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Ryanair will Passagiere mit Digitaloffensive binden

DUBLIN - Michael O`Leary hat das vergangene Jahr damit verbracht, mit seinen Passagieren Freundschaft zu schließen. Jetzt will der Ryanair-Chef die Kunden richtig kennenlernen. Das Jahrzehnte gepflegte Credo "günstig und fies" ist überholt, Ryanair muss mit einer neuen Fluggast-Generation ins Geschäft kommen.

Dafür guckt sich der Günstigflieger Kniffe vom Online-Verhandhändler Amazon ab. Käufe mit einem Klick, Produktempfehlungen, sich selbst vervollständigende Formulare und eine Seitenoptimierung für Smartphones - das alles macht auch für eine Airline Sinn.

Ryanair Boeing 737-800
Ryanair Boeing 737-800, © Ryanair

Informationen über den einzelnen Kunden bilden die Datengrundlage für eine neue Website, die Ryanair im Oktober freischalten will. Sie ist für O`Leary der Schlüssel, um bis 2019 um 30 Prozent auf 120 Millionen Passagiere zu wachsen und die von Easyjet angeführten Wettbewerber abzuhängen. Fünf Jahre später soll die Ryanair-Flotte 520 Flugzeuge umfassen.

Früher habe sich Ryanair eher darauf konzentriert, immer neue Kunden zu gewinnen statt alte Kunden zu binden, sagte Ryanair-Vertriebschef Kenny Jacobs. Dieser Ansatz sei ein wenig so gewesen wie zu sagen: "Es ist ein Eimer mit vielen Löchern, also lasst uns ständig Wasser nachfüllen."

"Jetzt sagen wir: lasst uns die Löcher stopfen." Für diese Aufgabe hat Ryanair ihr Technologie-Innovations-Team "Ryanair Labs" seit Jahresanfang auf 200 Köpfe verdoppelt. Ryanair Labs warb Mitarbeiter von den benachbarten IT-Größen Google und IBM ab.

Die Digitaloffensive folgt auf 18 Monate, in denen sich Ryanair für Geschäftsreisende und Familien attraktiver machte. Ryanair nimmt vermehrt auch größere Flughäfen ins Programm und gestaltet ihr Produkt weniger aufdringlich als in der Vergangenheit.

Kontakt zur Zielgruppe? Seit Mittwoch ist Ryanair auch auf Facebook vertreten. Vorher hatte die Airline bereits Accounts bei Twitter, Instagram, Linkedin und YouTube eröffnet.

Neuer Firmensitz nach Google-Vorbild


Sehr wohlwollend konnte man den alten Ryanair-Sitz "asketisch" nennen. Ryanair knauserte bis in die zweckmäßig eingerichten Büros.

Vorbei. Der neue Firmensitz im Airside Business Park von Swords soll die Kreativität der Belegschaft anregen. Den Mitarbeitern stehen Billiardtische, Putting Greens und eine übergroße Rutsche zur Verfügung. Der ein oder andere Pilot der Airline wäre vielleicht schon mit einer Direktanstellung im Unternehmen zufrieden.

Ryanair
Neue Ryanair-Firmenzentrale in Swords, © Ryanair

Die Investitionen in digitale Kompetenz und das hippe Arbeitsumfeld dienen zwei Zielen. Ryanair will seine Marke stärken und Kunden ohne ein teures Meilenprogramm binden, wie es Netzwerkairlines versuchen.

Ticketkauf mit einem Klick

Die bis zur Flugbuchung erforderlichen Klicks hat Ryanair bereits auf der aktuellen Website reduziert. Die neue Seite soll mit Fokus auf mobile Geräte den Ticketkauf grundlegend vereinfachen. Wer regelmäßig die gleiche Strecke fliegt, kann sein Ticket künftig sogar mit nur einem Klick buchen.

Vielflieger können Kreditkarten- und Passdaten im System hinterlegen. Je mehr Ryanair über die Vorlieben seiner Kunden in Erfahrung bringt, desto gezielter kann er ihnen Zusatzdienste anbieten. Der Günstigflieger denkt hierbei an Wunschsitze im Flugzeug und die Buchung eines Mietwagens.
© Bloomberg News | Abb.: Ryanair | 10.07.2015 08:14

