Streit mit Gewerkschaften
Älter als 7 Tage

Qantas Airways stellt Flugbetrieb vollständig ein

Qantas A380
Qantas-A380 vor der Skyline Sydneys, © Sydney Airport
SYDNEY - Die australische Fluggesellschaft Qantas hat im Kampf mit den Gewerkschaften einen drastischen Beschluss gefasst: Sie stellte am Samstag ohne Vorwarnung und mit sofortiger Wirkung den gesamten Flugbetrieb ein. 108 Flugzeuge strandeten in 22 Ländern, mehr als 1300 Passagiere, die innerhalb von 24 Stunden bei Qantas einchecken wollten, blieben auf der Strecke. Die Airline versprach Hotel- und Flugumbuchungen und Wiedergutmachung.

Die Regierung reagierte mit Unverständnis. Sie rief einen Schlichtungsausschuss an, der die Streitparteien an den Verhandlungstisch zurückbeordern und alle Kampfmaßnahmen aussetzen kann. Er sollte noch am Samstag zusammentreten.

Die Airline habe wegen der Extremforderungen der Gewerkschaften keine andere Wahl gehabt, sagte Qantas-Chef Alan Joyce. Sie nehme in Kauf, dass der Flugstopp jeden Tag einen Schaden von 20 Millionen australischen Dollar verursache - rund 15 Millionen Euro. Der Flugbetrieb werde erst wieder aufgenommen, wenn die Gewerkschaften eine Vereinbarung unterzeichnen.

Die Fluggesellschaft streitet seit Monaten mit Piloten, Ingenieuren und Gepäckträgern um Gehälter, Arbeitsbedingungen und die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland. Es gab bereits mehrere Warnstreiks. "Sie destabilisieren mit Absicht das Unternehmen", warf Joyce den Streikenden vor. 600 Flüge hätten bereits gestrichen werden müssen. Joyce kam den Gewerkschaften mit dem Flugstopp zuvor. Diese hatten einen 48-stündigen Streik angedroht, der den Flugbetrieb ohnehin unmöglich gemacht hätte.

Die Gewerkschaften reagierten empört auf den Beschluss. "Alan Joyce hält der Nation das Messer an die Kehle", sagte der stellvertretende Präsident der Pilotengewerkschaft, Richard Woodward, der australischen Nachrichtenagentur AAP. "Das hat keiner vorausgesehen, weil niemand dachte, dass Joyce total verrückt ist."

Qantas Tochterunternehmen wie der Billigflieger Jetstar waren nicht betroffen. Qantas, bekannt als "Fliegendes Känguru", ist Australiens größte Fluggesellschaft und deckt 65 Prozent des heimischen Marktes ab. Andere Airlines wie Virgin Australia, Jetstar oder Tiger Airways können die Lücke nicht füllen. Qantas wurde 1920 gegründet und ist eine der ältesten Fluggesellschaften der Welt. Die Airline bietet von Sydney über Singapur auch Flüge nach Frankfurt an.
© dpa | Abb.: Sydney Airport | 29.10.2011 10:28

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Beitrag vom 29.10.2011 - 15:49 Uhr
Da werden sicher gerade prophylaktisch weltweit bei allen Airline-CEOs die Brillenputztücher rausgeholt und neue Batterien in die Taschenrechner eingesetzt...
Beitrag vom 29.10.2011 - 15:34 Uhr
das nennt man "Aussperren". Ein Recht des Arbeitgebers...

Die Gewerkschaften verdrängen ja gern, das es diese Möglichkeit auch noch gibt.

t7
Beitrag vom 29.10.2011 - 12:29 Uhr
Also sowas kann man auch als Business-Selbstmord bezeichnen. Einmal verprellte Passagiere nach sowas zurückzugewinnen ist sehr schwierig. Qantas ging es schon länger nicht so prickelnd. Siehe z.B. die Absage der 2 A380 in letzter Zeit. Neben vielen Ursachen wie überhöhten Gehältern von Senior Cockpit und Cabin Crew Verträgen noch aus den 80ern, der völligen Konzentration auf die England und USA-Routen, deren Yield in den letzten Jahren weggebrochen ist, etc. Man hat nie die Lehre aus dem erfolgreichen Star Alliance-Bündnis gelernt: Wachstum findet auf dem asiatischen Märkten statt und nicht im Commonwealth. Man kann eine Verbindung aus Australien nach Europa ohne Partner-Airline nicht profitträchtig betreiben. BA u.a. hätten seit Jahren die Routen mit Qantas aufteilen können (z.B. LHR-SIN mit BA, dann weiter mit Qantas/LHR-DXB-SYD, o. LHR-DEL-SYD, LHR-BKK-SYD, LHR-HKG-SYD, etc.) Stattdessen leistete sich QA seit Jahren teuere Stationen mit australischer Crew z.B. in LHR gebased (und fürstlich bezahlt) um die Teilrouten zu fliegen.


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