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Schon im Frühjahr sollen nach dem Inlandvorbild Germanwings die ersten Airbus-Jets unter der neubelebten Konzernmarke Eurowings von Flughäfen außerhalb Deutschlands Verbindungen nach ganz Europa fliegen. "Wir fangen mal mit Basel an", sagt Spohr scheinbar bescheiden.
Erklärtes Vorbild des neuen Angebots ist die britische Easyjet, die mit einer einheitlichen Flotte, billigem Personal und erfolgreicher Ansprache von Geschäftskunden zeigt, wie man in Europa mit der Fliegerei noch Geld verdienen kann.
Der neue Hoffnungsträger Eurowings ist rechtlich auf schnelles Wachstum ausgelegt, soll bald zur Nummer drei hinter Ryanair und EasyJet aufsteigen. "Die Punkt-zu-Punkt-Verkehre wachsen schneller als der Gesamtmarkt. Lufthansa muss daran teilhaben", sagte Spohr.
Wohl auch zulasten der Konzernmarken AUA und Swiss, wie bereits das erste Beispiel Basel zeigt. Die Düsseldorfer Gesellschaft Eurowings, deren Piloten rund 20 Prozent billiger arbeiten als ihre Kollegen unter dem Lufthansa-Tarif, wird auch auf deutschen Flughäfen präsent sein, die von Billigfliegern besonders stark umkämpft sind.
In Frage kommen zum Beispiel Hamburg und Berlin. Innerhalb Deutschlands wäre Eurowings in jedem Fall eine harte Nuss für Air Berlin, deren gegenwärtige Schwäche Spohr nutzen könnte, um Marktanteile zu gewinnen.
Zuerst in München und Nordrhein-Westfalen sollen Flugzeuge einer noch unbenannten Billiglinie für die Langstrecke landen, mit der Lufthansa noch nahezu unbekanntes Neuland betritt. Für die zunächst kleine Einheit mit bis zu neun kleineren Langstreckenjets laufen Gespräche mit der Turkish Airlines, mit der man bereits beim Ferienflieger SunExpress zusammenarbeitet.
Auf der Langstrecke sind die Kostenvorteile des Billigkonzepts schon wegen der komplexeren Umläufe wesentlich geringer, auf bestimmte Serviceleistungen kann man kaum verzichten. Bislang ist in Europa nur die Norwegian von Oslo in Richtung Nordamerika vergleichbar unterwegs.
Spohr: "Wir stellen ein."
Springender Punkt in Spohrs Plan ist die Frage, wie er die Spartengewerkschaften einbinden kann. Die Wings-Gesellschaften sollen in einer ausländischen Holding zusammengefasst werden, die möglicherweise nicht unter den Lufthansa-Tarif fiele.
Das Personal für Cockpit und Kabine will der 47 Jahre alte Manager am Markt finden, auch aus dem Konzern seien Wechsler willkommen. In den Kernmarken werde es keinen Abbau von Flugpersonal geben. "Wir stellen ein", sagte Spohr.
Die Vereinigung Cockpit hat sich in der Vergangenheit stets scharf gegen die Auslagerung von Pilotenjobs gewehrt. Die internen Gespräche auch mit der Flugbegleiter- Gewerkschaft UFO stecken noch in den Anfängen, Ausgang ungewiss.
Es wird nicht einfach, die Mitarbeiter ins Boot zu holen. Lufthansa stehe unter "permanentem Gegenwind", sagte Spohr und meint damit die anhaltende Notwendigkeit, eine jährliche Kosteninflation von ein bis zwei Prozent und einen Yield-Verfall von einem Prozent zu kompensieren.
Das von seinem Vorgänger Christoph Franz begonnene Effizienzprogramm Score widmet Spohr daher zur "Daueraufgabe" um - allerdings ohne öffentlich abschreckende Sparziele zu nennen.
Der Fokus auf die Zahlen sei auch deshalb erforderlich, weil in Europa die Konsolidierung der Airlineindustrie noch nicht den Grad erreicht erreicht habe wie in den Vereinigten Staaten. Alles "östlich von Wien" ist nach Spohrs Ansicht ohnehin staatlich und taugt daher nicht für einen Vergleich.