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Beitrag vom 13.07.2015 - 18:41 Uhr
Das Fliegen ist von einem Nobelprodukt zu einem Pöbelprodukt verkommen - das macht sich unter anderem am Verhalten vieler Passagiere bemerkbar - viele FBs haben in Deutschland keine Lust mehr auf ihren Beruf weil sie sich an Bord wie Dreck behandeln lassen müssen und gleichzeitig immer schlechter bezahlt werden.
Ich finde es ziemlich arrogant, Leute, die sich ein 600EUR-EU-Flug nicht leisten koennen, als Geizhaelse und Poebel zu bezeichnen. Und im Ueberigen sind die unhoeflichsten Pax nicht die Schulklassen auf Klassenfahrt, klamme Austauschstudenten oder Suedeuropaeer auf Familienbesuch, sondern die Geschaeftsflieger, die sich fuer den Nabel der Welt halten und die FB als Leibeigene sehen.
Auch wenn ich sehe mit welcher Geschwindigkeit dort FOs zu Kapitänen gemacht werden [...]
Kompetenz haengt nicht mit Lebensalter zusammen. Wenn man mit 25 die zahlreichen Assessments und Checks fuer das Upgrade bestanden hat, und ein amtlich anerkannter Checker die Faehigkeit und Tauglichkeit festgestellt hat, dann gibt es keinen objektiven Grund, ihn nicht links fliegen zu lassen. Es ist nicht zu lange her, dass bei AB zu ihren besten Expansionszeiten eine Kapitaenin im Alter von 23 Jahren nach inks gewechselt ist. Und auch bei LH oder DE oder sonst wo wuerde man nicht zoegern, U25-FOs zu befoerdern, wenn der Bedarf da waere. Mitnichten ist der Grund, dass man in letzter Zeit mehrheitlich graumelierte Kapitaene in deutschen Cockpits sieht, Flugsicherheit. Es ist schlicht kein Bedarf da. Weil u.a. bei LH jetzt auch bis 65 geflogen wird, bei Ryanair hingegen bis 60.
Glauben Sie eigentlich, eine Airline, die so polarisiert, wie Ryanair, macht sich nicht Gedanken ueber die Flugsicherheit? Glauben Sie, die wissen nicht, dass gerade den der Kunde einen Totalverlust nicht verzeihen wuerde. Glauben Sie ernsthaft, die wissen nicht, dass die Airline sofort pleite waere, wenn eines deren Flugzeuge verungluecken wuerde. Dass dann alle aus ihren Loechern gekrochen kaemen und schreien wuerden, man habe es immer gewusst? Dass es Aufrufe zum lynchen von MOL in den Social Media geben wuerde? Gerade weil die Presse, Politik, Gewerkschaften und Behoerden sich auf FR eingeschossen haben, ist es fuer das Management das wichtigste, die Flugsicherheit auf hoechstem Niveau zu halten. Genau wie fuer McD Lebensmittelhygiene, ist auch fuer Ryanair Flugsicherheit von ueberlebenswichtigem Wert und wird auf keinen Fall einer besseren Rendite geopfert.
[...] denn die meisten FOs bleiben dort nur so lange bis sie ein Angebot einer seriöseren Airline bekommen [...]
Und da ist sie wieder diese unbegruendete Behauptung, FR sei nicht serioes. Passagierzahlen, Marktanteil, Flottenalter und -staerke, Sicherheitsstatistik? Alles Argumente, die abzuperlen scheinen gegen Vorurteile und Ressentements. Grund Nummer eins fuer einen Weggang von FR sind nicht die Arbeitsbedingungen, sondern der Arbeitsort, sprich ein Englaender moechte langfristig nicht in Italien gebased sein und strebt langfristig in die Heimat zurueck. Und dann haben sich viele von Norwegian koedern lassen. Aber nachdem man sie dort im Winter fuer 4 Monate auf unpaid leave gestellt hat, wollen die jetzt schoen zurueck. Es gibt auch FR-Cpt., die ehem. FOs von Germania, WizzAir, Easyjet, SunExpress und airberlin sind, und den die Stehzeiten zum Cpt. bei den Ex-AG zu lang waren. Sogar Ex-Qatar und -Emirates Leute sind dabei.
[...]Das Deutsche Airlines mit einem höheren Sicherheitsstandard (u.a. min. zweimal so viel Training im Simulator im Vgl. zu Ryanair) dadurch auf der Strecke bleiben ist den Leuten doch völlig egal. Hauptsache billig.
Achja? Wie viele Sim-Sessions zu wieviel Stunden hat den Ryanair auf dem Programm? Wie viel ist vorgeschrieben? Wie viel hat eine deutsche Airline drin? Bin gespannt. Und solange Sie keine solide Quelle fuer diese abstruse Behauptung nennen, sondern irgend welche LH-Pressestatements, in den dargestellt wird, nicht doppelt so viel Training, wie Ryanair, sondern wie das LBA vorschreibt, durchzufuehren, rezitieren ohne konkrete Zahlen, verbuche ich das Statement als PR-Opfer.
Ich fahre übrigens auch nur deutsche Autos. Ich altmodischer Mensch...
Ich sehe auch als Deutscher eine Verpflichtung gegenüber meinen eigenen inländischen Firmen
Die Zeiten, in den "deutsch sein" eine Leistung war, sind zum Glueck vorbei. Und warum man fuer "deutsche" Leistung mehr bezahlen muss, als fuer "auslaendische," erschliesst sich mir nicht. Angesichts der Tatsache, dass sog. deutsche "Premium" Firmen entweder in China oder zu Hause uber Werkvertrag fertigen lassen, Callcenter in Indien, Dispatch in der Tuerkei haben, Bodenabfertigung an Dienstleister mit 8,60EUR/h brutto vergeben, ist mir ein Deutschland-Aufschlag nicht zu vermitteln. Und damit eine deutsche Firma sich gar nicht erst auf die faule Haut legt und denkt, der Kunde wird schon dafuer bezahlen, wir sind schliesslich "deutsch," kaufe ich Produkte und Dienstleistungen, dort, wo das Preis-Leistungs-Fairnis-Verhaeltnis meinen Vorstellungen am naechsten kommt und nicht, wo ein Made in ... steht.


