Flug MH370
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Fünf Schlüsselfragen um das Fragment von La Réunion

Boeing 777 9M-MRO
Vermisste Boeing 777 9M-MRO, © Pieter van Marion, CCBYSA

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TOULOUSE - Die französische Ermittlungsbehörde BEA klärt, ob das in La Réunion angespülte Flaperon von der Boeing 777 9M-MRO stammt, deren Flug MH370 am 8. März 2014 den Zielflughafen Peking nie erreichte. Die forensische Analyse in Toulouse soll noch diese Woche Gewissheit schaffen.

Das Flugzeug-Fragment könnte Licht in das Dunkel um das Schicksal der 239 Menschen an Bord bringen:

1. Stammt das Flaperon von der vermissten 777-200ER?

Eine Seriennummer idenfizierte es zumindest als Teil einer Boeing 777. Seit Einführung der 777 im Jahr 1995 registrierte die Datenbank "Aviation Safety" nur fünf Totalverluste mit dem Typ.

Drei 777 verunfallten an den Flughäfen von London, Kairo und San Francisco. Malaysia Airlines verlor 2014 eine andere 777 beim mutmaßlichen Abschuss ihres Flugs MH17 über der Ostukraine.

Der fünfte Totalverlust betrifft Flug MH370. Die Suche nach Wrackteilen konzentriert sich auf den südlichen Indischen Ozean und lässt den Fund von Wrackteilen an der Küste La Réunions zu.

Über einen etwaigen Verlust einer Landeklappe von einer anderen 777 ist nichts bekannt. Hersteller und Behörden führen über derartige Vorfälle genau Buch - diese Möglichkeit gilt als unwahrscheinlich.

2. Lässt sich die Absturzstelle näher eingrenzen?

Eine Zuordnung der Landeklappe zur vermissten Boeing würde ihren Absturz bestätigen - viel mehr aber nicht. La Réunion liegt 3.800 Kilometer von dem durch Satellitendaten festgelegten Suchgebiet entfernt.

3. Wie lange befand sich das Teil im Wasser?

Diese Frage könnten die Korrosion des Flugzeugteils und der auf Bildern zu sehende Seepockenbfall beantworten. Letzterer lässt vielleicht auch Rückschlüsse auf Etappen zu, die das Flaperon in den Meeresströmungen zurücklegte.

4. Wie brach das Flaperon von der 777 ab?


Bruchstellen liefern forensischen Unfallermittlern oft entscheidende Hinweise.

Das im Atlantik treibende Leitwerk des 2009 verunfallten Air-France-Flugs AF447 wies laut BEA an vier Befestigungsstellen Spuren für eine Krafteinwirkung von unten auf - ein Indiiz dafür, dass der Airbus A330 mit der Rumpfunterseite auf der Wasseroberfläche aufschlug.

Soweit die Bruchstellen nicht weggerostet sind könnten sie erklären, wie und wodurch das Metall brach, sagte der ehemalige NTSB-Laborchef Jim Wildey. Die Ermittler werden die Bereiche sicher auch mit einem Elektronenmikroskop untersuchen.

Fotos zeigen ein weitgehend intaktes Teil, sagte Wildey. Eine mögliche Erklärung dafür sei ein Aufprall mit relativ geringer Geschwindigkeit. Solche Indizien könnten letztlich klären, ob sich die Landeklappe bereits in der Luft oder erst beim Eintreten ins Wasser von der Tragfläche löste und Hinweise auf die letzten Momente des Flugs geben.

5. In welcher Stellung befand sich das Flaperon beim Unfall?

Eine der großen Fragen um MH370 ist, ob der Absturz absichtlich herbeigeführt wurde. Malaysias Premier Najib Razak sprach von einer willentlich initiierten Kursänderung nach einem Abschalten des Transponder.

Den anschließenden, etwa sechsstündigen Geradeausflug über offene See werten australische Ermittler hingegen als Hinweis darauf, dass die Boeing in ihren letzten Minuten auf Autopilot flog.

"Unsere Schlussfolgerung ist, basierend auf den vorliegenden Erkenntnissen, eine handlungsunfähige Crew", sagte ATSB-Chef Martin Dolan im März. "Niemand steuerte das Flugzeug." Das ATSB geht von aus, dass die 777 mit zu Neige gehendem Treibstoff in einer Spirale ins Meer stürzte.

Rückschlüsse auf eine Flug- oder Landestellung des Flaperon - letztere würde auf einen bewusst eingeleiteten Sinkflug hindeuten - könnten hier Gewissheit schaffen. Vom Schadensbild erhoffen sich die Ermittler - ähnlich wie im Fall AF447 - entscheidende Hinweise für die der Suche nach weiteren Wrackteilen.

"Es hängt letztlich wirklich alles von der Frage ab, ob ein Mensch das Flugzeug noch segelte", sagte Paul Kennedy, der die Wracksuche am Meeresboden bei dem beauftragten Dienstleister Furgo leitet.
© Bloomberg News, aero.de | Abb.: Pieter van Marion, CCBYSA | 05.08.2015 10:39


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