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"Es ist ein offenes Geheimnis, dass Monarch und Norwegian derzeit knapp bei Kasse sind und diesen Winter vielleicht nicht überleben werden", sah Ryanair-Chef Michael O`Leary Anfang September dunkle Wolken aufziehen.
Die britische Regierung bat die Flugbehörde, andere Flüge für rund 110.000 Passagiere von Monarch im Ausland zu organisieren. Dies sei eine "beispiellose Situation". Insgesamt seien 800.000 gebuchte Passagiere von der Einstellung des Flugbetriebs betroffen.
Monarch musste laut britischer Regierung Insolvenz anmelden und wurde unter Verwaltung des Wirtschaftsprüfers KPMG gestellt. Kostendruck und der zunehmende Wettbewerb auf dem europäischen Markt hätten zu der Insolvenz beigetragen, sagte Insolvenzverwalter Blair Nimmo.
Die britische Regierung sprach von der größten Rückholaktion in Friedenszeiten. Verkehrsminister Chris Grayling sagte laut Mitteilung, dies sei eine sehr beunruhigende Situation für die betroffenen britischen Urlauber.
Qatar Airways hilft bei Rückholaktion
Seine erste Priorität sei es, die Passagiere nach Hause zu holen. Niemand solle die Größe der Herausforderung unterschätzen. Nach Medieninformationen stellt IAG-Großaktionär Qatar Airways zwei an British Airways verleaste A320 in London-Stansted und acht in Doha bereit, um Monarch-Passagiere abzuholen.
Britischen Medienberichten zufolge wurden rund 300.000 Buchungen storniert. Monarch-Kunden mit einem Ticket wurden aufgefordert, nicht zum Flughafen zu fahren. Der Urlaubsflieger gilt als fünftgrößte britische Fluggesellschaft. Die Airline selbst äußerte sich am Montagmorgen zunächst nicht.
"Das Scheitern der dritten Airline in diesem Jahr in Europa - nach Alitalia und Air Berlin - ist ein Symptom von Überkapazität und viel zu aggressiver Preispolitik", kommentierte der Analyst Neil Wilson vom Handelshaus ETX Capital die jüngste Entwicklung.
Monarch Airlines gehört dem Unternehmen Greybull Capital. Die Airline konnte nicht nachweisen, finanziell ausreichend abgesichert zu sein. Dies war jedoch Voraussetzung für eine Verlängerung der Betriebserlaubnis zum Verkauf von Pauschalangeboten mit Flügen.
Vergangenes Jahr hatte Greybull mit einer Finanzspritze von 165 Millionen Pfund (rund 190 Millionen Euro) eine drohende Pleite noch abgewendet. Monarch soll Medienberichten zufolge bereits Verkaufsgespräche unter anderem mit Norwegian geführt haben. Zu der 1968 gegründeten Airline gehören noch ein Reiseveranstalter und eine Technik.
45 Boeing 737 MAX bestellt
Erst im Juni hatte Monarch den Ausbau einer Flugbezeugbestellung von 30 auf 45 Boeing 737 MAX verkündet. Die Airline bestellte zwei 737 MAX direkt bei Boeing und arrangierte für 13 weitere Leasingverträge. Boeing führt Monarch derzeit mit 32 Direktbestellungen für die 737 MAX, deren Lieferungen 2018 beginnen sollten.
Update 16:11 Uhr: Virgin umwirbt Monarch-Piloten
Virgin Atlantic verlor am Montag keine Zeit. Stunden nachdem Monarch den Flugbetrieb einstellte, schaltete Virgin eine Stellenanzeige, die sich explizit an Piloten der insolventen Airline richtet. Zumindest einige von ihnen will Virgin in ihren Airbus- und 747-Cockpits weiterbeschäftigen.
© dpa, aero.de | Abb.: CAA | 02.10.2017 06:46
Kommentare (10) Zur Startseite
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Das Gleiche habe ich auch gedacht. MOL hat auch schon vor Ewigkeiten prognostiziert, daß LH die AB übernehmen wird. Nur auf die Idee, dass seine Leute tatsächlich Urlaub haben möchten ist er wohl nicht gekommen ;)
Wie defizitär kann man denn fliegen?
Das stimmt nur halb. Gegen Ende des Q2 verebben die Geldzuflüsse aus neuen Buchungen zunehmend. Das Gros der Passagiere bucht seine Flugreise mit mehr als 45 Tagen Vorlauf. Das heißt die Geldeingänge nehmen ab, da jetzt die schwach gebuchten "MitteNovemberFlüge" verkauft werden. Dabei kommt kaum was in die Kasse. Gleichzeitig muss noch relativ viel Geld aufgewendet werden um das Flugprogramm welches vor 1,5 bis 3 Monaten verkauft wurde abzufliegen.
Das ist einer der Gründe, warum Airlines vorzugsweise mitten in der Saison die Flügel strecken.
>Ist bitter für FR, wieder keine B738 und keine Crews die er billig rüberziehen kann.
Das Gegenteil ist der Fall. Es werden Crews frei, die ggf. mit Haus (+Kredit) und Kindern nun auf einen Job angewiesen sind. Denn kaum jemand möchte gern nach China oder Dubai. Und erfahrene Leute mit ähnlichem operationellem Background vom A320 auf Boeing zu schulen, ist nun wirklich keine Herkulesaufgabe. Zumal die Alternative 150h-Cadetten sind.