Konzernumbau
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EADS streicht 2.600 Stellen in Deutschland

Airbus A380
Airbus A380, © Airbus S.A.S.

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MÜNCHEN - EADS will 5.800 Stellen vor allem im Rüstungsgeschäft streichen. Neben der am stärksten betroffenen Rüstungs- und Raumfahrtsparte treffen die Kürzungen auch die Konzernzentralen, wie der Mutterkonzern des Flugzeugbauers Airbus am Montag mitteilte. Die meisten Jobs fallen in Deutschland weg - Frankreich, Großbritannien und Spanien kommen glimpflicher davon. Bis 2016 soll der Stellenabbau abgeschlossen sein.

Die EADS-Aktie reagierte mit einen Kurssprung auf die Nachrichten. Nachdem die Details der bereits erwarteten Kürzungspläne am späten Nachmittag bekannt wurden, legte das Papier bis zum Handelsschluss an der Pariser Börse um 0,82 Prozent auf 50,49 Euro zu.

Der Großteil des Jobabbaus entfällt mit 2.600 Stellen auf Deutschland. In Frankreich sind nach Angaben der französischen Gewerkschaft FO nur rund 1.000 Jobs betroffen. Bei EADS in Deutschland arbeiteten zuletzt knapp 50.000 Menschen. Im Zuge des Stellenabbaus will EADS konzernweit 1.300 befristete Verträge auslaufen lassen und anderen Betroffenen 1.500 neue Stellen bei den Konzerntöchtern Airbus und Eurocopter anbieten. Zudem soll es etwa Programme zur Frühverrentung geben. Dennoch rechnet der Konzern damit, dass am Ende 1.000 bis 1.450 Mitarbeiter die Kündigung erhalten.

Auch ganze Standorte stehen auf der Streichliste: So will EADS die Konzernzentrale in Paris verkaufen, nachdem EADS-Chef Thomas Enders bereits zentrale Funktionen an den Airbus-Sitz in Toulouse verlagert hat. In Bayern will sich der Konzern von seinem Standort Unterschleißheim bei München trennen. Die neue Sparte Airbus Defence and Space, in der ab 2014 die Rüstungssparte Cassidian, die Raumfahrttochter Astrium und das Militärgeschäft von Airbus zusammengeführt werden, soll ihre Zentrale in Ottobrunn nahe der bayerischen Landeshauptstadt finden.

Neues Jahr, neuer Name


"Wir müssen unsere Wettbewerbsfähigkeit im Verteidigungs- und Raumfahrtgeschäft steigern - und wir müssen jetzt damit beginnen", sagte Konzernchef Tom Enders. Nach vielen Spekulationen hat der Konzern die Pläne für den Umbau und Kürzungen am Montag den Vertretern der Arbeitnehmer vorgestellt. Im kommenden Jahr will EADS den Namen seiner größten Tochter Airbus annehmen. Die Bündelung der Rüstungs- und Raumfahrtsparte soll zum Jahreswechsel greifen und Mitte 2014 abgeschlossen sein.
© dpa-AFX | Abb.: EADS | 09.12.2013 19:21

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Beitrag vom 11.12.2013 - 01:17 Uhr
@PWR ON
Laut unzähliger Medienberichten im Oktober 2012 konnten sich Großbritannien, Frankreich und Deutschland nicht bzgl. Ihrer Anteile am fusionierten Gesamtkonzert einigen. Lt. EADS war angeblich Deutschland maßgeblich daran beteiligt.

 http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/fusion-von-eads-mit-bae-gescheitert-a-860303.html

Aber richtig ist, daß dieser Meger nur die Rettung des schon länger nicht rut laufenden Rüstungsgeschäfts gewesen wäre. Aber schon damals hatte Enders klar gesagt, dass ohne den Merger und bei weiter zurückgehendem Geschäft dies Konsequenzen bzgl. einer notwendigen Restrukturierung haben muss.

Die ursprünglichen Fehler liegen schon viel weiter zurück und sind vielschichtig. Einfach die Tatsache, dass Programme wie der Eurofighter, A400M subventioniert worden sind, ist vom Prinzip her nicht die Ursache. Militärsubventionen passieren überall auf den Globus, egal wo man hinschaut. Und auch große Verzögerungen und Kostenexplosionen gehören gerade bei neuen Militärentwicklungen ja fast zu Regel, gerade wenn man dabei mal über den großen Teich schaut.

Worin sich EADS und deren Militärprogrammen zu anderen Rüstungskonzernen unterscheidet, ist z.B. die Staatsbeteiligung an EADS. Heute liegt diese bei 30% und noch 2009 lag diese gar bei 50%, womit die 3 Eigentümerländer Frankreich, Deutschland und Spanien damals ein Vetorecht besaßen.

