Krankmeldungen
Älter als 7 Tage

Tuifly stellt Flugbetrieb vollständig ein – Air Berlin betroffen

Tuifly Boeing 737-800
Tuifly Boeing 737-800, © Tuifly

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HANNOVER - Ganz schlechte Nachrichten für Tausende Urlauber: Der Ferienflieger Tuifly kapituliert vor den massenhaften Krankmeldungen bei seinem fliegenden Personal und bleibt am Freitag komplett am Boden. Alle 108 Flüge werden gestrichen, wie der Touristikkonzern Tui mitteilte. Demnach sind rund 9000 Passagiere betroffen.

Schon an den Vortagen hatten sich viele Crew-Mitglieder bei Tuifly kurzfristig krank gemeldet und damit den Flugbetrieb eingeschränkt. Betroffen war und ist auch Air Berlin. Dort drohen weitere Ausfälle, denn ein Drittel der Tui-Flotte fliegt samt Besatzung für die Berliner.

Einzig gute Nachricht in diesem Chaostagen: Um Urlauber aus den Feriengebieten nach Hause zu bringen, hat Tui erneut Flugzeuge anderer Airlines gechartert. Mit dem Hinkommen sieht es ungleich schlechter aus. Und im bevölkerungsreichen Bundesland Nordrhein-Westfalen beginnen am Wochenende die Herbstferien.

Die Auseinandersetzung zwischen Belegschaft und Management bei Tuifly bringt die Fluggäste auf die Barrikaden. Bislang habe man rund 500 Ansprüche auf Ausgleichszahlung verärgerter Kunden auf dem Tisch, sagte der Geschäftsführer des Flugrechteportals Flightright, Philipp Kadelbach, dem in Konstanz erscheinenden "Südkurier" (Freitag). Sollte es weiterhin zu Flugausfällen kommen, rechne man innerhalb kurzer Zeit mit 1500 bis 2000 weiteren Anträgen.

"Wir versuchen alles, um die Auswirkungen auf die Gäste so gering wie möglich zu halten", sagte Tuifly-Aufsichtsratschef Henrik Homann der "Bild"-Zeitung (Freitag). "Wir wissen, dass das leider momentan nicht bei allen Kunden gelingt." Piloten müssten keine Einbußen durch neue Verträge fürchten. "Die Firma bleibt bestehen, die Tuifly behält ihren Sitz in Deutschland, die Tarifverträge bleiben bestehen."

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sprach von einer inakzeptablen Situation. "Die Airlines müssen ihrer Verantwortung gegenüber den Fluggästen nachkommen", sagte er der "Bild"-Zeitung. "Interne Konflikte müssen am Verhandlungstisch ausgetragen werden und nicht auf den Rücken der Passagiere."

Als Hintergrund werden der tiefgreifende Umbau der hoch verschuldeten Air Berlin und damit einhergehende Veränderungen bei der Tuifly gesehen. Die deutsche Fluggesellschaft des Touristikkonzerns Tui soll gemeinsam mit Air-Berlin-Teilen in eine neue Dachholding für Ferienflieger integriert werden. Arbeitnehmervertreter fürchten Job-Verluste und schlechtere Tarifbedingungen.

Tausende Passagiere beider Airlines mussten bereits am Donnerstag auf ihre Verbindungen warten oder ihre Urlaubsreisen zu den Herbstferien gleich ganz abblasen. Air-Berlin-Sprecher Uwe Kattwinkel sprach von einer "schwierigen, dramatischen Situation vor allem für unsere Fluggäste". Air Berlin schloss mit den Gewerkschaften Vereinigung Cockpit, Verdi und dem Gesamtbetriebsrat eine Krisenvereinbarung, in der Piloten, Flugbegleiter und Bodenpersonal bis einschließlich Sonntag zu freiwilligen Einsätzen aufgerufen werden.

Ihre Gäste will die Tuifly nicht entschädigen. Eine Sprecherin betonte: "Die massenhaften und äußerst kurzfristigen Krankmeldungen sind ein außergewöhnlicher und nicht vermeidbarer Umstand im Sinne von höherer Gewalt." Ganz anders sieht das Flightright: Krankheitswellen zählten zu den normalen Betriebsrisiken, die Airlines zu jeder Zeit einkalkulieren müssten.

Tuifly will am Freitag zehn Flüge stattfinden lassen

Update 8.05 Uhr: Tuifly versucht mit gemieteten Maschinen und Besatzungen einen Teil der Flugausfälle aufzufangen. Zehn Flüge könnten an diesem Freitag auf diese Weise stattfinden, teilte die zum Reisekonzern Tui gehörende Fluggesellschaft in der Nacht zum Freitag auf ihrer Internetseite mit.

Dabei handelt es sich um vier Flüge von deutschen Flughäfen ins türkische Antalya, einen nach Palma de Mallorca sowie die zugehörigen Rückflüge - mit teils leicht geänderten Abflugzeiten." Alle weiteren Flüge ab Deutschland, Österreich und der Schweiz sind aufgrund aktueller Crewengpässe für den 07. Oktober gestrichen", schreibt Tuifly.

