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Regierungsjet mit Kanzlerin weiht neue Landebahn Nordwest ein

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Fraport-Chef Stefan Schulte begrüßt Angela Merkel, © Fraport AG

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FRANKFURT - Eine Regierungsmaschine mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) an Bord ist am Freitag als erstes Flugzeug auf der neuen Landebahn des Frankfurter Flughafens angekommen und hat die Bahn damit in Betrieb genommen. Am Nachmittag setzte der Airbus A319 mit Merkel und Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) auf der Piste auf. Die Landebahn Nordwest ist das wichtigste Bauwerk bei der Erweiterung von Deutschlands größtem Airport.

Nach der Kanzlerin kam die Lufthansa: als erste Linienmaschine ist am Freitagnachmittag ein Lufthansa-Airbus vom Typ A321 gelandet. Die Maschine kam mit 172 Passagieren an Bord aus Hamburg und wird mit biologisch hergestellten Treibstoff betankt. Sie hatte etwa sechs Minuten Verspätung.

Die neue Bahn ist mit 1,5 Milliarden Euro Kosten ein Bauprojekt der Superlative: Ihr musste sogar ein ungünstig gelegenes Chemiewerk der Firma Ticona weichen. Es wurde mit einem Aufwand von 670 Millionen Euro in den nahen Industriepark Höchst verlagert.

Die Wiederaufforstung der gerodeten 282 Hektar Wald an anderen Stellen des Rhein-Main-Gebiets schlug mit mehr als 100 Millionen Euro zu Buche. Zusammen mit dem geplanten dritten Passagier-Terminal und weiteren Ausbau-Investitionen ergibt sich eine Gesamtsumme von rund 4 Milliarden Euro.

Im Endausbau sollen mit der neuen Bahn 126 Flugbewegungen pro Stunde möglich sein, was sich im Jahr auf rund 700.000 Starts und Landungen multipliziert und nahezu 90 Millionen Passagiere nach Frankfurt bringen soll. Vergangenes Jahr waren es rund 53 Millionen.

Zweifel bei Fluglotsen


Diese Zahlen stellen die Fluglotsen aber in Frage. Das Sicherheitssystem am erweiterten Frankfurter Flughafen ist nach Ansicht der Lotsen so kompliziert, dass die angestrebte Zahl von Flugbewegungen nicht erreicht werden kann. "Wir können froh sein, wenn wir mit dem neuen System und den vier Bahnen genauso viel Verkehr schaffen wie bislang mit drei Bahnen", sagte das Vorstandsmitglied der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF), Markus Siebers, am Freitag der Nachrichtenagentur dpa.

Die mit der neuen Landebahn anvisierte Kapazitätserweiterung auf 126 Flugbewegungen pro Stunde sei nach seiner Einschätzung mit dem nun installierten Verfahren nicht zu erreichen, sagte der Fluglotse vom Frankfurter Tower. Grund seien die zahlreichen sich kreuzenden An- und Abflugrouten des Vier-Bahnen-Systems.

Eine höhere Leistungsfähigkeit sei insbesondere mit schnurgeraden An- und Abflugrouten zu erreichen: "Dann könnten wir auch 150 oder 160 Flugbewegungen abwickeln", sagte Siebers. Insbesondere aus Lärmschutzgründen sind hingegen weite Bögen bei den Abflügen vorgesehen. In einem ersten Schritt wird laut Fraport mit der neuen Bahn die Zahl der stündlichen Flugbewegungen von 82 auf 90 erhöht.

Insbesondere Starts von der zentralen Bahn hätten künftig einen extrem hohen Koordinierungsbedarf, da sie nicht nur mit der anderen Startbahn West, sondern auch mit den beiden parallel verlaufenden Landebahnen abgestimmt werden müssten, erläuterte Siebers. Dort müsse aus Sicherheitsgründen immer damit gerechnet werden, dass Jets im Landeanflug durchstarten. Dies komme selten, aber regelmäßig vor.

Das neue Frankfurter Flugmanagement sei keineswegs unsicher, sagte der Gewerkschafter. Es sei aber in dem sehr engen Luftraum für die Lotsen mit einem sehr hohen Aufwand verbunden, der zudem mit einer kleinen Mannschaft zu bewältigen sei. Die neue Bahn erweitere zunächst nur die Landekapazitäten des Flughafens.

