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Machtwort aus Karlsruhe: Lufthansa ist nach einem kurz vor Weihnachten veröffentlichtem BGH-Beschluss nicht länger verpflichtet, Condor zu Sonderkonditionen an Zu- und Abbringer-Flüge in Frankfurt anzubinden.
Mögliche Mauscheleien zwischen Bundesverkehrsministerium und Bundeskartellamt, das Lufthansa an den Condor-Verträgen festgehalten hatte, brocken Condor ein handfestes Problem ein: Verfahrensfehler bringen den Kartellamtsbescheid gegen Lufthansa zu Fall - der Konzern darf aus den Verträgen raus.
Lufthansa hatte Condor vor den Feiertagen ein Angebot zur Neuregelung der Zubringerdienste unterbreitet, "zu dem Condor inhaltliche Rückfragen hatte", sagte eine Condor-Sprecherin aero.de.
Dem Vernehmen nach besteht Lufthansa auf eine höhere Vergütung - und will Verspätungsrisiken auf Condor abwälzen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte die lange zwischen Lufthansa und Condor geltenden Konditionen als "verrückt" bezeichnet.
Bestehende Buchungen behalten zwar ihre Gültigkeit, Condor sah sich nach dem BGH-Spruch trotzdem zu Umstellungen im Flugplan gewungen - die Airline zieht sich teilweise aus Nordamerika zurück und verlagert Kapazitäten der Ziele Halifax, Edmonton, Baltimore, Minneapolis, San Antonio und Phoenix auf Strecken mit einem überwiegend touristischen Nachfrageprofil.
Bei den gestrichenen Flügen handele es sich um "Verbindungen mit vergleichsweise geringeren Verkehrsströmen, für deren erfolgreichen Betrieb Verfügbarkeiten auf Zubringerflügen flächendeckend innerhalb Europas notwendig sind", sagte die Condor-Sprecherin.
Überschneidungen mit Lufthansa im Nordamerikaverkehr baut Condor damit ab - das kann durchaus als Signal an den Konkurrenten verstanden werden. Denn der Abbau im Flugplan reduziert auch Anschlussverkehre im Nordamerika-Netz der Condor-Partner Westjet und Alaska Airlines.
Die freigewordenen Kapazitäten werden laut Condor im Sommer 2025 für zusätzliche Frequenzen nach Miami und Mauritius verwendet. "Außerdem stehen Johannesburg und Bangkok künftig ganzjährig, also auch im Sommer, im Flugplan", so die Sprecherin. "Ganz neu wird zudem eine Nonstopverbindung mit zwei wöchentlichen Flügen von Frankfurt nach Panama-City aufgenommen."
Interlining
Nachdem Condor zunächst Buchungsmöglichkeiten für Lufthansa-Zubringer aus dem System entfernt hatte, sind Flüge jetzt wieder zubuchbar - allerdings gilt zwischen Lufthansa und Condor vorerst nur ein sogenanntes Interlining.
Für die Passagiere ändert sich dabei wenig - Condor stellt bei Buchung ein einheitliches Ticket aus, Gepäck wird durchgecheckt.
Für Condor hat das Interlining-Modell allerdings klare Nachteile - die Airline kann Verfügbarkeit - und Preis - eines Lufthansa-Zubringers erst im Moment der Buchung im System abfragen. Die bisherige Regelung, das sogenannte Special Pro-Rate Agreement (SPA) hatte Condor Zugriff auf das Lufthansa-Zubringernetz zu festen Konditionen garantiert.
"Unverzichtbarer Partner"
Zu diesem Planungsrahmen will Condor zurückkehren und an "die guten Gespräche mit Lufthansa anknüpfen, um eine Einigung zu erzielen, und ein partnerschaftliches Fundament für die langfristige Zusammenarbeit finden", sagte die Sprecherin. "Schließlich ist die Lufthansa Group für Condor unverzichtbarer Partner, der mit über 300 Zubringerflügen am Tag aus über 100 Städten in Deutschland und Europa die überwältigende Mehrheit an Kapazitäten für die Zubringung nach Frankfurt stellt."
© aero.de | Abb.: Condor | 30.12.2024 06:33
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