Pakt
Älter als 7 Tage

Lufthansa und Air China verabreden gemeinsames Flugangebot

Lufthansa und Air China in Frankfurt
Lufthansa und Air China in Frankfurt, © Lufthansa

Verwandte Themen

PEKING - Die Lufthansa tut sich mit Air China zusammen. Gemeinsam wollen die beiden Luftverkehrsriesen ein abgestimmtes Flugprogramm zwischen China und Deutschland stricken. Und damit mehr verdienen.

Es ist eine Kooperation der Giganten, wenn die Lufthansa und die staatliche Air China ihre Flüge zwischen Deutschland und China bündeln.

Noch ist nichts unterschrieben - aber für den kommenden Dienstag (20. September) ist in Peking schon eine feierliche Zeremonie angesetzt, um das neue Bündnis zu besiegeln. Es wird die Verbindungen zwischen Mitteleuropa und dem Wirtschaftsriesen in Asien beherrschen.

Bei den Verhandlungen geht es im Kern um eine gemeinsame Vermarktung von Flügen zwischen den beiden Ländern. Sie werden weiterhin mit Maschinen und Crews beider Gesellschaften abgewickelt und erhalten Flugnummern beider Partner. Die Erlöse werden nach Abzug der Kosten zwischen den Anbietern aufgeteilt.

Im streng reglementierten internationalen Luftverkehr gilt ein Gemeinschaftsunternehmen zweier Netz-Gesellschaften unterschiedlicher Nationen als die engste mögliche Kooperationsform. Beide Unternehmen kennen sich aus der Star Alliance bereits seit neun Jahren und sind zudem seit 1989 über ein Joint Venture zur Flugzeugwartung (Ameco) in Peking verbunden. Seit 2000 betreiben sie Code-Sharing.

Europas größte Luftverkehrsgesellschaft hat sich bereits mit vier in ihrer Heimat starken Airlines verbunden. Nach Nordamerika bestehen Partnerschaften mit United und Air Canada schon seit 1998, sie sind zu einem Erfolgsmodell geworden. Danach kamen 2012 die japanische All Nippon Airways (ANA) und im vergangenen Jahr Singapore Airlines dazu.

Nach Schätzungen wird die Lufthansa nach dem Air-China-Abschluss etwa die Hälfte ihrer Ferntickets über die Gemeinschaftsunternehmen vermarkten. Weitere Kooperationen sind geplant.

Welche Vorteile hat Lufthansa?

Im Verbund mit der staatlichen Air China kann die Lufthansa ihren Kunden leichter den Zugriff auf deren Anschlussverbindungen und Services am Boden anbieten. Außerdem werden die Pläne der Fernflüge aufeinander abgestimmt, um Maschinen besser auszulasten. Für knappere Plätze können die Anbieter höhere Preise verlangen.

Zudem sichert die Lufthansa ihre Stellung auf dem chinesischen Markt ab. Sie hat auf den Verbindungen nach Indien, Südostasien und Australien gegenüber den Gesellschaften vom arabischen Golf schon kräftig Federn gelassen.

Und warum macht Air China mit?


Die staatliche Airline hat Nachholbedarf. Nach den anderen großen Fluggesellschaften China Southern und China Eastern ist Air China nur Chinas Nummer drei - gemessen am Passagiervolumen und der Anzahl der Flugzeuge. Im Luftverkehr mit Europa ist Air China aber die Nummer eins. Was Kundendienst und Vertrieb im Ausland angeht, muss Air China noch dazulernen und kann damit von der Kooperation profitieren.

Schon die Mitgliedschaft in der Star Alliance mit Lufthansa katapultierte die nationale Airline 2007 in einen Club, der sonst eigentlich höhere Qualitätsansprüche erhebt. Mit dem Lufthansa-Bündnis folgt Air China auch dem Vorbild der heimischen Rivalen China Southern und China Eastern, die bereits mit Air France-KLM ähnliche Joint Ventures betreiben.

Was bedeutet das für die Fluggäste?

Wenn sich die beiden größten Anbieter eines Produktes - in diesem Fall über 80 Prozent aller Flüge zwischen China und Deutschland - zusammentun, steigen Preise für die Konsumenten nahezu zwangsläufig. Im positiven Fall erhalten sie ein besseres Produkt mit vielen zusätzlichen Zielen im chinesischen Binnenmarkt, zu denen auch das Gepäck durchgecheckt werden kann.

