MAKS 2015
Älter als 7 Tage

Ziviler Flugzeugbau tritt in den Hintergrund

MOSKAU - In Zeiten der schwersten Krise mit dem Westen seit dem Ende des Kalten Krieges zeigt Russland bei der Luft- und Raumfahrtmesse MAKS vor den Toren Moskaus Muskeln. Mit der militärischen Leistungsschau will Russland eine klare Botschaft an den Westen richten: "Die Sanktionen schaden Moskau nicht."

Die Strafmaßnahmen wegen der Ukraine-Krise werfen dennoch einen Schatten auf die russische Schwerindustrie. Geradezu plakativ verweist die russische Führung darauf, dass die MAKS-2015 (25. bis 30. August) trotz der harten Wirtschaftssanktionen die letzte Messe vor zwei Jahren in den Schatten stellen soll.

Industrieminister Denis Manturow erwartet von diesem Dienstag an Vertreter von 150 ausländischen Unternehmen aus 23 Staaten sowie fast 600 russische Firmen auf dem Flugfeld in Schukowski bei Moskau.

Zwar kommen trotz der Sanktionen auch westliche Gäste, doch die Stimmung ist verhalten. "Wir haben alle eingeladen, aber angesichts der bekannten Umstände ist die Zahl der Teilnehmer (aus dem Westen) gesunken", sagt Dmitri Schugajew vom Rüstungskonzern Rostec.

Airbus, Boeing und Bombardier zeigen in Moskau Flagge, ihre Produkte spielen auf dieser MAKS aber nur eine untergeordnete Rolle.

MAKS 2015: Militärische Luftfahrt im Vordergrund
MAKS 2015: Militärische Luftfahrt im Vordergrund, © MAKS

Verdreifacht habe sich die Zahl der chinesischen Vertreter, berichtet die Staatsagentur Tass. Auf der Webseite der Luftfahrtmesse nennen die Veranstalter insgesamt 11 Gäste aus dem Reich der Mitte - aus Deutschland werden 15 Unternehmen angekündigt.

Seit Beginn der Ukraine-Krise, der 2014 mit Flug MH17 ein ziviler Flug mit 298 Menschen an Bord zum Opfer fiel, wirbt Russland offen um Partner im Osten. Mit der Wirtschafts- und Atommacht China möchte Kremlchef Wladimir Putin eine enge Handels- und Militärpartnerschaft eingehen und damit die internationale Dominanz der USA brechen.

Allein der chinesische Boom in Russland ist bislang ausgeblieben. Im Gegenteil seien die Investitionen aus China seit Jahresbeginn um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken, berichten russische Staatsmedien. Grund ist demnach die massive Rubelschwäche. Die russische Währung befindet sich seit Monaten im Sinkflug im Vergleich zum Dollar und Euro. In den vergangenen Wochen fiel der Wechselkurs fast täglich auf ein neues Halbjahrestief.

Die schwere Wirtschaftskrise dürfte bei der schillernden MAKS, einer der größten Luftfahrtmessen der Welt, jedoch in den Hintergrund rücken. Moskaus Rüstungsschmieden hoffen auf Milliardenverträge, vor allem wenn Könige aus dem Nahen Osten in Moskau shoppen gehen.

Das russische Portal Lenta.ru meldet, dass der saudische König Salman bin Abdelasis al-Saud und Jordaniens Monarch Abdullah II. mit Kremlchef Putin die MAKS besuchen würden. Eine Bestätigung stand noch aus.

Die gerade von westlichen Sanktionen befreite Nahost-Regionalmacht Iran schickt Vizepräsident Sorena Sattari zur MAKS. Dabei könnte ein international kritisierter Liefervertrag für russische S-300 Luftabwehrraketen unterzeichnet werden, sagte ein Außenministeriumssprecher in Moskau der Agentur Interfax zufolge.

Einen der größten erwarteten Waffendeals könnte Russland selbst fix machen. Das Verteidigungsministerium kündigte den Kauf von 48 Jagdfliegern vom Typ Suchoi Su-35 an im Wert von umgerechnet etwa 1,3 Milliarden Euro, wie die Wirtschaftszeitung "Wedomosti" berichtet.

Mit Spannung erwartet die Fachwelt auch einen Blick auf den Hoffnungsträger der zivilen russischen Luftfahrt, den Suchoi Superjet-100. Doch die erste in Russland entworfene Passagiermaschine seit dem Zerfall der Sowjetunion leidet unter den Sanktionen des Westens. Wie aus dem zweiten Quartalsbericht des Flugzeugbauers in diesem Jahr hervorgeht, könnte ein westliches Lieferverbot für Baukomponenten die Entwicklung zurückwerfen. Berichten zufolge kommen 40 Prozent der Bauteile aus dem Ausland und sind schwer zu ersetzen.

Krisenstimmung soll aber bei den MAKS-Besuchern auf keinen Fall aufkommen. Tiefe technische Einblicke sowie spektakuläre Flugschauen sollen die Besucher einmal mehr begeistern.
© aero.de, dpa | Abb.: MAKS | 24.08.2015 08:42


Kommentare (0) Zur Startseite

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 04/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden