RAAS setzt sich durch
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RAAS setzt sich durch

Das Rollen am Boden verlangt von den Piloten höchste Konzentration. Das gilt besonders bei schlechter Sicht auf großen internationalen Flughäfen mit mehreren Start- und Landbahnen und einem viel verzweigten Rollbahnsystem. Vom Kontrollturm erhalten die Cockpitcrews die Anweisungen, über welche Rollwege sie zu welcher Startbahn rollen sollen. Unterstützt werden die Flugzeugführer jetzt von einem neuen Leitsystem.



Durch das Honeywell RAAS (Runway Awarness & Advisory System) erhalten die Piloten zu den umfangreichen Informationen der Navigationssysteme im Cockpit zusätzliche, mit denen sie ihre aktuelle Position überprüfen können. Das steigende Verkehrsaufkommen an den großen Drehkreuzen lässt die Nachfrage nach dem RAAS steigen. Anfang der Woche kündigte Alaska Airlines an, ihre Flotte mit dem System ausstatten zu lassen.

Die Deutsche Lufthansa konnte bereits Erfahrungswerte mit dem neuen System sammeln. Die Lufthansa war aktiv an der Entwicklung des RAAS beteiligt und gehört zu den ersten großen Fluggesellschaften, die den Warnmodus in Teile ihrer Flotte installiert haben. "Die Umrüstung unserer 30 Boeing 747 ist bereits abgeschlossen", sagte Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty gegenüber aero.de. "Sukzessive sollen alle Flugzeuge damit ausgestattet werden. Das Echo der Cockpitcrews ist durchweg positiv."

Die Kosten einer Nachrüstung betragen rund 20.000 US Dollar je Flugzeug. Seit der Luftfahrtmesse von Farnborough im vergangenen Juli ist das RAAS als Option auch für alle neuen Flugzeuge des Herstellers Airbus verfügbar.

Mit dem RAAS erhöht sich die Sicherheit beim Rollen am Boden und bei Anflügen nochmals erheblich. RAAS unterscheidet zwischen so genannten Routine-Anweisungen (Routine Advisories) und Nicht-Routine-Anweisungen (Non-Routine Advisories). Rollt das Flugzeug – beispielsweise auf dem Flughafen Frankfurt – nach der Anweisung des Kontrollturms zur Startbahn „zwei fünf rechts“, erhält der Pilot, kurz bevor er sich der Startbahn nähert, die entsprechende Bestätigung: „Approaching two five right“ – „Sie nähern sich der Bahn 25 rechts“, ertönt die Stimme aus dem Lautsprecher. Damit erhält der Pilot die Bestätigung, dass er die für ihn freigegebene Bahn „25 rechts“ erreicht. Wäre er versehentlich auf die parallel verlaufende Bahn „25 links“ gerollt, würde er dies durch die Ansage aus dem RAAS-System sofort merken.


Hat das Flugzeug die Position auf der Startbahn erreicht, meldet das System: „On runway two five right“, „auf der Startbahn zwei fünf rechts“. Bleibt das Flugzeug nun eine überdurchschnittlich zu lange Zeit (zum Beispiel länger als eine Minute) auf der Startbahn stehen, erhält der Pilot die akustische Warnung, dass er noch auf der Bahn steht: „On runway. On runway.“ Dadurch sollen gefährliche Annäherungen verhindert werden, bei denen Flugzeuge auf Landebahnen landen, auf denen sich noch andere Flugzeuge befinden.

Wäre der Pilot zu einer für ihn nicht freigegebenen Bahn gerollt, würde er dies durch die Ansage des Systems bemerken. Ebenso wäre das geschehen, wenn er zwar auf die für ihn bestimmte Runway „25 rechts“ gerollt wäre, sie aber über einen falsch gewählten Rollweg an einem Punkt erreicht hätte, von dem aus nur eine verkürzte Startstrecke zur Verfügung stünde. Das System würde den Piloten per Lautsprecherdurchsage auf die verbleibende zu kurze Startstrecke auf der angesteuerten Bahn hinweisen. Diese Information ist besonders auf Flughäfen sinnvoll, die über parallel verlaufende Bahnen mit unterschiedlichen Längen verfügen.

Hilfreich wird das Warnsystem für die Piloten natürlich auch in der Endphase des Landeanflugs. Fliegt das Flugzeug in einer Entfernung von drei nautischen Meilen, das entspricht etwa 5,4 Kilometer, auf die angewiesene Landebahn „25 rechts“ zu, erhält er die Bestätigung: „Approaching two five right“ („Anflug auf zwei fünf rechts“). Sollte der Pilot aus einem anderen Grund eine parallel verlaufende, aber für den Flugzeugtyp zu kurze Bahn ansteuern, würde er von RAAS eine entsprechende Information erhalten.

