Kritik an Streik wächst
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Erstes Spitzengespräch - Cockpit lehnt Lufthansa-Bedingungen ab

Lufthansa A319
Airbus A319 der Deutschen Lufthansa, © Deutsche Lufthansa AG

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Umfrage: Pilotenstreik

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FRANKFURT/M. - Angesichts des drohenden Pilotenstreiks hat es ein erstes telefonisches Spitzengespräch zwischen der Lufthansa und der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) gegeben. "Lufthansa-Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber hatte telefonischen Kontakt mit VC-Präsident (Winfried) Streicher", erklärte Lufthansa-Konzernsprecher Klaus Walther am Samstag. Lufthansa bot neue Verhandlungen unter Vorbedingungen an, die Pilotengewerkschaft lehnte dies aber ab.

"Lufthansa ist dialogbereit, wenn die Vereinigung Cockpit vorab bestätigt, von Forderungen, die die unternehmerische Freiheit unzulässig beschränken, wie Markennutzung und Auslandsbeteiligungen, abzurücken und nicht erneut zum Gegenstand von Verhandlungen zu machen", sagte der Sprecher. "Zu allen anderen Themen, insbesondere zu Fragen der Arbeitsplatzsicherheit, ist Lufthansa, wie immer wieder betont, gesprächsbereit."

Schon am Vortag hatte Lufthansa erklärt, sie habe bei der Gewerkschaft um ein Spitzengespräch nachgesucht. Am Samstagvormittag teilte die Pilotengewerkschaft dann mit, sie suche ein direktes Spitzengespräch mit Mayrhuber. Es gebe "deutliche Missverständnisse" über die Forderungen der Piloten. Diese könnten nur im direkten Gespräch mit dem Konzernchef aufgeklärt werden.

Lufthansa stellt Bedingungen für Verhandlungen

Die Lufthansa hat der Vereinigung Cockpit Bedingungen für neue Verhandlungen gestellt. "Wir können sofort über das Thema Arbeitsplatzsicherheit für Lufthansa-Piloten verhandeln, wenn VC ihre unerfüllbaren und rechtlich unzulässigen Forderungen über die Ausweitung deutschen Tarifrechts ins Ausland fallen lässt", sagte Lufthansa-Vize Christoph Franz am Samstag laut Mitteilung.

"Es hat noch nie einen Stellenabbau im Lufthansa Passage Cockpit gegeben und das ist auch derzeit nicht geplant." Ein Sprecher der Vereinigung Cockpit sagte, man habe nie gefordert, die unternehmerische Freiheit zu beschränken.

Vereiningung Cockpit lehnt Bedingungen ab

Die Gewerkschaft lehnte die von Lufthansa geforderten Bedingungen am Samstag ab. "Die Vereinigung Cockpit, die vorbedingungslosen Gesprächen jederzeit offen gegenüber steht, sieht sich nicht in der Lage die Vorbedingungen der Lufthansa Konzernführung zu akzeptieren", hieß es in einer Mitteilung. Die Bedingungen würden bereits bestehende Tarifverträge in Frage stellen. Zudem zeigte sich die Gewerkschaft verwundert, dass Voraussetzungen für Gespräche über die Medien mitgeteilt würden.

Nach einem der dpa vorliegenden Entwurf will die Vereinigung Cockpit unter anderem erreichen, dass Lufthansa keine Strecken an ihre Töchter abgibt. Die Piloten wollen zudem festschreiben, dass beispielsweise Lufthansa Italia nicht von Deutschland aus in Drittländer fliegt. Für Lufthansa-Beteiligungen im Ausland, die die Marke oder das Logo nutzen, sollen zudem die deutschen Tarife gelten. "Wo Lufthansa drauf steht, müssen Lufthansa- Tarifbedingungen gelten", sagte der Sprecher der Vereinigung Cockpit, Jörg Handwerg.