Das bedeutet nichts anderes, als dass die öffentliche Hand politischen Einfluss auf operative Entscheidungen in einem Privatunternehmen hat. Wenn der Eigentümer dann noch wie beim Eurofighter und A400M als Kunde auftritt, kann hier von einem normalen Käufer/Verkäufer-Verhältnis ja keine Rede mehr sein. Da saß und sitzt EADS definitiv am kürzeren Hebel und deswegen ist es auch das Bestreben des Top-Managements, die Staatsbeteiligungen an EADS reduzieren und unabhängig von staatlichen Interessen entscheiden zu können.

Zusätzlich kommt dann noch hinzu, dass die 3 Eigentümerländer und noch weitere Kunden sehr viel heterogenere Anforderungen haben, als beispielweise die AirForce bei US-Rüstungsfirmen. Die nimmt dann gleich mal hunderte KC-46-Tanker in mehr oder weniger der gleichen Konfiguration ab, wobei die paar A400M für Frankreich und Deutschland sich erheblich von den Anforderungen unterscheiden; ganz zu schweigen von weiteren Kunden. Und beim Eurofighter ist Frankreich schon sehr früh ganz ausgestiegen und hat mit der Rafale einen Alleingang gemacht. Wenn man sich dann so in nationalen Interessen/Egoismen verzettelt, treibt man solche Rüstungsprogramme automatisch ins Desaster. Und da EADS von den Ländern nicht unabhängig ist, kann es sich nicht dagegen wehren, wie es das als 100% unabhängiges Privatunternehmen tun würde.

Am Ende bleiben zu viele zu entwickelnde Varianten zu niedrigen Stückzahlen zum Erreichen der Profitabilität. Es gilt auch hier das Prinzip „nur gemeinsam ist man stark – in Europa“, denn die Zeiten von nationalen Alleingängen sind vorbei. EADS oder bald Airbus Military & Space kann in Europa nur überleben, wenn sich die europäischen Länder zusammentun und sich auf EIN einziges Lastenheft einigen und nicht zig verschiedene. Das öffnet dann langfristig auch Türen und einen besseren Zugang auf dem Exportmarkt.

Das Verprügeln des EADS Managements ist zwar super einfach, trifft aber nur bedingt den Verantwortlichen der Misere: schlussendlich liegen die Ursachen irgendwo zwischen EADS-Management, der Eigentümerstruktur und das Verhalten der Eigentümerländer. Auf jeden Fall hat Enders als letzter in der Kette keine Schuld und hat aktuell auch definitiv keine andere Wahl: würde er jetzt nicht reagieren, würde EADS und damit alle Mitarbeiter gefährden und weiter Schaden zufügen.


Dieser Beitrag wurde am 12.12.2013 01:08 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 10.12.2013 - 22:46 Uhr
Man hätte also die Leute gleich im Sommer feuern sollen, damit sie ein angenehmeres Weihnachten haben? Zu einem Zeitpunkt wo man noch gehofft hat Aufträge zu bekommen? Einfach schweigen als es durchsickerte? Trotz der Lage einfach nicht drüber nachdenken, damit nichts durchsickert?
Sollte man die Leute einfach weiter bezahlen ohne dass sie arbeiten und damit über kurz oder lang alle Arbeitsplätze gefährden?
Nein, man hätte den A400M und EF gar nicht erst entwickeln sollen, dann wären die Leute heute bestimmt in Lohn und Brot. Oder halt, man könnte einen Krieg anzetteln, damit wieder mehr Gerät gebraucht wird.

Die Situation ist bitter, aber man kann die Augen nicht vor ihr verschließen. Aber wissen tun es die Aussenstehenden natürlich immer besser.

Dieser Beitrag wurde am 10.12.2013 22:48 Uhr bearbeitet.

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Beitrag vom 10.12.2013 - 20:29 Uhr
Das die Bundesregierung mit dem geplatzten Verbund zur BAE zum Ergebnis des Ganzen beigetragen hat, sehe ich nicht so.
Seitens der noch EADS hat man sich ganz einfach im Rüstungsgeschäft dümmlich verzockt. Auf Kosten von Staatshaushalten und Subventionen. Zusätzlich bezahlt am Ende noch der einfache Mensch mit seinem eigenen Arbeitsplatz, und das ist der eigentliche peinliche Sarkasmus am Ganzen ...

Der peinliche Platzer hinsichtlich dem Drohnengeschäft und dem Versuchen mit dem Eurofighter und der A400M ins Rüstungsgeschäft voll einzusteigen ist das Problem. Aber wo viel Geld fließt wird auch viel verbraucht.

Das man nun auch noch solche Meldungen in der letzten Woche vor Weihnachten verkündet, rundet die Dummheit im EADS Management einfach nur ab.


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