Flug JL516
Älter als 7 Tage

Wie die JAL-Crew mit Umsicht eine Katastrophe verhinderte

Flug JL516
Flug JL516, © XSL

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TOKIO - Beim Flugzeugunglück in Tokio ist es den blitzschnellen Entscheidungen der Airbus-Besatzung und der Kooperation besonnener Passagiere zu verdanken gewesen, dass alle an Bord das Flammeninferno überlebten. Für ihre Professionalität und Umsicht werden alle Beteiligten auch Tage danach in Japan wie Helden gefeiert.

Die Piloten, die das ins Schlingern geratene Flugzeug nach der Kollision mit einer Küstenwachenmaschine auf der Nase liegend zum Halt brachten; die Flugbegleiterinnen, die ohne beschädigten Intercom auskommen mussten und mit Megafonen ruhig Anweisungen zur Evakuierung gaben; und die Passagiere, die sitzen blieben, bevor sie sich auf die Notrutschen begaben und ihr Handgepäck dem Flammeninferno überließen - ohne dieses Zusammenwirken wäre JL516 für die Insassen des Airbus A350 von Japan Airlines wohl nicht so glimpflich ausgegangen.

Nach dem Crash mit der Dash-8 hielten die Piloten den Airbus fast bis zum Stopp auf der Landebahn - und verhinderten, dass die Maschine von der Landebahn ins Meer rutschte.

Innerhalb von nur 18 Minuten waren alle 367 Passagiere und 12 Besatzungsmitglieder in Sicherheit - und durchgezählt. Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo berichtete am Freitag über die dramatischen Momente an Bord.

Während die verängstigten Passagiere sahen, wie die Flammen an den Fenstern leckten, Kinder zu schreien anfingen und sich die Kabine mit Rauch füllte, habe die neunköpfige Flugbegleitung schnell die Fluchtmöglichkeiten geprüft: nur drei der acht Ausgänge waren benutzbar. Sie forderten die Passagiere auf, Ruhe zu bewahren und sich zu ducken, um den Rauch nicht einzuatmen, wie Kyodo berichtete.

Evakuierung über Notrutschen

Die beiden Ausgänge an der Vorderseite des Flugzeugs erwiesen sich als benutzbar. Sofort begannen die Besatzungsmitglieder, die Passagiere nach vorne zu führen, um sie über Notrutschen zu evakuieren. Im hinteren Teil des Flugzeugs sei jedoch nur ein Ausgang benutzbar gewesen.

Flug JL516, © XSL
 
Ein Besatzungsmitglied sah draußen Flammen, was ein sicheres Verlassen des Flugzeugs auf der rechten Seite verhinderte, stellte aber fest, dass die linke Seite frei war und auf dem Boden ausreichend Platz für eine Rutsche vorhanden war, wie es hieß.

Da das System zur Kommunikation mit dem Kapitän nicht funktionierte und immer mehr Rauch in die Kabine drang, musste das Crew-Mitglied ohne eigentlich vorgeschriebene Anweisung des Cockpits handeln, öffnete den linken hinteren Ausgang und ließ die Rutsche herunter. Das rechte Triebwerk ließ sich nicht mehr abschalten und lief weiter.

Diejenigen Passagiere, die den Boden zuerst erreichten, halfen anderen Passagieren am Fuße der Rutschen. Der Kapitän überprüfte alle Reihen, um sicherzustellen, dass die letzten Passagiere das Flugzeug verlassen hatten. Um 18.05 Uhr ging auch er am hinteren Ausgang von Bord - nur Minuten bevor die Maschine vollständig in Flammen aufging.

Während alle 379 Personen ohne lebensgefährliche Verletzungen - nur ein Passagier trug Schürfwunden davon, 13 weitere wurden wegen Unwohlsein medizinisch versorgt - überlebten, kam für fünf Menschen an Bord des Flugzeugs der Küstenwache jede Hilfe zu spät. Nur der Kapitän kam verletzt heraus.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: XSL | 05.01.2024 06:57

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Beitrag vom 09.01.2024 - 15:29 Uhr
@jasmith,

jetzt verstehe ich Ihren Einwand.
Da ist so ein toller Bilgschirm und keiner guckt hin, weil keiner ihn beachten muss?
Jetzt muss immer einer hingucken - im Sitzen oder Stehen?
Ist das Japan?
Beitrag vom 09.01.2024 - 11:37 Uhr
Offenbar gab es keinen Lotsen, der dafür verantwortlich war, dass die Landebahn kurz vor der Landung des JAL-Flugzeuges wirklich frei war.
Dann kann zwar ATC formal verantwortlich sein, übernimmt aber nicht die Verantwortung!
Wenn ATC formal die Verantwortung übernimmt, muss ATC allerdings das auch entsprechend regeln.
Dann ist meine Einlassung wohl etwas überspitzt formuliert.
Den Ablauf im Turm kenne ich nicht.


Dieser Beitrag wurde am 09.01.2024 11:38 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 09.01.2024 - 03:37 Uhr
"On Jan 6th 2024 Japans Ministry of Transport said, that so far there had been no rule requiring air traffic control to permanently monitor the positions of aircraft to prevent incorrect approaches to the runways. Starting Jan 6th 2024 a new position in the ATC center was created to permanently monitor the monitors showing aircraft positions in order to prevent aircraft incorrectly entering the runways. The number of ATC staff will not be increased, however."

No rule....Das ist doch wohl eindeutig.

Ich glaube, Sie missverstehen (oder missinterpretieren) den englischen Text. Dort steht, es gab im Regelwerk nicht die Anforderung, die Position der Flugzeuge (�) permanent zu überwachen. Das bezieht sich auf das System, das das Befahren der Runways überwacht und visuelle Warnungen auf einem Monitor ausgibt (siehe Aviation Herald Meldung für Details).
Dort steht NICHT, dass es nicht die Verantwortung des ATC ist, das die Piste freibleibt, wie Sie weiter oben schrieben.
Es sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe: dass eine ist der Verantwortungsbereich (im Text nicht angesprochen) und das andere die Anweisungen, was bei der Tätigkeit zu beachten ist


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