Für Rückflüge am Freitag hat das Unternehmen nach eigenen Angaben Ersatzflüge in Planung. Spätestens um 9 Uhr sollte es neue Informationen geben. Gäste in Urlaubsgebieten, deren Rückreise eigentlich bereits am Donnerstag angestanden hatte, sollen spätestens an diesem Freitag nach Hause fliegen können.
© dpa-AFX | Abb.: Tuifly, Archiv | 06.10.2016 18:50

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Beitrag vom 07.10.2016 - 10:56 Uhr
Aus einem anderen Forum kopiert:

"Was passiert aktuell bei TUIfly?

Der TUIfly Aufsichtsratsvorsitzende Homann hat aus den groben und dummen Fehlern eines Herrn Spohr kräftig gelernt und hat Ausgliederungspläne a la Eurowings erst zu einem Zeitpunkt präsentiert, als alle Gewerkschaften aufgrund geschlossener Tarifthemen bzw. paragrafierter Tarifverträge faktisch streikunfähig waren. Seit 2 Jahren wurde über einen MTV mit der VC verhandelt und nie ein konstruktives Angebot vorgelegt. Vor ca. 2 Wochen legte die Firma der VC ein dermaßen gutes Angebot vor, welches sogar über das gewünschte hinausging, somit konnte die VC nichts anderes tun, als auf das Angebot einzugehen. Da der MTV nun paragraphiert ist, hat die VC Friedenspflicht und ist, sowie Verdi und UFO aufgrund nicht-offener Tarifthemen rechtlich absolut nicht in der Lage zu streiken (man erinnert sich an das LH Urteil gegen die VC). Zu genau diesem Zeitpunkt packte man dann die Auslagerungspläne (auch gerne Entwicklungspläne genannt) aus.

TUIfly soll zusammen mit der NIKI unter eine österreichische(!) Holding gesteckt werden, Anteile sollen zu unter 25% jeweils an Etihad und TUIfly gehen, die Mehrheit von über 50% soll eine österreichische(!) Stiftung halten. Warum Österreich und warum nur Minderheitsbeteiligungen? So gelten zum einen nach 1 Jahr sämtliche Tarifverträge nicht mehr (Betriebsübergang) und kann sich zum anderen die Hände rein waschen, denn die Verantwortung trägt ja dann die ominöse Stiftung (Vorsitz der Stiftung, welche bereits existiert, hat übrigens Herr Pichler). Dann wird eine TUIfly auf NIKI Gehälter gepresst (ca. die Hälfte!) oder sich der ganzen Belegschaft gleich ganz entledigt.

Die Konzernführung der TUI hat also nicht nur auf asozialste Weise seine Mitarbeiter bei strategischen Entscheidungen im Unklaren gelassen (Mitbestimmungsgesetze), sondern verspricht nun leere Worte, wie z.B. "der Standort Hannover soll erhalten bleiben" (Aber wie lange? Um die Streckenrechte zu halten, reicht ein Briefkasten!), "Tarifverträge behalten ihre Gültigkeit" (Toll, rechtlich nämlich genau 1(!) Jahr!), usw. Alles leere Worte, es wird sich gesträubt, Informationen auf den Tisch zu legen und diese leeren Worte vertraglich festzulegen. Ein Schelm wer da Böses denkt."

Nur als Background-Info and die Leute, die hier nur posten, um ihr "vollstes Unverständnis" auszudrücken...


Dieser Beitrag wurde am 07.10.2016 11:05 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 07.10.2016 - 10:15 Uhr
Sehr geehrter Herr Minister Dobrindt,

erneut zeigen Sie mit Ihren Aussagen, dass Sie am Wachstum der deutschen Luftfahrt kein Interesse haben und teils der Realität nicht ins Auge blicken wollen.

In Zeiten, wo eine Ryanair trotz Razzia und trotz Betrugs am Sozialabgabensystem mehr und mehr Strecken eröffnet, heben Sie den Finger und zeigen auf Air Berlin und TUIfly. Sie zeigen auf zwei deutsche, tarifierte Unternehmen, bei welchen sich Arbeitnehmer z. B. gegen eine Verlagerung ins Ausland (TUIfly --> AUT) wehren.

Sie erkennen erneut nicht, wie sich eine Ryanair doppelt an den deutschen Steuergelder-Säckchen vergeht: Ryanair nimmt heraus (Subventionen) und bezahlt nichts ein (z. B. kein Sozialabgaben).

Mir stellen sich folgende Fragen, Herr Minister Dobrindt:

Was unternehmen Sie momentan für den deutschen Luftverkehr?

Was ist Ihr Beitrag als Verkehrsminister zur Verbesserung der Lage bei den deutschen Fluggesellschaften?

