Personalpolitik
Älter als 7 Tage

Vereinigung Cockpit: Neue Ryanair-Verträge "versklaven" Piloten

Ryanair Boeing 737-800
Ryanair Boeing 737-800, © Ryanair

Verwandte Themen

FRANKFURT - Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hat erneut die Personalpolitik der Low-Cost-Gesellschaft Ryanair scharf kritisiert. Nach der Razzia an sechs deutschen Flughäfen wegen des Verdachts der Steuer- und Abgabenhinterziehung habe Ryanair den betroffenen Piloten neue Arbeitsverträge angeboten.

Dies teilte die VC am Donnerstag in Frankfurt mit. Die Gewerkschaft rät den Betroffenen, die Verträge nicht zu unterschreiben, weil sie mit deutschem und europäischem Recht nicht vereinbar seien. Ryanair wurde erneut aufgefordert, die Piloten direkt anzustellen.

Bei den neuen Verträgen sei wieder eine Vermittlungsfirma zwischengeschaltet worden, um die bestehenden Rechts- und Sozialvorschriften zu umgehen, kritisierte die VC. "Die Verträge dieser neuen Vermittlerfirma Bluesky sind nichts anderes als modernes Sklaventum. Solche Bedingungen haben in unserer modernen Gesellschaft nichts zu suchen", sagte VC-Präsident Ilja Schulz der Mitteilung zufolge.

So müssten die Piloten nach einer Krankheit die entfallene Arbeitszeit nacharbeiten, um nicht auf Gehalt zu verzichten. Sie könnten nicht absehen, was sie am Ende des Tages verdienten. Ryanair behalte sich zudem vor, jederzeit Zwangsurlaub ohne Bezahlung anzuordnen.

Der Zoll hatte Anfang Juli Wohnungen und Diensträume von Piloten an sechs deutschen Ryanair-Standorten sowie zwei britische Personaldienstleister durchsucht. Ermittelt wird der Staatsanwaltschaft Koblenz zufolge wegen des Verdachts der Scheinselbstständigkeit sowie der Hinterziehung von Steuern und Sozialabgaben. Ryanair hatte damals erklärt, mit den deutschen Behörden zusammenzuarbeiten.

Ryanair will sich zu der Breitseite von Cockpit nicht im Detail äußern, weist die Vorhaltungen aber als falsch zurück.

"Wir kommentieren keine Spekulationen oder falsche Behauptungen deutscher Gewerkschaften, die vertrauliche Vertragsabsprachen mit unseren Mitarbeitern oder Contractorpiloten betreffen", sagte Ryanair-Sprecher Robin Kiely aero.de am Freitag.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Ryanair, Symbolbild | 16.09.2016 05:40

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Beitrag vom 17.09.2016 - 13:49 Uhr
"Nach Hörensagen, ja... konkrete Zahlen habe ich natürlich nicht..."

Dies sind genau die Sätze, mit denen Sie sich unglaubwürdig machen. Ich kenne einen, der eine kennt und die hat einen Bruder und der hat gehört... .

OK, es dürfte auch schwer fallen, dafür konkrete, verlässliche Zahlen zu bekommen. Ich bitte das zu entschuldigen..

Edit wegen falschem Thema...;-)

Dieser Beitrag wurde am 17.09.2016 14:52 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 17.09.2016 - 13:14 Uhr
Danke für diesen sachlichen Beitrag. Es tut gut, gelegentlich mal einen Foristen mit offenen Augen wahrnehmen zu können.
Beitrag vom 17.09.2016 - 12:49 Uhr
"Nach Hörensagen, ja... konkrete Zahlen habe ich natürlich nicht..."

Dies sind genau die Sätze, mit denen Sie sich unglaubwürdig machen. Ich kenne einen, der eine kennt und die hat einen Bruder und der hat gehört... .

Verstehen Sie mich bitte richtig: ich finde FR (und all die anderen LCC auch nicht gut). Aber wir haben 2016 und nicht mehr die Neunziger. Die Welt hat sich weiter gedreht. Und die Wirtschaft von heute ist eine komplett andere.

Vielleicht mal interessant das aus dem Blickwinkel eines PAX zu betrachten.

Als ich 1991 meine erste Langstrecke geflogen bin (in ECO) hat der Zubringer nach LHR Verspätung. Beim Aussteigen erwartet mich ein Guide, der mich, mit separatem Transport, zum anderen Flieger brachte. In dem gab es eine Speisekarte mit 3 Hauptgerichten zur Auswahl und Getränke soviel und wann man wollte. Für lau. Wie gesagt: in ECO. Gekostet hat das Ticket ca. DM 1550,00 (€ 775,00).

Das ganze in 2016, gleiche Airline, andere Strecke, aber BUS (und mittlerweile habe ich den höchsten Status bei OW). Zubringer zu spät, interessiert niemanden. Stattdessen muss ich noch ca. 1.5 Stunden, mit ca. 1000 anderen Paxen, vor der neuen "Boardingpass- Kontrolle" stehen, in einen völlig überhitztem Raum (Klimaanlage viel zu schwach- einige Paxe kollabieren) um danach noch eine Sicherheits-kontrolle (wieder 30 Minuten) zu haben und dann zu Gate zu hetzen und mit Mühe und Not den Flieger zu erreichen. Völlig durchgeschwitzt- ich habe mich geschämt. Entschuldigt hat sich niemand, im Gegenteil ich wurde noch "kritisiert', weil ich so spät kam.

Was will ich damit sagen. Die Airlines können es sich offensichtlich nicht mehr leisten bzw. sie glauben es sich nicht mehr leisten zu können, ein Mindestmaß an Service zu bieten.

Nein, ich erwarte nicht die Leistungen der 1990iger Jahre. Das ist betriebswirtschaftlich nicht mehr darstellbar. Was ich meine, habe ich in einem anderen Forum hier bereits erläutert.

Aber nun zu FR und Co. Die haben ihre Strukturen nach den heute gültigen Regeln aufgebaut und sind damit wettbewerbsfähig. Ich bin absolut Ihrer Meinung: leider nicht im Sinne der Arbeitnehmer (und Paxe), sondern im Sinne von Kosteneffizients und Gewinnmaximierung. Und das ganze hart an der Grenze des legalen. Ich bin aber absolut sicher, dass sie sich im Rahmen der heute gültigen gesetzlichen Bestimmungen bewegen. Dafür sind die einfach zu clever, ob mir das gefällt oder nicht.

Und das gilt auf der anderen Seite genauso für die ME3, allerdings auf einen anderen (Service)level.

Tja, und da sind wir wieder bei Ihnen. So wie wir Paxe nicht mehr die Leistungen der Vergangenheit erwarten dürfen (gibts weder bei LCC, aber auch nicht bei ME3), sollten Sie langsam die Erkenntnis gewinnen, daß das bei Ihnen auch nicht mehr der Fall sein kann.

Scheuklappen ablegen, Schaum vom Mund abwischen, die Realitäten anerkennen und sich an einer gemeinsamen Lösung beteiligen. So wie das vor kurzem die Kabinencrews getan haben. Das ist der Weg.


Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 03/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden