Corona-Krise
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Lufthansa stutzt Flugplan um 150 Flugzeuge

Lufthansa Airbus A330-300
Lufthansa Airbus A330-300, © Lufthansa

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FRANKFURT - Die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Luftverkehr werden immer heftiger. Der Lufthansa-Konzern hat am Mittwoch seinen Flugplan kurzfristig um die Kapazität von rund 150 Flugzeugen gestutzt. Der Kranich-Verbund will in den nächsten Wochen mehrere Jets mangels Nachfrage parken.

Damit wurden Ankündigungen aus der vergangenen Woche umgesetzt und die Personalvertretungen über die konkreten Maßnahmen informiert, wie ein Unternehmens-Sprecher am Mittwoch in Frankfurt bestätigte.

Es handele sich um einen rechnerischen Wert über den gesamten Konzern, der mit seinen Gesellschaften wie Austrian, Swiss, Brussels und Eurowings über gut 750 Passagierflugzeuge verfüge, erläuterte der Sprecher. Noch stünden erst wenige Jets am Boden, etwa bei vorgezogenen Wartungsintervallen. In den kommenden Wochen würden aber immer mehr Flugzeuge aus dem Dienst genommen.

Das derzeit überzählige Personal wurde bereits in der vergangenen Woche angehalten, unbezahlten Urlaub einzureichen oder auch in Teilzeit die angebotene Arbeitsleistung zu reduzieren. Lufthansa prüft zudem die Möglichkeit, bei der Arbeitsagentur Kurzarbeit anzumelden. Mit den Arbeitnehmervertretungen laufen dazu Gespräche. Zusätzlich wurde ein umfangreiches Sparprogramm aufgelegt.

Nach aero.de-Informationen prüft Lufthansa Cargo wegen Corona eine um einige Monate vorgezogene Stilllegung ihrer Teilflotte MD-11F. Im Unternehmen kursiert der 30. Juni 2020 als Termin für ein mögliches Flottenaus der Vollfrachter - Lufthansa Cargo will dies derzeit nicht bestätigen.

Der internationale Luftverkehr ist von der weltweiten Corona-Krise schon jetzt schwer getroffen. Nach dem Fast-Zusammenbruch des China-Verkehrs sind die Folgen inzwischen rund um den Globus zu spüren, denn aus Furcht vor einer weiteren Verbreitung des Covid-19-Erregers werden Messen und Geschäftsreisen abgesagt. Die chinesische Luftverkehrsbehörde CAAC versucht inzwischen mit Extra-Prämien, die internationalen Fluggesellschaften zur Wiederaufnahme ihrer Verbindungen auf das chinesische Festland zu bewegen.

Sorgen bereitet den Airlines auch die Frage, ob die Krise als "außergewöhnlicher Umstand" zu bewerten ist. Falls nicht, müssten sie neben den nicht aufholbaren Umsatzverlusten auch noch Passagiere entschädigen, die bereits frühzeitig ein Ticket gebucht hatten.

Ziemlich sicher werden Fluggast-Portale diese Frage auch vor den Gerichten ausfechten, wie beispielsweise Lars Watermann von EUflight.de klargemacht hat. Er sieht die Flugplanstreichungen eindeutig als betriebswirtschaftliche Entscheidung der Airlines, die folglich zahlen müssten.

"Wirtschaftlich unverantwortbar"

Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) wandte sich gegen Entschädigungen nach der Fluggastrechteverordnung. Die Fluggesellschaften hätten schnell auf die Ausbreitung des Virus reagiert und ihr Angebot angepasst.

"Leere Flugzeuge zu fliegen, wäre wirtschaftlich unverantwortbar und ökologisch völlig schädlich", erklärte der Verband in Berlin. Die Einschnitte in die Flugpläne seien auf "außergewöhnliche Umstände" zurückzuführen. Statt einer Entschädigung sollten die Kunden Rückerstattungen oder kostenlose Umbuchungen erhalten.

Der Konkurrent Air France/KLM rechnet wegen des Virus mit bis zu 200 Millionen Euro Gewinneinbuße im laufenden Geschäftsjahr, Lufthansa will zu einem späteren Zeitpunkt berichten. Den kompletten Überblick zu den wirtschaftlichen Folgen hat die Branche noch nicht.

Es ist aber längst klar, dass Corona härtere Konsequenzen haben wird als die Sars-Epidemie im Jahr 2003 oder der aschereiche Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull sieben Jahre später.

Der internationale Airline-Verband IATA konnte am Mittwoch erste Auswirkungen des Covid-19-Ausbruchs mit den weltweiten Passagierzahlen für den Januar belegen. Danach wuchs die globale Nachfrage nach Passagierflügen zwar noch um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die ersten massiven Eingriffe in den Flugverkehr nach China ab dem 23. Januar genügten aber, das nahezu schwächste Wachstum seit fast zehn Jahren zu zeigen.

Die bange Frage lautet längst, wie lange die Krise anhält und wie schnell sich anschließend die Nachfrage erholen wird. Der Chef des Billigfliegers Ryanair, Michael O'Leary, gehört wohl noch zu den Optimisten, die im Sommer bei den Konsumenten eine gewisse Gewöhnung erwarten. Im Juni und Juli werde das "Paniklevel" sinken, vermutet der irische Lautsprecher der Branche.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Lufthansa | 04.03.2020 15:12

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Beitrag vom 09.03.2020 - 00:43 Uhr
Sag mal hab ich denn schon irgendwas gelesen dass die Bahn den Corona Express Fahrplan ausdünnen möchte? Nicht dass ich wüsste ...
Beitrag vom 08.03.2020 - 01:37 Uhr
Da es sich um "rechnerische" Anzahl von Fliegern handelt, bedeutet das nicht das diese alle gleichzeitig geparkt werden. Viele gehen frühzeitig in die Wartung oder Routen werden mit kleinerem Fluggerät bedient.
Gordon hat recht. Es macht keinen Unterschied ob man immer die gleichen 150 (oder demnächst bis zu 380?) Flieger am Boden lässt oder die Flotte munter "durchrotiert". Was nicht in der Luft ist, steht logischerweise am Boden.
Eng könnte es werden wenn die 14 A380 geparkt werden, aber sicherlich nicht auf Dauer an den teuren Stellplätzen in FRA oder MUC, da gibt es günstigere Alternativen.
Aktuell spricht man von FRA bzw. MUC als Stellfläche für die Zeppeline, ich schätze aber dass sich das auch recht kurzfristig ändern lässt.
Beitrag vom 07.03.2020 - 13:38 Uhr

Da es sich um "rechnerische" Anzahl von Fliegern handelt, bedeutet das nicht das diese alle gleichzeitig geparkt werden. Viele gehen frühzeitig in die Wartung oder Routen werden mit kleinerem Fluggerät bedient. Eng könnte es werden wenn die 14 A380 geparkt werden, aber sicherlich nicht auf Dauer an den teuren Stellplätzen in FRA oder MUC, da gibt es günstigere Alternativen.

Also wenn 150 Flugzeuge (auch wenn es keine physischen sind) nicht in der Luft sind, dann müssen sie am Boden sein. Aber das Streichszenario geht ja erst nächste Woche richtig los ...


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