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Boeing-Aktien notierten zuletzt rund ein Prozent im Minus. Boeing hatte sich im Juli schuldig bekannt, die US-Regierung bei der Zertifizierung von Flugzeugen betrogen zu haben.
Das öffnete die Tür für eine Vereinbarung, die unter anderem eine neue Millionenstrafe sowie einen Aufpasser des Justizministeriums für den Konzern vorsah. Familien von Opfern der Abstürze hatten den Deal heftig kritisiert und Milliardenstrafen sowie andere Konsequenzen für Boeing gefordert.
Bei den Unglücken im Oktober 2018 und März 2019 waren 346 Menschen ums Leben gekommen. Boeing hatte seinerzeit eine Strafverfolgung unter anderem mit dem Versprechen vermieden, ein Compliance- und Ethik-Programm umsetzen. Auch zahlte der Konzern eine Strafe von 243,6 Millionen Dollar.
Das Justizministerium kam bereits im Mai zu dem Schluss, dass Boeing gegen Auflagen der damaligen Abmachung verstieß. Das hätte ohne die neue Einigung zu einem Gerichtsprozess und härteren Auflagen für Boeing führen können.
Gericht sieht Problem bei Auswahl des Boeing-Aufpassers
Der Richter beanstandete nun unter anderem, dass der Aufseher für Boeing laut der Vereinbarung vom Sommer von der Regierung und nicht vom Gericht eingesetzt werden soll. Er verwies auf Einwände der Hinterbliebenen, dass die Regierung es bereits nicht geschafft habe, die Einhaltung der ersten Vereinbarung durch Boeing sicherzustellen.
Die neue Vereinbarung sah zudem vor, dass bei der Auswahl des Aufsehers auch Inklusions-Kriterien eine Rolle spielen sollten. Der Richter schloss sich Zweifeln der Opfer-Familien daran an, dass dies relevant für den Fall sei.
Ein Auslöser für die Überprüfung der ursprünglichen Vereinbarung war das Beinahe-Unglück im Januar, bei dem ein Rumpf-Fragment einer so gut wie neuen Boeing-Maschine im Steigflug herausbrach. Bei dem Zwischenfall wurde zwar niemand verletzt. Doch dazu trug auch bei, dass die Plätze neben dem Loch im Rumpf durch einen glücklichen Zufall nicht besetzt waren.
Boeing-Fehler löste Abstürze aus
Auslöser der Abstürze von 2018 und 2019 war eine Software der Flugzeuge, die Piloten unterstützen sollte, aber stärker als von ihnen erwartet in die Steuerung eingriff. Sie lenkte die Maschinen in Richtung Boden - und den Piloten der beiden Flugzeuge gelang es am Ende nicht, sie wieder auszurichten. Flugzeuge des Typs durften nahezu zwei Jahre nicht fliegen, bis der Fehler in der Software behoben wurde.
Boeing wurde danach in einem Strafverfahren Betrug vorgeworfen, weil Mitarbeiter des Flugzeugbauers bei der Zertifizierung des Typs durch US-Behörden spezielle Schulungen für die Software für unnötig erklärt hatten.
© dpa-AFX | Abb.: Boeing | 05.12.2024 21:42
Kommentare (7) Zur Startseite
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bei Boeing fehlt wohl auch die innere Aufarbeitung des 737 MAX-Skandals. Mit Calhoun war dies aber nicht möglich. Ortberg müsste an sich zeigen, weshalb und wie es zu diesen Verfehlungen gekommen ist.
Wieviel Strafe kann Boeing überhaupt noch vertragen...Das einzige, was bei Boeing zur Zeit richtig gut läuft, ist "nichts".
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# MHalblaub
Völlig sinnfreies und den Opfern unwürdiges Gebrabbel.
Wird da nicht Zivilrechtliches und Strafrechtliches durcheinander gemischt?
Die Hinterbliebenen sind aus gutem Grund in den USA vor Gericht gegangen.
Obwohl bei der 737 MAX nicht alle Probleme gelöst sind, wird sie auch aus (von) China bestellt.
Die strafrechtliche Aufarbeitung ist wohl nur ein schlechter Kuhhandel - auch für Boeing.
M. E. hätte Boeing die 737 MAX nie bauen sollen.
Dieser Beitrag wurde am 06.12.2024 22:31 Uhr bearbeitet.