Führungskrise beigelegt
Älter als 7 Tage

Flughafen Wien: Aufsichtsrat-Sprecher Herbst löst Kaufmann ab

Christop Herbst
VIE-Interim Chef Christoph Herbst , © FWAG

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WIEN - Nach einer 14-stündigen Marathonsitzung rangen sich Aufsichtsrat und Vorstand zu einer Entscheidung durch: Der Vorstand wird abgelöst, Vorstandssprecher Herbert Kaufmann geht zum Jahresende, Ernest Gabmann und Gerhard Schmid bleiben bis ein neuer Vorstand bestellt ist. Interimsweise übernimmt Aufsichtsratsprecher Christoph Herbst die Agenda des Vorstandssprechers. Sein Nachfolger im Aufsichtsrat wird AR-Vize Karl Samstag.

Kurz vor Mittwoch Mitternacht erklärte ein sichtlich erschöpfter Christoph Herbst im ORF, das Wichtigste sei jetzt, dass in die Führung des Flughafens wieder Ruhe einkehrt. Mit dem vorläufigen Verbleib von Ernest Gabmann (VP) und Gerhard Schmid (SP) sei auch Kontinuität gewährleistet. Interimsvorstand Herbst (VP) selbst ist seit acht Jahren im Flughafenaufsichtsrat und mit der Situation am Airport gut vertraut.

Bis Ende nächsten Jahres soll nach einem Ausschreibungsverfahren der Vorstand komplett neu besetzt werden. Herbst räumte dazu schmunzelnd ein, der jetzt noch verbleibende Vorstand könnte sich dann ja gegebenenfalls neu bewerben.

Angesprochen auf die strittige (und Millionen teure) Abfertigung von Herbert Kaufmann (SP) erklärte Herbst, da sei ein Kompromiss gefunden worden. Die Rede ist jetzt von einem Betrag in der Größenordnung von 350.000 Euro.

Tatsächlich vollzog sich mit der Ablöse Kaufmanns (SP) durch den VP-nahen Herbst am Airport ein politischer Machtwechsel. Hatte mit zwei roten Vertretern im Vorstand (Kaufmann und Schmid) zuvor die SP-regierte Stadt Wien (inzwischen Rot-Grün) das Sagen, so dominiert jetzt mit zwei schwarzen Vorständen (Herbst und Gabmann) das VP-regierte Land Niederösterreich das Geschehen vor Ort. Wien und Niederösterreich sind am Flughafen Wien zu je 20 Prozent beteiligt.

Der 50-jährige Jurist gilt als Vertrauter von Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll und vertrat bis jetzt das Mandat des Landes als Anteilseigner. Nach Bestellung eines neuen Vorstands will Herbst wieder in den Aufsichtsrat zurückkehren. Herbst: Der Flughafen brauche jetzt einen Neuanfang, die Weichen dazu seien jetzt gestellt worden.

Naturgemäß anders sehen das die Oppositionsparteien. Die Interimslösung mit einer schwarzen Vorstandsmehrheit und einem rot dominierten Aufsichtsrat würde die Agonie des Airportmanagements nur noch verlängern, so Verkehrssprecherin Gabriela Moser von den Grünen. Kritisiert wird auch die Mutation des neuen Airportchefs vom Aufseher zum Macher, schließlich habe Herbst als Aufsichtsratchef das Skylinkdesaster mitzuverantworten, so der Tenor der rechten Parteien. Anlegervertreter Wilhelm Rasinger brachte das Dilemma schon vor der Sitzung auf den Punkt: Die Fernsteuerung durch die Landeshauptleute müsse beendet werden, zitiert das Wirtschaftsblatt.

Hintergrund der Führungskrise war der zunehmende Druck auf Aufsichtsrat und Vorstand, nachdem der Rechnungshof beim Bau der Terminalerweiterung Skylink gravierende Führungsmängel festgestellt hat. So haben sich sowohl Kosten als auch Bauzeit verdoppelt. Das Terminal sollte zur Euro 2008 in Betrieb gehen und ursprünglich 400 Millionen kosten. Inzwischen stiegen die voraussichtlichen Kosten auf über 830 Millionen Euro. Die Fertigstellung des dringend benötigten Neubaus ist jetzt für Mitte 2012 geplant.

Letztes Update 17.12.10, 11:30
© aero.at | Abb.: Ingo Lang, edition airside | 16.12.2010 01:12


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