Flughäfen
Älter als 7 Tage

Airportchef: Bratislava braucht starken Partner

Maros Jancula, Dir BTS
Dir. Maros Jancula, Flughafen Bratislava, © M Dichler

Terminalerweiterung Flughafen Bratislava

Letisko Bratislava
(© Flughafen Bratislava)
Letisko Bratislava
Letisko Bratislava
(© Flughafen Bratislava)
Letisko Bratislava
Letisko Bratislava
(© Flughafen Bratislava)
Letisko Bratislava
Letisko Bratislava
(© Flughafen Bratislava)
Letisko Bratislava
Letisko Bratislava
(© Flughafen Bratislava)
Letisko Bratislava
Letisko Bratislava
(© Flughafen Bratislava)
Letisko Bratislava

Verwandte Themen

BRATISLAVA - Fünf Jahre nach Scheitern der Verhandlungen mit dem Two One Konsortium unter Federführung der österreichischen FWAG und zwei Jahre nach der Pleiteserie so gut wie aller slowakischen Airlines, müht sich der slowakische Nationalflughafen um einen Neustart, inzwischen hochverschuldet und mit wenig Perspektiven. Seit 2008 sank das Aufkommen um ein Viertel, mit kaum Aussicht auf Erholung: die Region fliegt ab Wien.

Im Gespräch mit Martin Dichler, freier Luftfahrtjournalist in Wien, analysiert Maros Jancula, Managing Director am Stephanik Airport Bratislava die Situation vor Ort. Rückblickend auf Skyeurope-Zeiten sieht Jancula für die Region durchaus Potential. Mit einem breiten Angebot an Günstigflügen konnte der Airport im Jahr 2008 immerhin fast 2,2 Millionen Fluggäste begrüßen, das Zehnfache seit der Wende.

Dass Ryanair nach der nicht ganz unerwarteten Pleiteserie kräftig in die Presche sprang, ersparte dem Airport zwar den totalen Absturz, im letzten Jahr waren dennoch nur mehr 1,6 Millionen Passagiere drinnen. Das soll wieder anders werden.

Homecarrier gesucht

Vor allem wünscht sich Jancula wieder einen starken Homecarrier vor Ort. Mit ersten Erfolgen. So wird Alt-Homecarrier CSA Czech Airlines ab 27. Juni nach über 20 Jahren in Bratislava wieder einen Jet stationieren. Mit insgesamt bis zu 16 wöchentlichen Flügen nach Paris Roissy, Amsterdam und Rom Fiumicino erhält der slowakische Nationalflughafeneinen direkten Anschluss zu den wichtigsten Hubs der CSA Skyteampartner Airfrance, KLM und Alitalia und damit an den Weltluftverkehr. "Dies könnte uns heuer an die 60.000 zusätzliche Passagiere bringen, die ersten Buchungen sind laut CSA viel versprechend," so Jancula.

Verständnis zeigt Jancula für den Rückzug von Aeroflot (Moskau Sheremteyvo) und LOT Polish Airlines (Warschau). Durch die Umstellung der Polen von ATR-Turboprops auf größere Embraer Jets sei die Strecke wirtschaftlich nicht mehr zu bedienen gewesen. Gute Chancen gibt Jancula hingegen dem neuen Moskau-Dienst der russischen UTair. Statt mit Airbus A319 (Aeroflot) wirdUTair künftig mit 50-sitzigen Regiojets (CRJ200) viermal wöchentlich den Moskauer Stadtflughafen Vnukowo anfliegen, mit zahlreichen Anschlüssen an das innerrussische Regionalnetz der Airline, ein Dienst der vor allem für Geschäftsreisende interessant sei. Und auch eine Alternative zum Angebot in Wien.

Marktforschung


Auf der Suche nach eigenständigen, entwicklungsfähigen Märkten sieht Jancula durchaus Chancen: "Wir müssen mit alternativen Produkten punkten. Wir werden niemals so ein großer Flughafen wie Wien werden und über ein so umfangreiches Angebot verfügen. Wenn das Angebot ab Bratislava zum Beispiel bei Charter oder Low Cost Flügen aber stimmt, wären fünf Millionen Passagiere durchaus realistisch!"

Weniger Entwicklungschancen sieht Jancula hingegen im Frachtgeschäft, trotzbeeindruckender Wachstumsraten von 21 Prozent im letzten Jahr, wenn auch auf vergleichsweise niedrigem Niveau (2010: 6488 Tonnen). "Frachtflüge sind nur eine Option von vielen Luftfahrtaktivitäten auf unseren Flughafen. Ich bevorzuge nicht das Frachtgeschäft. Natürlich ist die Luftfracht auch interessant für uns, dieses Geschäft benötigt aber viel logistische Infrastruktur, die erst im großen Stil errichtet werden müsste." Durch die stadtnahe Lage des Flughafens seien auch die im Frachtverkehr wichtigen Nachtflüge problematisch, trotz 24-Stundenbetrieb am BTS. Vieles würde aber von den Entscheidungen zukünftiger Investoren abhängen.

Airport rental

Essentiell für die Zukunft des staatlichen Stephanik Airports sei ein "sehr starker" Partner, der den dringend nötigen Ausbau der Infrastruktur stemmen könne. Wie vor Jahresfrist die slowakische Ministerpräsidentin Iveta Radicovaverlautete, will der staatliche Eigentümer den Flughafen für dreißig Jahre an einen finanzstarken Flughafenbetreiber verpachten, mit der Auflage nach dem Abfertigungsbereich auch das in die Jahre gekommene Pisten- und Rollwegsystem zu sanieren. Kolportiert wird eine Investitionssumme von bis zu 300 Millionen Euro.

Immerhin verfügt Wiens Nachbarflughafen seit Juni 2010 über ein zeitgemäßes, state-of-the-art Passagierterminal. Nach dem zum Sommer 2012 avisierten Endausbau braucht der künftige Betreiber für die beachtlche Jahreskapazität von 5,5 Millionen Passagieren nur noch für das nötige Wachstum zu sorgen.

Wink über den Grenzpfahl

Rückenwind für die Neuauflage einer Partnerschaft mit dem Flughafen Wien hat Bratislava von der rot-grünen Stadtregierung in Wien. Der Sympathie der Wiener kann Airportchef Jancula durchaus etwas abgewinnen: "Meiner Meinung nach würde eine Kooperation mit dem Wiener Flughafen durchaus eine Zukunft haben. Zwei Flughäfen, die so nahe beieinander liegen wie Wien und Bratislava, sollten sinnvollerweise zusammen arbeiten", so Jancula zu Dichler.

Wenig Bewegung in der Causa zeigt hingegen der Flughafen Wien, kaum verwunderlich, nachdem sie den Fisch ja praktisch schon im Netz hatten.
© Bob Gedat, aero.at / Interview: Martin Dichler | Abb.: Flughafen Bratislava | 09.06.2011 20:08


Kommentare (0) Zur Startseite

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 04/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden