Zwischenfall in Frankfurt
Älter als 7 Tage

777F-Abgasstrahl fegt Container um

Auf dem Feld verteilte Container
Auf dem Feld verteilte Container, © BFU

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FRANKFURT - Der Abgastrahl einer anrollenden 777F erfasst mehrere Container. Die leeren Frachtbehälter wehen meterweit über das Feld - und verfehlen vier Bodenmitarbeiter nur knapp, eine Frau wird leicht verletzt. Der Zwischenfall hat nach Angaben der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) Konsequenzen.

Flughafen Frankfurt, 4. September 2022: Eine 777F rollt Richtung Startbahn 18, Ziel des abendlichen Frachtflugs ist der New Yorker Kennedy-Flughafen.

Nach dem Pushback halten die Piloten auf Rollweg N-North - auf Höhe der Parkposition F234 - vor einer Kurve an. Nach kurzer Rücksprache der Vorfeldkontrolle geht es weiter.

"Zum Anrollen wurde der Schub des rechten Triebwerks erhöht. Das linke Triebwerk verblieb auf der Leerlaufdrehzahl", hält die BFU in ihrem Abschlussbericht den Schlüsselmoment des weiteren Geschehens fest: Um die 777F durch die Linkskurve zu ziehen, erhöht der Kapitän - nach späteren Angaben "unbewusst" - zunächst den Schub des rechten Triebwerks.

Binnen sieben Sekunden spult das rechte Triebwerk auf 46 Prozent N1 hoch, bevor die Piloten die Leistung auf 32 Prozent zurücknehmen und auch das linke Triebwerk hochfahren.

Der Abgasstrahl des rechten Triebwerks zeigt dabei direkt auf Stand F234 - dort halten sich gerade vier Mitarbeiter an einem weiteren Frachtflugzeug auf. Der Strahl fegt zunächst einen leeren Container von einem Anhänger. Am Heck der Maschine hechten zwei Männer aus der Gefahrenzone.

"Dabei sei ein zweiter Container direkt an ihnen vorbeigeflogen und unter der rechten Tragfläche zum Liegen gekommen", schildern die Mitarbeiter der BFU später die Situation. "Ein weiterer Container sei von einem Umsetzwagen geblasen worden und unterhalb der Hecks der Frachtmaschine liegen geblieben."

Der erste Container rollt unterdessen weiter Richtung Flugzeug. Eine Mitarbeiterin weicht aus, stürzt und zieht sich Schürfwunden zu. Der Container bleibt drei Meter neben ihr liegen.

"Ein weiterer Zeuge, welcher zuvor das Zurücksetzten der Boeing 777F durchgeführt hatte, gab an, dass er gerade auf dem Weg zum nächsten Flugzeug war, als er in seinem Rücken einen ziemlich starken Schub der Boeing 777F bemerkte", heißt es im BFU-Bericht weiter. "Kurz darauf hätte ihn ein Container in etwa zwei Meter Entfernung überholt."

Beim Anrollen einer 777F mit beiden Triebwerken entstehen laut BFU bis zu einem Abstand von etwa 60 Meter Windgeschwindigkeiten von bis zu 80 km/h. "Wird zum Anrollen nur die Leistung eines Triebwerks erhöht, ist eine deutlich höhere Drehzahl erforderlich, was in entsprechend höheren Windgeschwindigkeiten hinter dem Luftfahrzeug resultiert", halten die Ermittler fest.

Nicht der erste Jet-Blast-Unfall in Frankfurt

In Frankfurt ist es in jüngerer Vergangenheit schon einmal zu einem Jet-Blast-Unfall gekommen - beim Einrollen in eine Parkposition hatte der Strahl einer Boeing 747-8 von Lufthansa 2015 zwei Passagierbusse erfasst und beschädigt.

Die im BFU-Bericht nicht-identifizierte Airline und der Flughafenbetreiber Fraport ziehen aus dem jüngsten Vorfall nun Konsequenzen.

"Das Luftfahrtunternehmen hat das Ereignis zum Anlass genommen, die Verfahrensanweisungen für das Rollen (Taxi out) dahingehend zu konkretisieren, dass ein Anrollen immer mit synchroner Leistung aller Triebwerke zu erfolgen hat", ist dem Bericht zu entnehmen.

Am Flughafen Frankfurt dürfen Flugzeuge nach neu gefassten Betriebsregeln auf dem Vorfeld ab sofort nur noch "mit der unbedingten erforderlichen Mindestdrehzahl der Triebwerke gerollt werden". Beim Anrollen - insbesondere in Kurven - sollen Piloten eine "möglichst synchrone Triebwerksleistung" anlegen.
© aero.de | Abb.: BFU | 16.12.2022 10:23


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