Kritik am Pilotenstreik wächst

Die Kritik am geplanten Streik der Lufthansa-Piloten wächst: Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer forderte, den Streik in letzter Minute auf dem Verhandlungsweg zu verhindern. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt sprach von einem "Irrweg" und rief dazu auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

"Ein vernünftiger Kompromiss muss her", sagte Ramsauer der "Bild am Sonntag": "Ich appelliere deshalb eindringlich an die Vernunft der Verhandlungsführer von Lufthansa und Vereinigung Cockpit, noch vor Streikbeginn an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Keiner darf mit seinen Forderungen abheben."

Hundt nannte den Streik in der "Welt am Sonntag" einen unzulässigen Eingriff in die Unternehmerfreiheit mit Konsequenzen weit über die Lufthansa hinaus. "Ich fordere die Vereinigung Cockpit auf, ihren gefährlichen Irrweg zu verlassen und sofort an den Verhandlungstisch zurückzukehren", sagte er der Zeitung.
© dpa | Abb.: Deutsche Lufthansa AG | 20.02.2010 12:27

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Beitrag vom 21.02.2010 - 19:59 Uhr
@MFischer:
Das mit den schlecht ausgebildetetn Billigpiloten finde ich unverschämt! Bei EW, CLH, Contactair,. etc. verdient man zwar weniger als bei LH Classic, dennoch sind diese Piloten bei weitem nicht schlechter ausgebildet als ihre Kollegen bei Hansens, da unter anderem nach ähnlichen, wenn nicht gleichen Procedures gehandelt und ausgebildet wird!!!
Beitrag vom 21.02.2010 - 11:55 Uhr
@VMSJ:
Ich habe nicht beleidigt, ich habe insofern nur klargestellt, dass viele von Ihm angeführte Punkte sachlich falsch sind. Dies war so auch substantiiert. Es geht eben nicht (zumindest primär in diesem Tarifstreit) um den Einsatz von KTV-Piloten bei Swiss und AUA, sondern primär um die Ausflaggung der Pilotenstellen zu "billigeren" Airlines, ohne diese deswegen schlecht reden zu wollen. Polyglotz hat insofern die Tatsachen leider falsch wiedergegeben.

Vielmehr argumentieren Sie hier am Thema vorbei. Wenn Sie nun schreiben, dass es um Einheitlichkeit und Pluralität in der Tariflandschaft geht, dann möchte ich Sie doch freundlichst bitten, dies weiter auszuführen. Meinen Sie das nun innerhalb des Konzern, dann würde dass so schon keinen Bestand haben vor Gericht, oder sollte man jetzt die Verwaltungsangestellten der LH mit den Piloten vergleichen? Dies ist schon gar kein Bezugspunkt...siehe Tarifrecht/Arbeitsrecht.

Wenn Sie mir nun unterstellen, dass ich bewusst vorbei argumentiere, so wären doch nähere Ausführungen sehr interessant. Vielmehr habe ich falsche Tatsachen richtig gestellt.

Die Todesspirale der amerikanischen Airlines, die Sie so schön nennen, inwiefern sollte die VC jetzt dort nachgucken?? Denn eins ist klar Southwest eine der profitabelsten Airlines zahlt mit am Besten, genau so wie UPS und FedEx, dass dies nicht mehr die Gehälter von früher sind, ist klar. Die genannten Airlines zahlen aber immer noch besser, als die LH!! EasyJet zahlt/zahlte übrigens auch nicht schlecht. (vgl. ppjn.com / pprune.org) Aber wie gesagt, es geht hier gar nicht um die Gehälter! [LH behauptet schon immer die Piloten würden die Fluggesellschaft ruinieren und wenn man einmal die Gewinne der letzten Jahre mit denen anderer Fluggesellschaften vergleicht, so erscheint einem dieses Argument doch sehr fragwürdig]