Dieser Beitrag wurde am 13.07.2015 20:25 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 13.07.2015 - 16:59 Uhr
Bitte erkläre mir dann als Laien die Vorfälle vom 26.07.2012 in Madrid bzw. Valencia.
Da gibt es nichts zusaetzlich zu erklaeren. Das, was bei avherald steht, ist schon ziemlich super zusammengefasst. Die interessanteste Bemerkung dabei ist, dass von den drei FR-Maydays am Ende nur einer ein "richtiger" war, die anderen haetten ein "MINIMUM FUEL," also kein Notfall sein muessen, aber dieser call insbesondere in Suedeuropa nicht bekannt ist und man stattdessen einen "MAYDAY - FUEL" rufen muss. Und alle drei Pechvoegel hatten ja auch was extra mit eingepackt, nur anscheinend war die Situation so extrem und fuer MAD bzw. VLC bis dato unbekannt, dass auch diese Reserven schnell dahingeschmolzen sind. Und die Tatsache, dass in VLC es so einen Rueckstau gab, zeigt, dass eben Flieger anderer Companies genau so zu wenig Sprit getankt hatten, um zu lange im holding ueber MAD auf besseres Wetter zu warten und nach VLC diverted sind. Als Konsequenz darauf gibt es uberigens eine interne Direktive, die genau dieses Problemm adressiert und auffordert zu ueberlegen, ob man bei schlechtem Wetter nach MAD vielleicht nicht noch was extra zu dem extra mitnimmt, somit genau das Gegenteil, was in der hetzerischen Presse veroeffentlicht wird.
Wie sieht das bei anderen Airlines aus?

Keine Ahnung.
Es gab im Internet mal das Gerücht, dass die Namen der Kapitäne ausgehangen werden, die am meisten Extra-Fuel tanken.
Stimmt nicht. Bullsh*t.
Beitrag vom 12.07.2015 - 06:57 Uhr
Ich zahle sehr gerne 50 Euro mehr für bestimmte Strecken, um eben nicht mit Ryanair fliegen zu müssen. Und das aus gutem Grund. Ich fahre übrigens auch nur deutsche Autos. Ich altmodischer Mensch...

Ich sehe auch als Deutscher eine Verpflichtung gegenüber meinen eigenen inländischen Firmen.. Aber ich fürchte auch da bin ich ein altmodischer Mensch. Ich erlebe täglich sehr deutlich die Folgen der Billig-Mentalität der Deutschen. Und diese ist hochriskant für dieses Land.

Eine sehr honorige Einstellung!
Kann ich mir aber in dieser Konsequenz leider nicht leisten, obwohl ich einkommensseitig nicht am Existenzminimum liege. Nur durch Verzicht auf viele angehemen Dinge des Lebens.

Sie haben es da leichter.. Sie müssen ja auch gar nicht mit Ryanair fliegen, da Sie ja Ihren Urlaub konsequent in Deutschland verbringen, die heimische Tourismusindustrie unterstützen und dahin ja auch leicht mit Ihrem deutschen Auto oder der Deutschen Bahn gelangen.
Und da Sie nicht im Hunsrück wohnen, ist Ryanair auf Ihren Geschäftreisen leicht verzichtbar.


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