein Schutzschirm nicht ganz so unproduktiv wie irgendein Flugzeug was schon vorhandene Kräfteverhältnisse nur noch etwas verstärkt und für ein Szenario das ohnehin nie eintreten wird konstruiert wurde.
So ein Schutzschirm erhöht die reale Sicherheit nämlich dadurch dass ABC Waffen inzwischen auch im Besitz von Ländern bei denen man auch ein versehentliches Auslösen nie ausschließen kann (d.h. eine Menge an Raketen welche man auch tatsächlich abfangen kann) sind. Unbemannte Luftfahrzeuge mit unbekanntem Absender sind natürlich auch immer eine Gefahr.
Je nachdem wie am Ende das Konzept gestaltet wird könnte man [im Fall von Weltraum-Komponenten] sinnvollerweise auch zivile Doppelnutzungen einbauen.