Die fünf größten US Fluggesellschaften teilten 90 Prozent ihres Marktes unter sich auf, sagte Spohr. Die fünf größten Airlines in Europa erreichten zusammen nur einen Marktanteil von 43 Prozent.
Spohr: Technik und Catering sind Kerngeschäft
Und was wird aus der Kernmarke? Lufthansa soll nach Spohrs Willen die erste westliche Airline mit einem Fünf-Sterne-Prädikat des Skytrax-Portals werden. Dafür dürfe man das Angebot der Marke nicht zu weit spreizen und brauche die Billiglinie, um bestimmte Märkte überhaupt noch bedienen zu können. Im Wettbewerb vor allem mit den Golf-Airlines setzt der neue Lufthansa-Boss auf enge Kooperationen mit den großen Netz-Carriern in den Zielregionen.
Die gerade verabredete Kooperation mit Air China könnte den riesigen chinesischen Markt öffnen helfen. Ähnliche Kooperationen gibt es bereits für Nordamerika und Japan.
Balsam verteilte Spohr an die Mitarbeiter der Servicetöchter, die auf ihren Gebieten häufig Weltmarktführer sind, sich aber in der Vergangenheit häufig mit Verkaufsgerüchten konfrontiert sahen. Von einem Verkauf der Sparten für Technik oder Catering ist unter Spohr keine Rede mehr. Vielmehr schätzt er ihre soliden Beiträge zum Gesamtergebnis und sieht noch Luft nach oben.
Auf die Frage, ob auch die Catering-Sparte LSG SkyChefs noch Kerngeschäft sei, antwortete Spohr: "Da gehört sie hin." Das Service-Geschäft ermögliche Lufthansa Teilhabe am weltweiten Wachstum und den Wertschöpfungsketten der Luftfahrt.
Lufthansa muss vollen Schub geben
Dem neuen Lufthansa-Kapitän bleibt nicht viel Zeit. Neben den aggressiven Billigfliegern drängen die schnell wachsenden Airlines vom Arabischen Golf auf weitere Landerechte an europäischen Flughäfen oder gehen wie Etihad weiter auf Einkaufstour bei maroden europäischen Gesellschaften.
Der ehemalige Lufthansa-Manager Thierry Antinori, inzwischen in Emirates-Diensten, hat Deutschland als strategischen Markt für sein Unternehmen ausgemacht und will zusätzliche Landerechte. Der europäische Markt bleibt hart umkämpft.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Lufthansa, groß: Airbus | 10.07.2014 08:58
Kommentare (4) Zur Startseite
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Germanwings Eurowings und auch die Interwings werden eine reine Airbusflotte betreiben. Auch das macht Sinn.Wenn in kürze die A330 neo Regional das Licht der öffentlichkeit erblickt. hat man auch für sehr aufkommensstarke Strecken im kurz- und Mittelstreckenbereich die richtige reine Airbus Flotte.
Das wäre doch was, aus dem Keller in die Topetage.
Ob da die Kundschaft noch mitmacht? Ich denke LUFTHANSA muss gegen den Kostendruck aus dem Ausland was unber dann sich slebst Konkurrenz zu werden, ist bestimmt der falsche Weg.
airberlin wird bestimmt auch an solche Aufsplittungen der Airline denken bei der aktuellen Umstrukturierung.
Ausland und Billiglohnstruktur ist bestimmt nicht der richtige Weg, es sei denn das Hauptgeschaeft besteht im "Flugzeughandel" wo Airlines wie Ryanair usw. noch Geld verdienen, da kann dann auch das Airlinegeschaeft billig sein. Geld wird mit Flugzeug Leasing und -Handel gemacht.
Aber LUFTHANSA mit einer neune Airline im Ausland????
Warten wir ab.
.... an denke noch an LUFTHANSA ITALIA oder LUFTHANSA EXPRESS ..... sollten alles Billigableger sein.
Dieser Beitrag wurde am 10.07.2014 13:57 Uhr bearbeitet.