Aber auch dann, wenn die Länge der parallelen Bahn ausreichend ist, nennt RAAS die Kennung der Bahn, beispielsweise: „Approaching two five left“, „Anflug zwei fünf links“. Die Überprüfung, ob es sich um die für den Anflug freigegebene Landebahn handelt, liegt in der Verantwortung des Piloten. Aber die von RAAS kreierte akustische Meldung macht der Cockpitcrew die jeweils eigene Position bewusst. Der Abgleich der realen Position muss immer durch den Piloten selbst geschehen.

Bei der Landung gibt das System einen Hinweis auf die noch verbleibende Ausrollstrecke, wenn das Flugzeug die Hälfte der Landbahn überschritten hat und die Geschwindigkeit noch über 40 Knoten (zirka 72 Stundenkilometer) liegt. “One thousend“ (noch eintausend Meter zur Verfügung) würde RAAS melden. Auch beim Ausrollen nach der Landung erhält der Pilot einen Hinweis über die noch verbleibende Strecke bis zum Ende der Bahn.

Das System RAAS errechnet die Positionsdaten auf der Basis des so genannten EGPWS (Enhanced Ground Proximity Warning System), ein Warnsystem, das die Piloten vor einer ungewollten Boden- oder Geländeannäherung, zum Beispiel Bergen, warnt. Das System EGPWS verfügt über eine Datenbank, in der annähernd alle Punkte der Erde gespeichert sind. RAAS verfügt zusätzlich über die wichtigen Daten von Rollwegen und Start- und Landebahnen der großen internationalen Flughäfen. Auf GPS-Basis werden – wie beim Navigationssystem im Auto – die Positionen für das Flugzeug berechnet.
© aero.de, Deutsche Lufthansa AG | Abb.: Fraport AG | 15.09.2008 14:53


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#0
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Beitrag vom 17.10.2021 - 20:05 Uhr
was ist, gibt es Probleme?
Beitrag vom 16.08.2021 - 10:34 Uhr
@FloCo:
Das 'bemängele' ich an dem Beitrag:
"Planungen gibt es schon etwas länger. Nur haben die keinen der jeden Nasenpopel ins aero Forum schreibt. Und das hat auch seine Gründe. Und die Ereignisse überschlagen sich aktuell etwas schneller als auch Sie und ich uns das wohl ausmalen konnten. Andererseits kann man nicht bei jedem Ereignis gleich und sofort mit Sack und Pack das Land verlassen. Man hat eine Botschaft in dem Land eingerichtet die schließlich hoheitliche Aufgaben zu erledigen hat, incl. Betreuung der sich vor Ort befindlichen deutschen Bürger.".
Weil es nicht stimmt, quasi komplett falsch ist (und mich, wie schon öfters, diskreditieren sollte).

Außenminister H.Maas und Verteidigungsministerin A.Kramp-Karrenbauer werden zu Recht kritisiert - weil sie die Lage völlig falsch eingeschätzt und entsprechend schlecht 'vorbereitet' haben. Das kann man in anderen Medien (nicht Luftfahrtforen) nachlesen, z.B. auf Spiegel.de.

Aber prinzipiell haben Sie Beide Recht, ich hätte darauf gar nicht reagieren sollen. Mein Fehler.

Tut mir leid, aber ich kann in dem von Ihnen bemängelten Kommentar keinerlei Bezug zu Ihrem Kommentar sehen. Wie soll dieser Kommentar Sie dann diskreditieren?
Der User @Otto West redet über Planungen, die Sie mit keinem Wort erwähnt haben, der User @GB allerdings schon. Wie schaffen Sie es da sich gleich wieder in die Opferrolle zu lesen, dass Sie der User hier diskreditieren will? Der Kommentar von @74 bitte 63 würde dazu taugen; auf den nehmen Sie aber keinen Bezug.

Genau genommen antworten Sie jetzt hier auf einen Kommentar, der keinen wirklichen Bezug zu dem Ihrigen hat mit einer Beleidigung... und das gerade von Ihnen, wo Sie doch immer so sehr auf den guten Umgangston achten und immer sofort nach Moderation, Sperrungen und sonstigen rufen, wenn Sie sich angegriffen fühlen...

Das ist das, was ich nicht verstehe hier...

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