CO2-Kompensation
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Deutsche Umwelthilfe zerrt Lufthansa vor Gericht

Lufthansa Airbus A350-900
Lufthansa Airbus A350-900, © Lufthansa

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KÖLN - "Irreführendes Greenwashing": Die Deutsche Umwelthilfe will Lufthansa CO2-Neutralitätsversprechen beim Ticketverkauf gerichtlich verbieten lassen. Gegen die Konzerntochter Eurowings konnte der streitbare Verband zuletzt einen juristischen Etappensieg verbuchen.

Lufthansa bietet Passagieren bei der Flugbuchung CO2-Kompensation an. Einer von 25 Lufthansa-Gästen gleicht die anteiligen Emissionen derzeit ganz oder teilweise aus - Tendenz steigend.

Das - im Regelfall aus dem Einkauf von nachhaltigem Treibstoff (SAF) und der Förderung von Klimaprojekten zusammengesetzte - Kompensationsversprechen muss sich jetzt einer gerichtlichen Überprüfung stellen.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wirft Lufthansa in einer Unterlassungsklage vor dem Landgericht Köln laut einer Mitteilung Werbung mit "ungeeigneten Kompensationsprojekten" wie Aufforstungsprogrammen, "irreführendes Greenwashing" und "Verbrauchertäuschung" vor.

"Außerdem werden bei der Kompensation nicht alle durch die Flugreise entstehenden Emissionen und Wirkungen berücksichtigt", sagte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. "Die tatsächlichen Klimawirkungen eines Flugs sind real zwei- bis viermal so groß wie die reinen CO2-Effekte."

Auf Nachfrage von aero.de bestätigte Lufthansa am Montag den Eingang der Klage. Zum laufenden Verfahren will sich der Konzern nicht äußern.

Mit der Unterlassungsklage gegen Lufthansa heftet sich die Deutsche Umwelthilfe an einen Teilerfolg gegen Eurowings vor Gericht an. Das Landgericht Köln verbietet der Lufthansa-Tochter Eurowings in einer aktuellen Entscheidung bestimmte Kompensationsversprechen (Az: LG Köln 81 O 32/23).

Im Fall von Eurowings betraf das aus dem Kompensationstopf geförderte Waldschutzprojekte. Denn die seien wegen ihrer kurzen Laufzeit "nicht geeignet, eine tatsächliche Kompensation zu erreichen", zitiert die Umwelthilfe aus dem Urteil.

Konkret darf Eurowings Flüge deswegen nicht mehr als "CO2-neutral" bewerben. Eurowings prüft die Erfolgsaussichten einer Berufung.

Kompensation immer stärker gefragt

Die Kompensationsangebote der Lufthansa fassen gerade Tritt. Seit 2023 bietet der Konzern auf einigen Strecken Tickets mit eingebauter CO2-Kompensation an - und zieht eine durchweg positive Zwischenbilanz.

"Im ersten Jahr haben durchschnittlich drei Prozent der Gäste das Angebot genutzt", teilte Lufthansa im März mit. "In der Business Class werden bereits bei elf Prozent der Buchungen über die Portale der Lufthansa Group Green Fares Tickets ausgewählt.

Besonders erfolgreich sind die Green Fares auf Strecken wie Hamburg-München, Zürich-London und Frankfurt-Berlin.

Lufthansa sieht einen klaren Trend zur Kompensation. "Die Nachfrage steigt in allen Buchungsklassen weiterhin kontinuierlich", heißt es aus Frankfurt.

Insgesamt hätten die Reisenden seit Start der Green Fares durch den Ausgleich ihrer flugbezogenen CO2-Emissionen "mehr als 77.000 Tonnen CO2" kompensiert. "Diese Menge entspricht den CO2-Emissionen von mehr als 12.000 Flügen von Hamburg nach München mit einem Airbus A320neo."
© aero.de | Abb.: Lufthansa | 30.04.2024 06:17

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Beitrag vom 02.05.2024 - 22:35 Uhr
Man sollte beachten, dass CO2-neutral nicht mit Klima-neutral gleich zu setzen ist.
Wenn man ein Kraftwerk nur mit Holz aus dem Wald befeuert ist das CO2-neutral. Das im Holz gespeichert C kommt doch aus der Biosphäre und bleibt auch in der Biospäre - als COx.


Dieser Beitrag wurde am 02.05.2024 23:33 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 02.05.2024 - 18:04 Uhr
irgendwie hab ich hier, auch gerade in dieser Diskussion, wieder das Gefühl einige sehen das recht einseitig.

Nix gegen Ihre Gefühle - aber hat sich hier irgendwer pro Greenwashing durch die Bahn ausgesprochen?



Nein, das habe ich aber auch nicht geschrieben. Aber fair point, die Absätze hätte ich klarer trennen müssen. Der letzte Punkt ist eine generelle Beobachtung/Gefühl zu diesem Thema. Hier wird die Bahn immer als "Grün" bezeichnet und die Luftfahrt als der Grund allen Übels und in so einer Diskussion springen da alle wieder mit rauf. Da in dieser Diskussionen die üblichen Meinungsstarken Foristen zu diesem Thema unterwegs sind, hätte mich mal eine Einschätzung eben dieser interessiert, ob man das bei der Bahn dann genauso sieht oder man das wieder nur einseitig bei der Luftfahrt kritisiert.

Weiß jetzt zwar nicht, ob ich mit "meinungsstark" gemeint bin, aber ja, sehe ich genauso.
Auch bei der Bahn, Autoherstellern, RZ Betreibern, etc. sollten bei der Darstellung von Produkten/Services als "klimaneutral" oder "kompensiert" gleiche Regeln für alle gelten.

Wobei "grün" ja noch mal ein anderer Aspekt ist als CO2-neutral.
De facto "grüner" als eine Flugreise ist eine Bahnreise durch den geringeren Energieverbrauch pro Personenkilometer und den tatsächlich 2-stellig prozentigen Anteil an Ökostrom am gesamten Energieverbrauch auch bei kritischer Betrachtung der Bahn.

Die Behauptung der Bahn, "der ICE fährt mit 100% Ökostrom" ist aber ein Rechentrick und fällt mMn daher ebenfalls unter "Werbe-Lüge".


Dieser Beitrag wurde am 02.05.2024 19:19 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 02.05.2024 - 16:40 Uhr
irgendwie hab ich hier, auch gerade in dieser Diskussion, wieder das Gefühl einige sehen das recht einseitig.

Nix gegen Ihre Gefühle - aber hat sich hier irgendwer pro Greenwashing durch die Bahn ausgesprochen?



Nein, das habe ich aber auch nicht geschrieben. Aber fair point, die Absätze hätte ich klarer trennen müssen. Der letzte Punkt ist eine generelle Beobachtung/Gefühl zu diesem Thema. Hier wird die Bahn immer als "Grün" bezeichnet und die Luftfahrt als der Grund allen Übels und in so einer Diskussion springen da alle wieder mit rauf. Da in dieser Diskussionen die üblichen Meinungsstarken Foristen zu diesem Thema unterwegs sind, hätte mich mal eine Einschätzung eben dieser interessiert, ob man das bei der Bahn dann genauso sieht oder man das wieder nur einseitig bei der Luftfahrt kritisiert.


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