Doch die von Schlichtern erreichte Einigung mit Verdi für das Bodenpersonal kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Konzern mit seinen zahlreichen Tarifpartnern weitere Konflikte schwelen, die den Flugbetrieb jederzeit wieder stören könnten.
Das jüngste Beispiel liefern die Crews der österreichischen Tochtergesellschaft Austrian, die mit einem Streik bis Freitagmittag rund 400 Flüge ausfallen lassen. Betroffen sind rund 50.000 Passagiere, denen kostenlose Umbuchungen oder Stornierungen angeboten werden. Piloten und Flugbegleiter wollen mit ihren Gehältern zu den Kollegen der Lufthansa aufschließen und beziffern die Lücke auf 40 Prozent.
Bis zu 18 Prozent mehr Gehalt
Für die rund 25 000 Bodenbeschäftigten der Lufthansa-Mutter in Deutschland gibt es nach erfolgreicher Schlichtung nun über einen Zeitraum von 24 Monaten im Schnitt 12,5 Prozent mehr Geld, wie beide Seiten am Donnerstag berichteten. Sockelbeträge in beiden Stufen sorgen dafür, dass die unteren Gehaltsgruppen überdurchschnittlich profitieren mit bis zu 18 Prozent.
Dazu kommen noch weitere Zulagen und eine zweigeteilte Inflationsprämie von insgesamt 3000 Euro. Die Einigung steht noch unter dem Vorbehalt einer Befragung der Verdi-Mitglieder, die sich in einer Urabstimmung bereits für einen unbefristeten Streik ausgesprochen hatten.
Es ist die Vielzahl der Flugbetriebe und Gewerkschaften, die das Tarifleben bei der streikempfindlichen Lufthansa so schwer macht. Die Schlichter Bodo Ramelow und Frank-Jürgen Weise hatten am Mittwoch noch die Hoffnung geäußert, der mühsam erreichte Kompromiss für das Bodenpersonal möge Ausgangspunkt für eine "neue Lufthansa" sein, die einig gegen die teils unfair subventionierte Konkurrenz anfliege. Auch Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky versprach, nun "gemeinsam Hand in Hand" für eine gute Lufthansa und ein gutes Produkt zu kämpfen.
Gut zuhören, Differenzen aufzeigen
Nach eigenem Bekunden hörten die Schlichter vor allem gut zu, zeigten Differenzen auf und brachten dann die Sozialpartner dazu, selbst Lösungen zu finden. Man habe keinen Ehrgeiz entwickelt, eigene Vorschläge zu machen, sagte Thüringens Ministerpräsident Ramelow, der sich auch als Lufthansa-Kunde einen funktionierenden Betrieb wünscht. Viele Elemente, die letztlich zur Lösung beigetragen hätten, seien bereits in den Tarifverhandlungen enthalten gewesen.
Reschinsky wie auch Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann rechneten fest damit, dass ihre Gremien den Vorschlägen der Schlichter folgen und noch am Donnerstag ein Eckpunktepapier festzurren. Der neue Vertrag für die rund 25.000 Bodenbeschäftigten soll zwei Jahre bis Ende 2025 gelten. Damit sind unbefristete Streiks dieser Beschäftigtengruppe abgewendet. In einer Urabstimmung hatten bereits mehr als 90 Prozent der Beschäftigten für unbefristete Streiks gestimmt. Sie müssen nun erneut befragt werden.
Eine Urabstimmung und eine erste Streikrunde haben die rund 19 000 Flugbegleiterinnen und -begleiter der Lufthansa und der Regionaltochter Lufthansa Cityline bereits hinter sich. Die Verhandlungen laufen seitdem weiter. Für die Feiertage gibt die Kabinengewerkschaft Ufo Entwarnung. Ihr Tarifexperte Harry Jaeger sagte: "Wir werden niemandem das Osterfest verhageln. Stattdessen werden wir unmittelbar nach den Feiertagen die Gespräche wieder aufnehmen und um eine Lösung am Verhandlungstisch ringen."
Ein Ergebnis ist vorerst nicht absehbar. Ufo hat 15 Prozent mehr Geld bei einer Vertragslaufzeit von eineinhalb Jahren gefordert. Außerdem will die Gewerkschaft eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro sowie höhere Zulagen erreichen.
Streit auch bei Discover
Noch mehr Sprengstoff birgt der Konflikt um die vergleichsweise junge Ferienflugtochter Discover Airlines, die auch knapp drei Jahre nach ihrer Gründung noch keine Tarifverträge für ihre rund 2.000 Beschäftigten hat. Sowohl die Piloten der Vereinigung Cockpit als auch das von Ufo organisierte Kabinenpersonal haben bereits mit Streiks versucht, erste Tarifwerke für Mantel und Vergütung zu erzwingen.
