Reform des Postgesetzes
Älter als 7 Tage

Warum Eurowings Flug 3001 ein Auslaufmodell ist

Eurowings Airbus A320
Eurowings Airbus A320, © Eurowings

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BERLIN - Als Folge der geplanten Reform des Postgesetzes wird der Versand eines Briefes aller Voraussicht nach künftig deutlich länger dauern. In einem zentralen Aspekt der Gesetzesnovelle deutet sich kein nennenswerter Widerstand an. Nachtflüge im Postnetz werden damit entbehrlich.

Berlin - Stuttgart ist eine Rennstrecke im Eurowings-Netz. Bis zu fünf Mal pro Tag fliegt die Lufthansa-Tochter die Strecke, an einigen Tagen in der Woche sogar sechsmal - der Airbus A320, der Berlin um 00:20 Uhr verlässt, ist allerdings nicht für Passagiere buchbar.

EW3001 ist ein reiner Postflug. Die Deutsche Post bucht pro Woche rund 30 Nachtflüge für den Briefversand, neben Eurowings fliegt auch Tuifly für die Post Briefe im Linienverkehr durch die Republik. Damit ist allerdings wohl bald Schluss.

Vorschriften zu den sogenannten Brieflaufzeiten sollen gelockert werden, damit die Post ihre Kosten senken kann. Dieser Reformaspekt sei unstrittig, erfuhr dpa von SPD, Grünen, FDP und CDU/CSU.

Zur Begründung hieß es, dass sich die Nachfrage angesichts der Digitalisierung nun mal verändert habe und es sei nicht mehr so wichtig sei, dass ein Brief möglichst schnell ankomme. Wichtig sei vielmehr, dass er zuverlässig ankomme.

Bisher muss die Deutsche Post mindestens 80 Prozent der aufgegebenen Briefe am nächsten Werktag zustellen, am zweiten Werktag muss der Wert bei 95 Prozent liegen. Wegen dieses Zeitdrucks sind nachts noch immer Flugzeuge in Deutschland unterwegs, um Briefe vom Süden in den Norden und umgekehrt zu bringen.

Laut Vorschlag des Bundeswirtschaftsministeriums soll es künftig die Pflicht geben, dass am dritten Tag nach Einwurf 95 Prozent der Briefe beim Empfänger sind und am vierten Tag 99 Prozent. Durch diesen geringeren Zeitdruck könnte die Post Kosten senken und die Nachtflüge streichen.

Für die Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet dies allerdings, dass die Wartezeit auf Briefe im Schnitt länger ausfallen wird als bisher.

Die Post befördert allerdings nicht nur Briefe, Päckchen und Pakete, sondern immer häufiger auch Zeitungen und Zeitschriften. Verleger sind angesichts der neuen Laufzeitvorgaben besorgt, dass ihre mit der Post geschickten Printausgaben verspätet beim Kunden ankommen.

Wenn sich die Zustellung um einen oder zwei Tage verschiebe, seien viele treue Leser frustriert und es drohten Abokündigungen. "Wir wollen, dass unsere Leserinnen und Leser ihre mit der Post zugestellten Zeitungen und Zeitschriften pünktlich bekommen", betonen der Medienverband der freien Presse (MVFP) und der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) in einem gemeinsamen Statement.

Gesetzesnovelle im Frühjahr

Nach einer ersten Debatte im Bundestag am Mittwochabend beginnen im Bundestag nun interne Beratungen von Fachpolitikern, im Frühjahr soll die Gesetzesnovelle abgeschlossen sein. Strittig ist noch die Frage, ob der Einsatz von Subunternehmen eingeschränkt wird. Der Bundesrat fordert sogar ein Verbot für nicht tarifgebundene Subunternehmen - das dürften die meisten dieser Firmen sein, die bisher als Auftragnehmer tätig sind.
© dpa, aero.de | Abb.: Eurowings | 22.02.2024 15:58

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Beitrag vom 23.02.2024 - 06:46 Uhr
Digitale Kommunikation soll gegenüber der Papierkommunikation Steinzeit sein? Was für ein Quatsch…

Erzählen sie das Mal unseren Behörden, z.B. dem Finanzamt...
Beitrag vom 22.02.2024 - 19:12 Uhr
Absolut lächerlich. Die Post vermasselt ihre Personal und Kostenplanung und als Lösung bietet sie eine Produktverschlechterung an..


Und die Politik trägt es mit.

Was ist eigentlich mit dem momentan geltenden Gesetz? Mir wäre nicht bekannt, dass die Post auch nur einen Cent Strafzahlungen hätte leisten müssen. Dabei sind die 95+1 garantiert nicht erreicht
Beitrag vom 22.02.2024 - 18:58 Uhr
@Spheniscidae

Das mit der gesunkenen Nachfrage gegenüber elektronischen Nachrichten ist halt einfach ein Scheinargument. Wie so mancher vormals bundeseigene Konzern kann es auch die Post einfach nicht mehr, und das soll nun bloß kaschiert werden. Solange es in diesem Land einen Papierzwang für fast alle Schriftstücke im Behördenverkehr und für viele im Geschäftsverkehr gibt, will ich, dass meine Briefe pünktlich ankommen.

Und nicht mal das tun sie heute, gerade auf dem Land. Wie oft bin ich schon in Teufels Küche geraten, weil mir irgendein Heini nicht geglaubt hat, das eine wichtige Benachrichtigung fünf, sechs, sieben Tage unterwegs war.


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