Sie wird nach Angaben des Esa-Flugbetriebsdirektors Andrea Accomazzo in den kommenden Jahren rund sechs Milliarden Kilometer unterwegs sein. Am Vortag musste der Start wegen der Gefahr eines Gewitters verschoben werden.
Sie ist nun mit Umwegen auf der Reise zum Hunderte Millionen Kilometer entfernten Gasgiganten Jupiter, dem größten Planeten im Sonnensystem. "Juice" soll mit zehn Instrumenten an Bord vor allem einen Blick auf die großen Monde werfen. Dort wird Wasser unter einem dicken Eispanzer und damit Voraussetzungen für Leben vermutet.
"Keiner von uns glaubt, dort einen Wal oder Delfin zu finden", sagte der Leiter des Missionsbetriebes im Esa-Kontrollzentrum in Darmstadt, Simon Plum, vor dem Start. Von dort wird in den kommenden Jahren die Wissenschaftmission gelenkt. "Wir suchen nicht nach Leben", sagte Plum. Man schaue, ob dort Leben möglich sein könnte.
Der Esa-Wissenschaftler Olivier Witasse sprach von einer "fantastischen Mission". Kamera, Spektrometer, Radar, Magnetometer: Mit seinen Instrumenten an Bord, biete "Juice" umfassende Möglichkeiten.
Der erste kritische Moment nach dem Start sollte Plum zufolge das Ausklappen der 85 Quadratmeter großen Solarpaneele von "Juice" am Nachmittag sein. Wenn sie ihre Energie verliere, werde sie "taub und blind". Dann sei die Mission gescheitert. Zudem wurden nach dem Abkoppeln von der Rakete Schalldruck und Vibration gemessen. Die Sonde muss auf ihrer Reise Temperaturunterschiede von bis zu 500 Grad aushalten.
Bei der über eine Milliarde Euro teuren Mission wollen die Wissenschaftler nach der Ankunft bei Jupiter 2031 unter anderem einen Blick auf die Monde "Europa", "Kallisto" und "Ganymed" werfen. Mit den zehn Instrumenten, neun von europäischen Partnern und eines der US-Raumfahrtagentur Nasa, sind verschiedene Untersuchungen möglich, unter anderem Radar- und Lasermessungen.
Die Technische Universität Braunschweig steuerte zum Beispiel ein selbstentwickeltes Magnetfeld-Messgerät und eine Kamera-Datenverarbeitungseinheit bei. Die Technik aus dem Institut für Geophysik und Extraterrestrische Physik helfe bei Messungen der Magnetfelder im Jupiter-System insbesondere in der Nähe der Jupiter-Monde.
"Natürlich könnte die Esa das alleine stemmen", sagte Plum zu der Vielzahl an Instituten und Organisationen, die an der Verwirklichung beteiligt waren. Die Frage sei aber, warum sollte sie das tun. "Zusammen können wir mehr erreichen."
Laservermessung
Mit dem Radar können auch unter der Eisschicht Daten gesammelt werden. Mit dem Laser Altimeter "Gala" (Ganymede Laser Altimeter) soll die Oberfläche "Ganymeds" vermessen werden. Zusammen mit den Daten und mit Bildern der Kamera "Janus" kann später auch ein digitales 3-D-Modell des komplett mit Eis bedeckten Mondes erstellt werden.
Bevor die Sonde ihre Arbeit am Jupiter aufnehmen kann, hat sie noch eine lange Strecke vor sich. Sie muss bei ihrer achtjährigen Reise erst noch einmal um die Venus und drei Mal um die Erde fliegen, um Geschwindigkeit aufzunehmen. Ein späteres Bremsmanöver am Jupiter wird den Esa-Verantwortlichen zufolge ein weiterer kritischer Moment. Gelingt dies nicht, fliegt "Juice" am größten Planeten des Sonnensystems vorbei.
© dpa-AFX | Abb.: Esa | 14.04.2023 14:21
Kommentare (6) Zur Startseite
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Verstehe. Dann sind die Dokus wohl zu euphorisch.
Ich wünsche der Mission natürlich viel Glück. Ich bin gespannt, was herausgefunden wird.
Europa wäre möglich, Ganymed auch.
Io sicher nicht, der besteht zu einem guten Teil aus glutflüssigem Schwefel.
Das ist natürlich Fiktion, aber die Wissenschaftler waren sich ziemlich sicher, dass es dort Leben geben kann.
Kann. Richtig.
Deshalb verstehe ich nicht, warum man nicht nachschaut, wenn man eine teure Mission dorthin startet.
Weil wir es technisch aktuell nicht mal schaffen uns in der Antarktis oder Grönland durch 3-6km Eis zum Boden durchzuschmelzen. Das müsste man klassich bohren.
Das dafür notwendige Gerät erst mal nach Europa zu fliegen, dort abzubremsen, zu landen und dort automatisch arbeiten zu lassen, übersteigt bei weitem unsere aktuellen technischen Fähigkeiten.
Selbst wenn wir bereit wären die dafür notwendigen 300-500Mrd€ auszugeben.
Ein Ansatz das zu beschleunigen könnte sein, die Budgets für Militär und Forschung auszutauschen. Und dann noch viele Jahre Geduld aufzubringen.
Das ist natürlich Fiktion, aber die Wissenschaftler waren sich ziemlich sicher, dass es dort Leben geben kann. Deshalb verstehe ich nicht, warum man nicht nachschaut, wenn man eine teure Mission dorthin startet.
Eine verlorene Chance, schade.