Nachtflugverbot trübt Stimmung

Getrübt war die Stimmung bei der Eröffnung der neuen Landebahn durch ein mit ihr einhergehendes gerichtliches Nachtflugverbot. Flughafen-Chef Stefan Schulte forderte die anwesende Politik auf, zumindest Ausnahmen für leicht verspätete Abflüge am Rand der Betriebszeiten zuzulassen.

Lufthansa-Konzernlenker Christoph Franz hatte nach der Entscheidung des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs gar gefordert, die Inbetriebnahme der Nordwestbahn zu verschieben, um Nachtflüge auch im Winter zu ermöglichen. Lufthansa Cargo weicht in der Nacht jetzt nach Köln-Bonn aus, rechnet hierdurch aber mit Mehrkosten in Millionenhöhe.
© dpa, aero.de | Abb.: Fraport AG | 21.10.2011 17:11

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Beitrag vom 22.10.2011 - 12:53 Uhr
Es ist nun mal Aufgabe der Politiker, bei Abschluss solcher Projekte präsent zu sein. So viel Feier war da auch nicht. Ob nun Merkel, Wowereit oder wer auch immer...
Und: Auch Herr Kretschmer wird nicht umhin kommen, bei der Eröffnungsfeier von S21 dabei sein zu müssen... ;-)
Und während sich nun ein bisschen Protest formiert, ist es doch immer wieder dasselbe. Jeder möchte die Vorteile geniessen, aber mit den Nachteilen nichts zu tun haben. In den Städten und Gemeinden rund um den Flughafen existieren nicht wenige Flughafengegner, die das Flugzeug auch gerne nutzen, um geschäftlich oder in den Urlaub zu verreisen. Der eine mehr, der andere weniger. (ja, auch nuur 1x im Jahr macht für die da unten Lärm!) Da kommt ein Flughafen in der Nähe, ohne lange Anreise, doch gerade recht. Und im Supermarkt werden Frischfisch, Kiwi oder schöne Rosen mit einer Selbstverständlichkeit erwartet, dass es einem die Sprache verschlägt.
Jetzt ist die neue Bahn fertig und rot-grüne Politiker und springen gerne auf die Protestwelle mit auf , nachdem sie jahrelang eher wenig bis garnicht gehandelt haben. Getragen von Initiativen und Journalisten, die das Thema durch lange Artikel mit bedrohlichen Fotos am Köcheln halten. Aber es macht aus der Welle trotzdem keinen Tsunami und aus den Lärmgegnern auch keine Mehrheiten.
Fraport bedient nur die Nachfrage, die von uns Menschen durch Konsum- und Reiselust selbst generiert wird!!
Der Flugverkehr hat immer gerne dafür herhalten müssen, oder haben sie schon mal eine Grossdemo gegen nächtliche Züge oder den Ausbau des Mainzer Rings gesehen?
Ich wohne übrigens auch unter der Einflugschneise. Es ist lächerlich, von Lärmterror über Mainz zu sprechen. Lärm gibt es auch längst nicht alle Tage. Trotzdem ist Mainz sehr lebenswert, unter anderem auch weil es vom Jobriesen Flughafen profitiert.
Leute, entspannt euch!
Beitrag vom 22.10.2011 - 09:45 Uhr
Zitat aus Financial Times von heute 22.10.11

"Sie will die Euro-Gipfel-Hektik und den Koalitionsstreit überspielen: Eine zum Scherzen aufgelegte Kanzlerin weiht die umstrittene Landebahn des Frankfurter Flughafens ein. Doch den anwesenden Luftfahrtmanagern vergeht das Lachen angesichts ihrer Rede schnell"
Beitrag vom 22.10.2011 - 09:35 Uhr
Statt Landebahnen einzuweihen sollte Frau Merkel besser den Euro retten und die Pfeifen wie Profallalala und Westerwelle aus der Regierung werfen und sich endlich für den Hochstapler v Guttenberg entschuldigen.
Die Zustände in unserem Land sind unerträglich. Dass sie sich überhaupt noch in die Öffentlichkeit traut.


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