Bislang ohne Erfolg, zumal die Lufthansa dem Vernehmen nach auch mit Verdi über mögliche Tarifverträge bei der Tochter spricht. Sollte Verdi den Zuschlag bekommen, wäre das Verhältnis mit den beiden anderen Gewerkschaften, die vor allem bei der Kern-Airline stark sind, erheblich belastet.
Keinen Einfluss hat die Lufthansa auf die Tarifverhandlungen für die rund 25.000 Beschäftigten der privaten Luftsicherheitsunternehmen, die an den Flughäfen außerhalb Bayerns Passagiere und Gepäck kontrollieren. Auch hier hat Verdi bereits mehrere Warnstreikwellen organisiert und Flughäfen lahmgelegt. Die Lösung soll nun eine Schlichtung bringen, die am 5. April unter Leitung des Bremer Finanzstaatsrats Hans-Henning Lühr startet.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Lufthansa | 27.03.2024 18:40
Kommentare (31) Zur Startseite
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Die Wettbewerber haben auch Lohnerhöhungen zahlen müssen. Auf einem Kernmarkt der Lufthansa, den USA, soger ein vielfaches von dem was hier gezahlt wird. Im Cockpitbereich bis an die 40% und auch in anderen Bereichen massiv. Insgesamt steht die Lufthansa mit Ihren Personalkosten im Legacy Carrier Bereich nicht schlecht da. Wenn Sie natürlich mit FR, WIZZ und anderen vergleichen möchten, dann mögen sie Recht haben.
Nicht nur da. Wenn diese Tarifrunde bei allen durch ist, dann sind die Personalkosten per ASK der LHG Passageairlines 10% höher als bei der IAG. Das ist eine halbe Mrd Unterschied! Nicht schlecht dastehen nennen Sie das?
Umsatz
IAG 2023: 29,45 Milliarden Euro
LHG 2023: 35,50 Milliarden Euro
Sie als ehemaliger CEO werfen da ein paar bezuglose Zahlen hin, die was aussagen?
Einfach kurz zurückspulen und nochmal lesen was ich geschrieben habe.
Dieser Beitrag wurde am 31.03.2024 09:37 Uhr bearbeitet.
Die Wettbewerber haben auch Lohnerhöhungen zahlen müssen. Auf einem Kernmarkt der Lufthansa, den USA, soger ein vielfaches von dem was hier gezahlt wird. Im Cockpitbereich bis an die 40% und auch in anderen Bereichen massiv. Insgesamt steht die Lufthansa mit Ihren Personalkosten im Legacy Carrier Bereich nicht schlecht da. Wenn Sie natürlich mit FR, WIZZ und anderen vergleichen möchten, dann mögen sie Recht haben.
Nicht nur da. Wenn diese Tarifrunde bei allen durch ist, dann sind die Personalkosten per ASK der LHG Passageairlines 10% höher als bei der IAG. Das ist eine halbe Mrd Unterschied! Nicht schlecht dastehen nennen Sie das?
Umsatz
IAG 2023: 29,45 Milliarden Euro
LHG 2023: 35,50 Milliarden Euro
Interessant! Und was bedeutet das in Bezug auf die Stückkosten?
Zur Abwechslung könnten Sie ja mal was Fakten betragen und nicht immer nur Fragen stellen.
So what:
29,45 zu (nun) 35,00 Milliarden.
Nicht wirklich ein großer Unterschied.
Die Wettbewerber haben auch Lohnerhöhungen zahlen müssen. Auf einem Kernmarkt der Lufthansa, den USA, soger ein vielfaches von dem was hier gezahlt wird. Im Cockpitbereich bis an die 40% und auch in anderen Bereichen massiv. Insgesamt steht die Lufthansa mit Ihren Personalkosten im Legacy Carrier Bereich nicht schlecht da. Wenn Sie natürlich mit FR, WIZZ und anderen vergleichen möchten, dann mögen sie Recht haben.
Nicht nur da. Wenn diese Tarifrunde bei allen durch ist, dann sind die Personalkosten per ASK der LHG Passageairlines 10% höher als bei der IAG. Das ist eine halbe Mrd Unterschied! Nicht schlecht dastehen nennen Sie das?
Umsatz
IAG 2023: 29,45 Milliarden Euro
LHG 2023: 35,50 Milliarden Euro
Interessant! Und was bedeutet das in Bezug auf die Stückkosten?