Hochzeit mit Hindernissen
Älter als 7 Tage

Die Fusion zwischen Delta Airlines und Northwest

NEW YORK (dpa) - Einen solchen Start wünscht sich wohl kein Pilot: Gleich mehrfach nahmen die US- Fluggesellschaften Delta und Northwest mit vollem Schub Anlauf zur Fusion - und stoppten jedes Mal kurz vor dem Abheben abrupt. Nun hat es der Hochzeitsflieger mit letzter Kraft doch in die Lüfte geschafft. Aber der nun weltweiten Nummer eins nach Passagierzahlen stehen schwere Turbulenzen bevor. Europas Konkurrenz ist im Anflug und am US-Himmel dürften bald weitere Fusionen folgen.




Das neue Doppel würde gern der Misere der Branche entfliehen: Gerade flogen die sechs traditionellen US-Anbieter wieder in den schwarzen Zahlen, da werden sie von Höchstpreisen für Sprit, der Konjunkturkrise und scharfem Wettbewerb erneut ins Minus gedrückt. Das jüngste Chaos mit Tausenden wegen Sicherheitstests gestrichenen Flügen belegt den maroden Zustand der Branche. Seit den Terrorattacken 2001 war sie finanziell so klamm, dass für alte Kerosinfresser kaum neue sparsame Jets gekauft wurden. Vielen Billigfliegern in den USA geht es kaum besser: Zuletzt meldeten gleich vier direkt hintereinander Insolvenz an.

Fusionen sollen da dank Milliardeneinsparungen Rettung bringen. Statt einer "Liebesheirat" sprechen dennoch viele Experten im Fall Delta-Northwest eher von einer "Problem-Ehe". Größe allein sei kein Erfolgsgarant. Die Lufthansa etwa fliegt mit weniger Passagieren viel profitabler. Und nach Umsatz ist Air France-KLM Weltspitze. Finanziell ist der Ticketpreis wichtiger als Passagierrekorde.

Das größte Problem an Bord der neuen Delta könnten ausgerechnet die Piloten werden: Die Cockpitmitglieder beider Seiten konnten sich nicht wie geplant auf ein Gehaltssystem einigen. Der Streit kann auf Delta jahrelang wie Blei lasten. Abschreckendes Beispiel ungelöster Fragen: Die Fusionspartner US Airways und America West kämpfen seit ihrem Jawort vor zwei Jahren mit unvereinbaren Computersystemen.

Das dürfte weitere US-Flieger nicht abhalten, sich in ihrer Not ebenfalls in eine Ehe zu stürzen. Der zweitgrößte US-Flieger United Airline, Lufthansa-Partner im Bündnis Star Alliance, liebäugelt intensiv mit der Nummer vier, Continental. Schon vor Wochen hatte Continental-Chef Lawrence Kellner bei einer Fusion der Rivalen angekündigt: "Wir würden dann nicht zögern, selbst aggressiv zu handeln." Wie im richtigen Leben, will keiner allein übrig bleiben.

Das Werben aller US-Anbieter währt schon Jahre. Doch immer wieder gaben sie sich trotz leidgeplagter Investoren einen Korb - meist wegen Eitelkeiten oder Machtfragen. Der bisherige Northwest-Chef Doug Steenland (57) warnte stets: "Die schlechteste Alternative" könnte sein, nichts zu tun. Steenland handelte und nahm dafür auch in Kauf, dass Delta-Chef Richard Anderson (52) künftig den Hut auf hat.

Weitere Fusionsgespräche würden sofort Spekulationen über einen Einstieg der Lufthansa anheizen. Erzrivale Air France-KLM war bereits an einer Beteiligung bei der neuen Delta interessiert. Nationale Bedenken ließen sie aber offenbar nicht zum Zug kommen, meint ein Insider. Vielleicht scheuten die Europäer aber doch auch die finanziellen Risiken am US-Himmel. Nun müssen die Amerikaner ihre Hausaufgaben erstmal unter sich lösen.
© dpa | Abb.: Delta Airlines | 15.04.2008 15:04

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Beitrag vom 15.04.2008 - 16:18 Uhr
Die Brauchen dringend neue Jets allein Delta hat über 100 Spritfresser des Typs B767......!!!
NWA hat es richtig gemacht und rechtzeitig neue Jets Bestellt Z.B 11 A330-200/ 29 A330-300X und natürlich die 18 B787-8 auch wenn die wohl vor 2010 nicht in der gemeinsamen Flotte auftauchen dürften !!!


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