ILA-Partnerland Indien
Älter als 7 Tage

Luftverkehrsmarkt des Subkontinents expandiert weiter

BERLIN (dpa) - Indiens Luftfahrt ist nicht nur für Außenstehende rätselhaft. Die Branche, die mit imponierendem Tempo an Bedeutung gewinnt, hat große Probleme, zugleich die Gegenwart zu bewältigen und die fragile Zukunft zu sichern. In jedem Falle ist Indien als diesjähriger Partner der Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung ILA in Berlin einer der interessantesten Wachstumsmärkte der Weltluftfahrt.



Auch wenn der Luftverkehr in dem knapp 1,1 Milliarden Einwohner zählenden Land noch nicht annähernd so große wirtschaftliche Bedeutung erlangt hat wie in Europa oder Nordamerika, steht gerade die indische Airlinebranche vor einem Umbruch.

Jahrzehntelang beherrschten die schwerfälligen staatlichen Branchenführer Air India und die vor allem im Inland operierende Indian Airlines die Szene. Aus der Not vergangener Jahrzehnte heraus kam es zur Fusion beider Airlines. Die neue große Fluggesellschaft soll bald aus den roten Zahlen herauskommen. Ihre Manager gehen davon aus, dass diese Airline schon 2009 Mitglied der globalen Star Alliance werden wird - doch ist noch Zukunftsmusik.

Die Luftfahrt-Gegenwart im Subkontinent aber wird einerseits zunehmend von der 1994 gegründeten Jet Airways des Milliardärs Narseh Goyal beherrscht, die jüngst den Low Cost Carrier Air Sahara übernommen hat und mit dem Namen Jet Lite weiter betreibt. Zum anderen wird sie von der seit 2005 operierenden Kingfisher Airlines, die den Billigflieger Air Deccan erworben hat, bestimmt. Beide private Airlines haben modernste Flotten und alles an Flugzeugen bestellt, was bei Airbus und Boeing gut und teuer ist. Kingfisher Airlines, die dem Multimilliardär und Bier-Tycoon Vijay Mallya gehört, hat sogar schon fünf Airbus A380 geordert.


Obwohl der Inlandsflugverkehr in Indien 2007 um fast 40 Prozent auf rund 35 Millionen Passagiere gewachsen ist und der grenzüberschreitende Verkehr sich um rund 15 Prozent erhöht hat, müssen diese Zahlen nüchtern gesehen werden. Luftverkehr spielte auf dem Subkontinent jahrzehntelang nur eine zu vernachlässigende Rolle. Obendrein flogen die meisten Airlines jahrelang nur rote Zahlen ein; die staatlichen Fluggesellschaften wurden subventioniert, die privaten Billigflieger gingen vielfach wieder ein.

Jet Airways-Chef Wolfgang Prock-Schaur stellt freimütig fest: "Alle indischen Fluggesellschaften machten bisher Verluste." Doch der Österreicher ist auch Optimist: "Wir werden zunehmend Gewinne einfliegen, weil wir gut sind und uns mit allen Konkurrenten messen können, die Indien anfliegen."

Vor dem Hintergrund, dass man in Indien mit 100 Millionen Passagieren bis zum Jahre 2010 rechnet, von denen gut 60 Millionen auf den Inlandsverkehr entfallen dürften, steht der Luftverkehr vor Problemen, deren Bewältigung größte Sorgen bereitet.

Denn der weit verbreitete wirtschaftliche Optimismus einerseits, die lähmende indische Bürokratie, verbreitete Korruption und die vor dem Hintergrund des starken Wachstums der Wirtschaft stetig überforderte Infrastruktur des Landes andererseits haben dazu beigetragen, dass die meistens Flughäfen restlos überfordert sind und zugleich immer mehr Billigflieger Kapazitäten beanspruchen. Nicht zuletzt deshalb wurden die beiden größten Flughäfen des Landes, Mumbai und Delhi, privatisiert und an erfahrene Betreibergesellschaften übergeben.

Die Flugsicherung in dem Riesenreich ist weitgehend überfordert, Verspätungen gehören zum Alltag. Darunter leidet die Produktivität der Airlines, deren Piloten stundenlange Warteschleifen über den größten Flughäfen des Landes drehen müssen und dabei tonnenweise teures Kerosin verschleudern. Aber auch das Fehlen qualifizierten Personals auf allen Ebenen schafft Probleme. Das reicht von der Flugsicherung, der ungenügenden personellen Infrastruktur an den Airports bis zum Pilotenmangel, der seit Jahren größte Sorgen bereitet.

Das Ergebnis: In den Cockpits der indischen Airlines sitzen heute Piloten aus aller Welt, auch aus Deutschland. Einige indische Fluggesellschaften zahlen inzwischen Monatsgehälter von 15.000 Euro an gestandene Flugkapitäne und bei den kleineren, wirtschaftlich schwächeren Airlines fallen immer wieder Flüge wegen Pilotenmangels aus. Indiens Luftfahrt benötigt nach Schätzungen in den kommenden Jahren wenigstens 8000 neue Piloten. Niemand weiß bislang, woher diese kommen sollen.
© dpa | Abb.: The Boeing Company | 25.05.2008 11:04


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Beitrag vom 17.10.2021 - 20:05 Uhr
was ist, gibt es Probleme?
Beitrag vom 16.08.2021 - 10:34 Uhr
@FloCo:
Das 'bemängele' ich an dem Beitrag:
"Planungen gibt es schon etwas länger. Nur haben die keinen der jeden Nasenpopel ins aero Forum schreibt. Und das hat auch seine Gründe. Und die Ereignisse überschlagen sich aktuell etwas schneller als auch Sie und ich uns das wohl ausmalen konnten. Andererseits kann man nicht bei jedem Ereignis gleich und sofort mit Sack und Pack das Land verlassen. Man hat eine Botschaft in dem Land eingerichtet die schließlich hoheitliche Aufgaben zu erledigen hat, incl. Betreuung der sich vor Ort befindlichen deutschen Bürger.".
Weil es nicht stimmt, quasi komplett falsch ist (und mich, wie schon öfters, diskreditieren sollte).

Außenminister H.Maas und Verteidigungsministerin A.Kramp-Karrenbauer werden zu Recht kritisiert - weil sie die Lage völlig falsch eingeschätzt und entsprechend schlecht 'vorbereitet' haben. Das kann man in anderen Medien (nicht Luftfahrtforen) nachlesen, z.B. auf Spiegel.de.

Aber prinzipiell haben Sie Beide Recht, ich hätte darauf gar nicht reagieren sollen. Mein Fehler.

Tut mir leid, aber ich kann in dem von Ihnen bemängelten Kommentar keinerlei Bezug zu Ihrem Kommentar sehen. Wie soll dieser Kommentar Sie dann diskreditieren?
Der User @Otto West redet über Planungen, die Sie mit keinem Wort erwähnt haben, der User @GB allerdings schon. Wie schaffen Sie es da sich gleich wieder in die Opferrolle zu lesen, dass Sie der User hier diskreditieren will? Der Kommentar von @74 bitte 63 würde dazu taugen; auf den nehmen Sie aber keinen Bezug.

Genau genommen antworten Sie jetzt hier auf einen Kommentar, der keinen wirklichen Bezug zu dem Ihrigen hat mit einer Beleidigung... und das gerade von Ihnen, wo Sie doch immer so sehr auf den guten Umgangston achten und immer sofort nach Moderation, Sperrungen und sonstigen rufen, wenn Sie sich angegriffen fühlen...

Das ist das, was ich nicht verstehe hier...

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