Wenn sie allerdings meinen, dass die VC versucht zu verhindern, dass die Strecken an Contracter ausgelagert werden (so weit ist es zum Glück noch nicht in Dtl.), so wie auf dem amerikanischen Regionalmarkt, dann tut sie das im besten Interesse der Piloten und mittelbar auch der Passagiere. Denn wenn es hier so wird wie auf dem amerikanischen RegionalMarkt ("Connection"-Airlines) und Piloten nur 22.000 $ verdienen (siehe ColganAir nur um eine zu nennen), dann sind fatigue-related Accidents nur eine Frage der Zeit (ColganAir und anderer über die letzten Jahre, was zahlreiche Menschenleben gekostet hat). Dort wird übrigens der Contracter ausgetauscht, wenn die Kosten zu hoch sind. Getreu dem Motto, es gibt immer noch einen, der es noch billiger macht.

Sie fordern nun, dass sich die VC mässigt und argumentieren, dass der Streik die Lufthansa ruinieren kann ( so wie dies sicherlich bei Alitalia war), dies schreckte die LH aber nicht davon zurück, die Verhandlungen mit der VC abzubrechen, nach dem man schon sehr weit war. Vielmehr wirkte es wie eine kalkulierte Provokation. Und welche Langfriststrategie ist jetzt falsch? Die, dass die VC versucht Arbeitsplätze zu erhalten im KTV? Zumindest aus Tarifrechtlicher Sicht unbedenklich. Nun aus wirtschaftlicher könnte man auch überlegen, die hohen Standards der CLH wurden erst dann eingeführt, als es zu einem Unfall mit Todesopfern kam. Als der Imageschaden so groß war, dass man sich auf Seiten der GF überlegte, dass das Geld investiert in die Piloten und Sicherheit, vielleicht doch gut angelegtes wäre. Ob dies nun immer so stimmt, sei einmal dahingestellt, aber man frage sich einmal, wie es aussehe wenn die Spirale so weitergehen würde. Dann würde immer weiter ausgelagert werden bis auch hier das Gehalt eines Piloten, dem eines Busfahrers entspricht (nicht böse gemeint). Der Aufschrei wenn dann ein übermüdeter Pilot mit drei Jobs (analog zu FO Shaw im ColganAir Absturz) wegen Übermüdung Leute tötet wäre riesig und der Schaden für die Lufthansa viel größer. Zufriedene Piloten sind eventuell auch das "Kapital" der Lufthansa. Vielleicht ist insofern, es doch keine so schlechte Langfriststrategie, sonst kommen wir bald wieder im ManchesterKapitalismus an.

Mit freundlichen Grüßen
Beitrag vom 21.02.2010 - 01:29 Uhr
@MFischer: Wer kritisiert, sollte gute Argumente haben, ohne nur zu beleidigen. Polyglotz hat in der Sache die Tatsachen voellig korrekt wiedergegeben: es geht wie oft in Tarifauseinandersetzungen in diesem Bereich eben schon genau um Einheitlichkeit oder Pluralitaet der tarifvertraglichen Landschaft innerhalb eines Konzerns. Es ist daher unertraeglich, dass Sie ihm hier fehlende Substanz unterstellen. Ich hoffe fuer VC, dass Ihre Reaktion nicht Symbol dafuer ist, wie die VC argumentiert: irrational, in persoenlichen Angriffen, und am Thema bewusst vorbei argumentierend.

Es waere fuer die VC tunlich, einen Blick ueber den Atlantik zu wagen. Die Todesspirale amerikanischer Fluggesellschaften zeigt, was egoistische Standpunkte (auf beiden Seiten uebrigens) bewirken koennen. Und es waere fuer VC wuenschenswert, wenn sie sich einmal in die politische Theorie der wirtschaftlichen Interdependenz einlesen wuerden. Dann wuerden sie die Kurzsichtigkeit ihres Handelns verstehen. Es ist schlichtweg die falsche Langfriststrategie.



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