Wären Sie als Arbeitgeber nicht auch stark verunsichert (oder gar nicht in der Verfassung, einen ordentlichen Dienst im Flugzeug zu verreichten), wenn es Ihrem Arbeitgeber schlecht ginge, dieser von der deutschen Politik ständig gemaßregelt wird ("bitte keine Verspätung, meine Herren! Die Kunden, die Kunden!" oder "Codeshares mut Etihad? Nein, meine Herren!") und Ihnen beim Verlust des Arbeitsplatzes nichts anderes übrig bleibt, als sich einer Fluggesellschaft anzuschließen, die im höchsten Maße Sozial-Dumping (Ryanair) betreibt?

Denken Sie nur kurz darüber nach, bevor Sie mit Ihren realitätsfernen Floskeln keinen wirklichen Beitrag leisten.

Meckern kann jeder. Sie als Vertreter des Volkes und als Minister sollten schlichtweg Handeln.

Alles in allem bleibt es eine Frage der Betrachtung - schaut man sich die Krankmeldungen bei TUIfly isoliert an, mag' es eine bodenlose Frechheit sein.

Betrachtet man das große Bild, ist es die logische Folge aus dem Wahn der CEOs usw.: Gewinnmaximierung, Sparen, Sparen, Sparen und am Ende sich selbst mal das Gehalt verdoppeln - und ist der CEO danach seinen Job los, hat man ja noch Anspruch auf die 3,8 Mrd. Euro Abfindung, weil man alles so toll gemacht (= gegen die Wand gefahren) hat.

Ich rufe hiermit die Politik auf den Plan.

Sehr schön geschrieben und ich kann dem nur voll zustimmen.
Vor ca. einem Jahr gab es einen Beitrag über Arbeitsbedingungen bei TUI und was da geschildert wird, ist nur die spitze des Eisbergs. Besonders interessant sind die letzten 10 Minuten der Reportage. Schöne heile Urlaubswelt, aber nur für den Gast. Inzwischen wurde die Daumenschraube noch fester angezogen. Wenn das nicht zumindest
psychisch krank macht.
Hier der Link zum Beitrag:  http://www.zdf.de/zdfzoom/aussen-hui-innen....-39686946.html
Beitrag vom 07.10.2016 - 09:27 Uhr
Sehr geehrter Herr Minister Dobrindt,

erneut zeigen Sie mit Ihren Aussagen, dass Sie am Wachstum der deutschen Luftfahrt kein Interesse haben und teils der Realität nicht ins Auge blicken wollen.

In Zeiten, wo eine Ryanair trotz Razzia und trotz Betrugs am Sozialabgabensystem mehr und mehr Strecken eröffnet, heben Sie den Finger und zeigen auf Air Berlin und TUIfly. Sie zeigen auf zwei deutsche, tarifierte Unternehmen, bei welchen sich Arbeitnehmer z. B. gegen eine Verlagerung ins Ausland (TUIfly --> AUT) wehren.

Sie erkennen erneut nicht, wie sich eine Ryanair doppelt an den deutschen Steuergelder-Säckchen vergeht: Ryanair nimmt heraus (Subventionen) und bezahlt nichts ein (z. B. kein Sozialabgaben).

Mir stellen sich folgende Fragen, Herr Minister Dobrindt:

Was unternehmen Sie momentan für den deutschen Luftverkehr?

Was ist Ihr Beitrag als Verkehrsminister zur Verbesserung der Lage bei den deutschen Fluggesellschaften?

Wären Sie als Arbeitgeber nicht auch stark verunsichert (oder gar nicht in der Verfassung, einen ordentlichen Dienst im Flugzeug zu verreichten), wenn es Ihrem Arbeitgeber schlecht ginge, dieser von der deutschen Politik ständig gemaßregelt wird ("bitte keine Verspätung, meine Herren! Die Kunden, die Kunden!" oder "Codeshares mut Etihad? Nein, meine Herren!") und Ihnen beim Verlust des Arbeitsplatzes nichts anderes übrig bleibt, als sich einer Fluggesellschaft anzuschließen, die im höchsten Maße Sozial-Dumping (Ryanair) betreibt?

Denken Sie nur kurz darüber nach, bevor Sie mit Ihren realitätsfernen Floskeln keinen wirklichen Beitrag leisten.

Meckern kann jeder. Sie als Vertreter des Volkes und als Minister sollten schlichtweg Handeln.

Alles in allem bleibt es eine Frage der Betrachtung - schaut man sich die Krankmeldungen bei TUIfly isoliert an, mag' es eine bodenlose Frechheit sein.

Betrachtet man das große Bild, ist es die logische Folge aus dem Wahn der CEOs usw.: Gewinnmaximierung, Sparen, Sparen, Sparen und am Ende sich selbst mal das Gehalt verdoppeln - und ist der CEO danach seinen Job los, hat man ja noch Anspruch auf die 3,8 Mrd. Euro Abfindung, weil man alles so toll gemacht (= gegen die Wand gefahren) hat.

Ich rufe hiermit die Politik auf den Plan.


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