Verwandte Themen
Ein Boeing-Team werde die fraglichen Rumpfteile beim Zulieferer Spirit Aerosystems untersuchen, bevor sie zur Endmontage an den Flugzeugbauer geliefert werden, schrieb der Chef der Verkehrsflugzeugsparte, Stan Deal, am Montag an die Mitarbeiter des Konzerns. Zudem werde Boeing eigene Kontrollen von externer Seite überprüfen lassen.
"Alles, was wir tun, muss den Anforderungen unseres Qualitätsmanagementsystems entsprechen", schrieb Deal. Alle Beschäftigten müssten persönlich Verantwortung übernehmen. Mit den Maßnahmen will der Flugzeughersteller beschädigtes Vertrauen von Airlines und Passagieren wiederherstellen, nachdem 177 Menschen an Bord einer Boeing 737 MAX 9 am 5. Januar nur knapp einem Unglück entgangen waren.
Laut Deal öffnet Boeing jetzt seine Produktionshallen für Fluggesellschaften, die Maschinen aus der 737-Reihe betreiben. Deren Vertreter sollen Produktion und Qualitätskontrollen selbst in Augenschein nehmen.
Auch Spirit werde Airline-Vertreter hereinlassen, "und wir werden aus den Erkenntnissen und Erfahrungen unserer Kunden lernen", schrieb Deal weiter. Alaska Airlines hatte bereits am Wochenende angekündigt, eigene Kontrolleure zu Boeing zu schicken.
Am 5. Januar war an einer fast neuen Maschine vom Typ 737 MAX 9 kurz nach dem Start ein Rumpfteil herausgebrochen, das einen nicht benötigten Notausgang verschloss. US-Luftfahrtaufsicht FAA und andere Behörden ordneten an, alle gut 170 ähnlichen Flugzeuge des Typs für Untersuchungen am Boden zu lassen. Sowohl Alaska als auch United Airlines fanden bei weiteren Maschinen lose Befestigungsteile. Die Rümpfe der 737-MAX-Jets werden weitgehend von Spirit Aerosystems gebaut.
Am Wochenende zeichnete sich ab, dass Flugzeuge des betroffenen Typs noch länger am Boden bleiben dürften. Der Zwischenfall warf Fragen nach Boeings Qualitätskontrollen auf. Die US-Luftfahrtbehörde FAA will erst weitere Informationen sammeln, bevor sie den Vorschlag des Flugzeugbauers für Inspektionen der Maschinen akzeptiert. Der Hersteller selbst wolle bei Spirit neben der Türblende noch mehr als 50 weitere Punkte überprüfen.
FAA verschärft Kontrollen
Die FAA leitete inzwischen Ermittlungen ein und verschärfte die Aufsicht über die Produktion der 737 MAX 9. FAA-Chef Mike Whitaker sagte dem "Wall Street Journal", alles weise derzeit auf ein Problem bei der Herstellung und nicht in der Konstruktion des Flugzeugs hin.
Die Behörde werde auch die Produktion anderer Boeing-Modelle untersuchen. Bisherige Maßnahmen zur besseren Qualitätskontrolle hätten "nicht funktioniert", sagte Whitaker.
Boeing-Chef Dave Calhoun räumte ein, dass Qualitätsmängel bei der Maschine nicht behoben worden seien. Darauf bezog sich nun Alaska bei der Ankündigung, für die Fluggesellschaft bestimmte Maschinen auf den Produktionslinien selbst inspizieren zu wollen. Auch werde man Boeings Kontrollmechanismen einer eigenen Prüfung unterziehen, teilte Alaska in der Nacht zum Sonntag mit.
Bei dem Alaska-Zwischenfall kamen die rund 170 Passagiere weitgehend mit dem Schrecken davon, obwohl ein Loch im Rumpf klaffte. Zugleich verwiesen Experten auf glückliche Umstände: Das Teil riss im Steigflug heraus, während alle Passagiere angeschnallt waren - und die zwei Sitze direkt neben der Öffnung waren leer.
Boeing hatte in den vergangenen Monaten Auslieferungen von Modellen der 737 MAX zwei Mal unterbrochen - zunächst wegen Qualitätsmängeln am hinteren Rumpfteil, dann wegen fehlerhafter Bohrlöcher in dem Druckschott, das die Flugzeugkabine nach hinten abschließt.
© dpa-AFX | Abb.: Boeing | 15.01.2024 17:02
	
	
	
	









 
			 
			
 
			

Kommentare (19) Zur Startseite
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.
Er ist aber, falls sein fehlerhaftes Verhalten "toleriert" wird, angreifbar und kann als Werkzeug missbraucht werden. "cover your ass and do the best" hat man mir in einer Ami-Firma gesagt!
Falls Boeing die Qualität der Produktion verbessern will, reicht nicht ein Lippenbekenntnis von Calhoun aus. Calhoun muss prüfbare und nachvollziehbare Massnahmen aufzeigen, mit denen die Verbesserungen sichergestellt werden können.
Deren Berichten zufolge müssen sich die Spirit-Angestellten "beeilen, um unrealistische Quoten zu erfüllen". Das Melden von Qualitätsmängeln sei unerwünscht. "Es ist bei Spirit bekannt, dass man versetzt wird, wenn man zu viel Lärm macht und zu viel �rger verursacht", sagte demnach Joshua Dean, ein ehemaliger Qualitätsprüfer von Spirit. Er sei gefeuert worden, nachdem er auf falsch gebohrte Löcher in Flugzeugrümpfen hingewiesen hätte.
"Wir haben Flugzeuge auf der ganzen Welt, die Probleme haben, die niemand gefunden hat, weil Spirit die Mitarbeiter unter Druck gesetzt hat, die Arbeit so schnell zu erledigen."
«Das heißt nicht, dass man alles ignoriert, aber sie wollen nicht, dass man alles findet und aufschreibt.»
Quelle:
Quelle 2: heise.de/news/Wall-Street-Journal-Strukturelle-Qualitaetsmaengel-bei-Boeing-Zulieferer-9597079.html
Original: wsj.com/business/airlines/boeing-manufacturing-737-max-alaska-door-plug-spirit-18f7e233
Dieser Beitrag wurde am 16.01.2024 11:10 Uhr bearbeitet.
Auch wenn ein Mitarbeiter seine Aufgaben absichtlich oder unabsichtlich nicht gemÃ¤ß den Vorgaben ausführt, bleibt die oberste Leitung verantwortlich. Sie muss nämlich sicherstellen, (ich zitiere verkürzt):
- die Anforderungen an die Qualität in die Prozesse integriert sind
- die erforderlichen Resourcen zur Verfügung stehen
- Wichtigkeit vermittelt wird
- die beabsichtigten Ergebnisse erzielt werden
Dazu zählt auch, dass eine eine "Fehlerkultur" gibt, in der die einzelnen Mitarbeiter Probleme äußern können und nicht mit Verweis auf Kosten und Zeiten unter Druck gesetzt werden. Der einzelne Mitarbeiter hat nicht das Wissen, um die Konsequenzen seines "Nichttuns" abschätzen zu können und die Sichtbarkeit seiner Tätigkeit im Gesamtprozess.
Systematische Qualitätsmängel sind im Regelfall ein Zeichen für das Versagen des Managements.