Es kann aber durch die Flugplan-Optimierung auch eine Verknappung des Angebots zumindest zu bestimmten Zeiten folgen. Die Flüge sollen auf die Bedürfnisse von gut zahlenden Geschäftskunden abgestimmt sein, verspricht Lufthansa.

Welche Rolle hat die Politik bei dem Deal gespielt?


Da es sich bei Air China um die staatliche Airline der Volksrepublik handelt, hat die Politik viel mitzureden. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat Kanzlerin Angela Merkel mehrfach bei ihren China-Reisen begleitet. Im Juli 2014 unterzeichnete er mit Air-China-Chef Song Zhiyong eine Absichtserklärung zur Gründung des Joint Ventures. Seitdem wurde hart verhandelt, und es wurden immer wieder neue Daten für den Abschluss genannt, der nun für den 20. September geplant ist.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: world-of-aviation.de, Björn Schmitt Aviation Photography | 18.09.2016 10:38

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Beitrag vom 18.09.2016 - 19:22 Uhr
LH und Air China sind gleichermaßen von der Konkurrenz aus ME betroffen, wie auch andere Carrier auf dieser Ost-West Achse. Was bei der Liberalisierung des Luftverkehrs in Europa abgeschafft werden sollte (capacity sharing und revenue pooling) um mehr Wettbewerb zu gewährleisten ist durch das Aufkommen der massiven Konkurrenz am Golf und anderswo jetzt leicht anders gelagert. Jetzt ist es sozusagen das Gebot der Stunde gemeinsam ein besseres Produkt zu bieten als die Konkurrenz vom Golf, die ja für genügend Wettbewerb sorgt. So lange die Frequenzen und der Bordservice den Vorstellungen der Premiumreisenden entsprechen, kann man da sehr wohl einen höheren Preis erzielen. Besseres Produkt meint hier gerade Direktflüge ohne Umsteigen. Gekniffen sind jedoch zusehends Singapore Airlines und Thai, was die Umsteigeverkehre angeht. Hier ergibt sich wegen des Wettbewerbs vom Golf kein signifikanter Vorteil für Fluggäste in Punkto Reisedauer.

BKK und SIN werden ihre Berechtigung weiter haben.Schließlich bieten die beiden Hubs deutlich mehr Ziele an als es über DXB oder DOH gibt.
BKK und SIN sind die wichtigsten Drehekreuze für SOA .
Beitrag vom 18.09.2016 - 17:38 Uhr
LH und Air China sind gleichermaßen von der Konkurrenz aus ME betroffen, wie auch andere Carrier auf dieser Ost-West Achse. Was bei der Liberalisierung des Luftverkehrs in Europa abgeschafft werden sollte (capacity sharing und revenue pooling) um mehr Wettbewerb zu gewährleisten ist durch das Aufkommen der massiven Konkurrenz am Golf und anderswo jetzt leicht anders gelagert. Jetzt ist es sozusagen das Gebot der Stunde gemeinsam ein besseres Produkt zu bieten als die Konkurrenz vom Golf, die ja für genügend Wettbewerb sorgt. So lange die Frequenzen und der Bordservice den Vorstellungen der Premiumreisenden entsprechen, kann man da sehr wohl einen höheren Preis erzielen. Besseres Produkt meint hier gerade Direktflüge ohne Umsteigen. Gekniffen sind jedoch zusehends Singapore Airlines und Thai, was die Umsteigeverkehre angeht. Hier ergibt sich wegen des Wettbewerbs vom Golf kein signifikanter Vorteil für Fluggäste in Punkto Reisedauer.
Beitrag vom 18.09.2016 - 13:18 Uhr
Aus irgendeinem Grund hinterlässt dieser Konzern bei mir zunehmend Ratlosigkeit?

Die staatlich-subventionierte Konkurrenz vom Golf ist böse, die aus Asien aber ist gut? (Okay, Etihad ist bald vllt nicht mehr ganz so böse)

Glaubt man ernsthaft, dass man mit mit steigenden Preisen Passagiere gewinnt? Oder nehmen die dann vllt doch lieber einen Stop am Golf in kauf?


Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 05/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden