Vereinigung Cockpit
Älter als 7 Tage

Pilotenstreiks bei Lufthansa längst nicht vom Tisch

FRANKFURT - Bei der Lufthansa sind neuerliche Pilotenstreiks noch längst nicht abgewendet. Die Tarifkommission der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) beriet am Dienstag unter anderem über das Angebot der Fluggesellschaft, im Teilkonflikt um die Übergangsrenten einen Schlichter einzusetzen.

Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen und werde voraussichtlich erst in den nächsten Tagen mitgeteilt, sagte VC-Sprecher Jörg Handwerg in Frankfurt.

Lufthansa hatte den Vorschlag in der vergangenen Woche unmittelbar vor der zehnten und vorläufig letzten Streikwelle der Piloten unterbreitet und gleichzeitig die Gespräche über die Einführung der neuen Billigplattform Eurowings für gescheitert erklärt.

Streik der Vereinigung Cockpit
Streik der Vereinigung Cockpit: Geparkte Flugzeuge auf dem Flughafen Frankfurt, © Deutsche Lufthansa AG

Das war in Pilotenkreisen als "aggressiver Akt" bewertet worden, zumal der Lufthansa-Aufsichtsrat das Konzept zuvor befürwortet hatte. Die VC hatte sich nicht davon abbringen lassen, am vergangenen Donnerstag ein weiteres Mal die Langstrecke zu bestreiken.

Die Folgen der fortgesetzten Ausstände setzen der Lufthansa zu. Nach seiner Schätzung dürften sich die Belastungen durch die Pilotenstreiks auf knapp 200 Millionen Euro belaufen, hatte das Mitglied des Lufthansa-Passagevorstands, Kay Kratky, am Montagabend in Frankfurt gesagt.

Man fürchte um die zahlungskräftigen Premium-Kunden. Bei ihnen herrsche "große Verärgerung, fast Enttäuschung", sagte Kratky anlässlich des zehnjährigen Bestehen des First Class Terminals an Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt.

Im Mitarbeitermagazin "Lufthanseat" berichtete der Vertriebsmanager Christian Tillmans über Schwierigkeiten mit internationalen Großkunden, die wegen der häufigen Streiks die Zusammenarbeit in Frage stellten. Sie erwögen ernsthaft, "ihre Reiseregeln so zu verändern, dass Lufthansa nicht mehr die bevorzugte Airline ist." Bei den Reisebüros sinke wegen der vielen unbezahlten Mehrarbeit die Bereitschaft, Lufthansa-Kunden im Streikfall weiterzuhelfen. Die Gäste würden an die ohnehin stark belasteten Lufthansa-Callcenter verwiesen.

Mehr verkaufter Verkehr im November

Immerhin hat Lufthansa im streikfreien November bessere Geschäfte gemacht als ein Jahr zuvor. Obwohl 4,3 Prozent weniger Flüge stattfanden, stieg die Zahl der verkauften Sitzkilometer um 2,4 Prozent auf 15,84 Milliarden, wie das Unternehmen mitteilte. Die Zahl der Passagiere lag mit 7,9 Millionen knapp 1 Prozent über Vorjahr.

Vor allem im Europaverkehr wurden weniger Flüge angeboten, während das Angebot nach Übersee wuchs und zu allerdings sinkenden Preisen auch ausgelastet werden konnte. Die Plätze in der Konzernflotte waren zu 76,0 Prozent besetzt (+0,1 Prozentpunkte).
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Lufthansa | 09.12.2014 15:08

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Beitrag vom 10.12.2014 - 08:41 Uhr
Danke für die verständliche Erklärung. Ich schließe mich aber auch an, dass wenn ich investiere, ich doch eher hoffen darf, dass ich mit meiner Investition auch Gewinne machen werde, aber fordern kann ich das nicht. Investition ist doch auch immer mit einem Risiko verbunden, dafür bekommt man schließlich - vielleicht - auch einen sehr hohen Gewinn. Wenn ich vorher schon ein Ergebnis festlegen darf, bin ich doch Kreditgeber und nicht mehr Investor. Also, wenn ich als Privatmann auch 7-8% von der Lufthansa bekommen kann, gehe ich gleich heute zur Bank und hole mir das Maximum an Kredit, bei den Zinsen...
Beitrag vom 09.12.2014 - 23:50 Uhr
Was das angeht muss man aufpassen und darf nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Die oft genannte Marge bezieht sich auf den Umsatz. Wenn wie im Beitrag davor nur der Gewinn aus dem Geld betrachtet wird, dass aus Aktienausschüttungen resultiert, wäre das die Eigenkapitalrendite der Firma und stünde nicht unmittelbar im Bezug zur Umsatzrendite.
Hinzu kommt, dass die Firma diese 8% nicht vollständig als Dividende ausschütten muss, denn Rendite beinhaltet auch Realisierung von Gewinnen aus steigenden Kursen.
Dennoch ändert das nichts an meinem Standpunkt, dass ich diese Renditeforderungen für überzogen halte und ihnen meiner Meinung nach leider heute viel zu viel Bedeutung beigemessen wird.
Beitrag vom 09.12.2014 - 21:02 Uhr
Vielleicht kann einer der betriebswirtschaftlich bewanderten Leser/Schreiber hier noch etwas Licht reinbringen: wenn ich mich an einer Aktiengesellschaft beteilige und 7 oder 8% Rendite erwarten darf (zumindest wird diese Zahl im Zusammenhang mit Blackrock immer genannt), diese Aktiengesellschaft aber nur mit 1-2% Marge operiert, wo kommt dann der Rest der Ausschüttung her?
Oder anders: ich leihe mir 50.000 € bei meiner Bank zu 7% Zinsen und erwirtschafte mit dem geliehenen Geld an der Börse 2% Rendite. Werde ich dadurch unter´m Strich reich? Sollte ich das nicht besser lassen? Sollte also eine AG nicht besser nur eine Rendite liefern, die unterhalb der eigenen Marge liegt, sofern sie mit dem durch den Anteilsverkauf erwirtschafteten Geld Gewinne erzielen möchte?
Eine Deutsche Lufthansa GmbH klingt in diesem Sinne auch nicht schlecht, oder ist das zu kurz gedacht? (Ist es bestimmt, sonst hätten Herr Spohr/Dr.Franz/Mayerhuber/Weber das bestimmt längst gemacht zum Wohle der Firma.)


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