Verwandte Themen
Wie weiter am Hahn? "Wir sind optimistisch, den Betrieb auch im Februar aufrechterhalten zu können", sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner der dpa.
Eine dauerhafte Fortführung hänge allerdings davon ab, "ob wir gemeinsam mit den Beteiligten die Verluste verringern können und der Investorenprozess auch mit Blick auf notwendige behördliche Genehmigungen zeitnah abgeschlossen werden kann".
Noch verrät der Frankfurter Sanierungsexperte nichts zu möglichen Favoriten bei der Ausschreibung für Kaufinteressenten. Nach dem Ende einer ersten Frist am 20. Dezember 2021 geht es beim Hahn um konkrete Konzepte von möglichen Investoren.
Diese können für den gesamten Airport oder nur für Teilflächen bieten. Plathner hat im Dezember von einem "regen Interesse" aus dem In- und Ausland gesprochen.
Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH (FFHG), Karl-Heinz Heinrich, spricht von einer "gewissen Ungewissheit", sagt aber auch: "Die Stimmung ist schon hoffnungsvoll." Bis Anfang Februar werde der Betriebsrat wohl mehr erfahren. Am liebsten wäre ihm eine Fortführung des Flugbetriebs statt der Umwandlung des Hahns in einen besseren Gewerbepark, "weil dann alle Jobs erhalten werden könnten", sagt Heinrich, der bei der Feuerwehr des Flughafens arbeitet.
Der inzwischen ebenfalls angeschlagene chinesische Großkonzern HNA hat 2017 für rund 15 Millionen Euro 82,5 Prozent des Airports vom Land Rheinland-Pfalz erworben. Die übrigen 17,5 Prozent hält immer noch das Land Hessen. Der einstige US-Militärflughafen heißt aus Marketinggründen Frankfurt-Hahn - obwohl er rund 125 Straßenkilometer von der Mainmetropole entfernt ist.
Er hat weder einen Autobahn- noch einen Bahnanschluss, aber eine begehrte seltene Nachtfluggenehmigung.
Seine Mitarbeiter bekommen auch im Januar noch Insolvenzgeld. Ursprünglich sollte dieses nur von Oktober bis Dezember fließen. Doch dann sollten die Oktober-Gehälter und -Löhne doch noch vom Flughafen selbst gezahlt werden, wie Plathner erklärt. Heinrich sagt, eine Abwanderungswelle von Kollegen gebe es bislang nicht: "Im Gegenteil - wir hatten sogar die eine oder andere Einstellung oder Entfristung von Zeitverträgen in der jüngsten Vergangenheit."
Plathner hat schon im November erklärt, im späteren, eigentlichen Insolvenzverfahren müsse der Hahn "allerdings dann auf eigenen Füßen wieder stehen". Das "Nadelöhr" zu dieser Phase - nun wohl beginnend im Februar - sei ein generelles Problem solcher Verfahren. Er wisse, "dass es insgesamt mit Regionalflughäfen eher problematisch ist".
Die Frankfurter Luftfahrtexpertin Yvonne Ziegler befürchtet nach eigenen Worten, "dass es schwierig wird, den Hahn als vollwertigen Flughafen zu erhalten." Er habe für Passagiere "kein echtes Einzugsgebiet".
Sein Geschäft mit Billigfliegern schrumpfe seit Jahren, "da der Flughafen aufgrund des EU-Beihilferechts nicht mehr so günstige Gebühren anbieten darf und Low Cost Airlines ihre Flüge an größere Flughäfen wie zum Beispiel Frankfurt/Main verlagern". Für den Frachttransport fehle "die Verzahnung mit der etablierten Infrastruktur der Spediteure am Flughafen Frankfurt", erklärt die Professorin der Frankfurt University of Applied Sciences.
Potenzial sieht Ziegler bei der Wartung von Flugzeugen im Hunsrück, "weil auch die Flächen an vielen anderen Flughäfen begrenzt sind und sich die am Flughafen Hahn ansässige Wartungsfirma bereits international etabliert hat". Das Unternehmen Haitec kümmert sich in zwei riesigen Hallen um große Maschinen aus der ganzen Welt.
In Zeiten von Corona-Reisebeschränkungen zählte der Flughafen Hahn von Januar bis November 2021 laut der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) 613.087 Passagiere, 45,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Fracht stieg zugleich um 14,0 Prozent auf 239 257 Tonnen. Auch alleine auf den November 2021 bezogen nahm die Zahl der Fluggäste im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, wohingegen das Frachtaufkommen zurückging.
Rheinland-Pfalz fordert Beihilfen zurück
Das Land Rheinland-Pfalz hat kürzlich in einem langwierigen Rechtsstreit nach einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) dem Hahn gewährte Beihilfen von rund zehn Millionen Euro zurückgefordert.
Zugleich laufen die Steuerermittlungen am Airport weiter - das macht die Rettungsversuche für den flügellahmen Hahn nicht einfacher. Schon zweimal hat es hier eine Razzia gegeben. Fünf Beschuldigte und sechs Firmen hat die Staatsanwaltschaft Koblenz im Fokus.
Die sichergestellten Beweismittel in digitaler und Papierform sind so umfangreich, dass die Behörde noch keine Angaben zur voraussichtlichen Dauer ihrer Ermittlungen macht. Vieles steht am Hahn in den Sternen - seine Turbulenzen bleiben spannend.
© dpa-AFX | Abb.: Hahn Airport | 17.01.2022 06:57
Kommentare (10) Zur Startseite
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.
Der Transrapid ist in China schon lange technisch überholt:
Danke für den Link. Genauso hatte ich das gemeint.
Mal sehen ob die chinesische "Eigenentwicklung" wirklich ein relevantes Streckennetz bekommt. Der Aufwand dafür dürfte beträchtlich sein.
Der Transrapid ist in China schon lange technisch überholt:
Ich würde das "beliebt" sogar in Frage stellen. Beliebt waren sicherlich nur die günstigen Preise, die halt darin begründet waren, dass LCC ihre notwendigen Voraussetzungen bei diesen Airports finden konnten.