737-Krise
Älter als 7 Tage

Boeing übergibt brisante Emails an Aufsicht

Boeing 737 MAX Xiamen Airlines
Boeing 737 MAX Xiamen Airlines, © Boeing

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SEATTLE - "Hochgradig verstörend": Boeing hat zeitgleich mit dem Rücktritt von Konzernchef Dennis Muilenburg brisante, interne Schriftwechsel zur 737 MAX an die Luftfahrtaufsicht FAA und an den Untersuchungsausschuss im US-Kongress übergeben - der Konzern tritt mit der Offenlegung die Flucht nach vorne an.

Produktionsstopp, Muilenburg-Rücktritt, neue Fragen: die 737-Krise spitzt sich in der Weihnachtswoche dramatisch zu. Boeing hat Aufsehern und Abgeordneten am Montag internen Emailverkehr zur 737 MAX offengelegt. Zeitgleich räumte Muilenburg seinen Schreibtisch.

Der Inhalt ist noch Verschlusssache, aber offenbar hochbrisant. "Vergleichbar anderen Aufzeichnungen, die zuvor von Boeing veröffentlicht wurden, scheinen die Dokumente ein hochgradig verstörendes Bild zu zeichnen", zitieren die Nachrichtenagenturen "Reuters" und "Bloomberg" übereinstimmend eine Quelle aus dem Umfeld der Untersuchungen.

In der Korrespondenz sollen Mitarbeiter vor hohen Sicherheitsrisiken gewarnt haben - die Empfänger bügelten alle Bedenken mit Hinweis auf Produktionsziele ab.

"Ton und Inhalt (der Emails, Red.) spiegeln nicht das Unternehmen wider, das wir sind und sein müssen", teilte Boeing mit. Die im Sinne "vollständiger Transparenz" offengelegten Dokumente sollen in den nächsten Tagen von FAA und Kongressabgeordneten ausgewertet werden.

Mark Forkner

Dem "Wall Street Journal" zufolge geht es bei den neuen Dokumenten auch wieder um Nachrichten des früheren technischen Chefpiloten Mark Forkner. Er stand bereits im Oktober im Zentrum einer E-Mail-Affäre, die das Verhältnis zwischen FAA und Boeing stark belastete. Forkner hatte im November 2016, Monate vor der Zulassung der 737 MAX, nach einem Test im Flugsimulator starke Sicherheitsbedenken geäußert.

Boeing steht nach zwei Abstürzen seines bis dahin bestverkauften Flugzeugmodells 737 MAX erheblich in der Kritik. Der Airbus-Rivale wird verdächtigt, die Unglücksflieger überstürzt auf den Markt gebracht und dabei die Sicherheit vernachlässigt zu haben. Boeing weist dies zwar zurück, hat aber Fehler und Pannen eingeräumt. Bei den Unglücken starben im Oktober 2018 und März 2019 insgesamt 346 Menschen.

Schallende Ohrfeige

Zu Muilenburgs Nachfolger hat Boeing den bisherigen Verwaltungsratschef David Calhoun ernannt, er soll den Vorstandsvorsitz ab 13. Januar übernehmen. Bis dahin werde das Spitzenamt vorübergehend von Finanzchef Greg Smith ausgeführt.

Unter der neuen Führung werde Boeing sich zu "voller Transparenz" verpflichten, die auch eine "effektive und pro-aktive Kommunikation mit der FAA" und anderen Aufsichtsbehörden sowie Kunden umfasse, hatte Boeing am Montag mitgeteilt. Diese Ankündigung konnte durchaus als schallende Ohrfeige für Muilenburg verstanden werden.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Boeing | 25.12.2019 11:39

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Beitrag vom 08.01.2020 - 11:18 Uhr
Fast jeder Absturz in der heutigen Zeit, der keine Fremdeinwirkung war ist meist intern nachvollziehbar. Das heißt, die Probleme waren der Airline oder dem Produzent irgendwie schon bekannt aber niemand hat reagiert weil man es einfach nicht sehen oder glauben wollte. Genau das habe ich immer wieder in Realität gesehen wenn man mit Kollegen aus der gleichen Firma über einen Absturz spricht.
Meist werden die Forderungen der Flugsicherheitsabteilung aus sparzwang oder Gewohnheit nicht richtig oder verspätet umgesetzt.
Leider ist es so aber das Menschenleben hat einen Preis und es wird oft nicht alles mögliche dafür getan um Dinge sicherer zu machen.
Beitrag vom 30.12.2019 - 19:15 Uhr
Nein, das ist nicht möglich. Sie dürfen nicht einmal die innere tragende Strukter der Tragflächen verändern, sie muss immer noch dem ursprünglichen Konstruktionsprinzip entsprechen

Bei einem solch engem Vorschriftenkorsett ist es immerhin technisch beachtlich wie Boeing trotz der einengenden Großvatervorschriften über Classic und NG bis zur Max überhaupt noch eine halbwegs konkurrenzfähige Weiterentwicklung konstruieren konnten.

Was ich mich Frage ist warum nicht während Konstruktion/Erprobung der Pferdefuß erkannt und technisch
bzw. softwaremäßig besser gelöst wurde. Da bin ich gespannt ob nicht die verstörenden Mails in diese Richtung weisen.

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Beitrag vom 30.12.2019 - 18:35 Uhr
Leeham sieht das anders.
Laut deren Aussage ist die MAX ohne Mcas fliegbar und sicher. Sie verhält sich halt nur anders und hat ein starkes nose up moment bei größerem Anstellwinkel.

Laut deren Artikel ist eine Lösung sehr naheliegend und eigentlich schnell umsetzbar, mit dem Hinweis garniert warum man es denn nicht gleich so gemacht hat.
 https://leehamnews.com/2019/12/06/bjorns-corner-analysing-the-lion-air-jt610-crash-part-6/
und in weiteren Artikeln.

Ist sehr spannend zu dikutieren, so einfach und klar kannn es wohl nicht sein, denn sonst wäre es ja einfach das grounding aufzuheben.


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